Schweiz
Migration

Du möchtest Flüchtlinge aufnehmen? Dann lies diese 6 Punkte

Du möchtest Flüchtlinge bei dir aufnehmen? Dann lies zuerst diese 6 Punkte. PS: Flüchtlinge müssen das auch lesen, für sie gibt es ebenfalls Regeln

In der Schweiz gibt es momentan eine Solidaritätswelle für Flüchtlinge. Das ist lobenswert. Hilfe ohne Plan macht allerdings wenig Sinn. Wer als Privater Flüchtlinge aufnehmen will, muss Mindestanforderungen erfüllen.
13.10.2015, 20:3114.10.2015, 10:32
Felix Burch
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Bist du Hauseigentümer, Pächter oder Mieter und möchtest Flüchtlinge bei dir aufnehmen? Bevor du dich meldest, musst du wissen, dass Folgendes Voraussetzung sein soll: 

Abschliessbares, möbliertes Zimmer

Eine gewisse Privatsphäre muss sein. Deshalb kommst du nur in Frage, wenn du ein Einzelzimmer anbieten kannst. Falls du eine ganze Familie aufnehmen willst, ist eine Einliegerwohnung (Wohnung in der Wohnung) mit zwei Zimmern nötig. 

Separates WC – eventuell inklusive Dusche 

Die Schweizerische Flüchtlingshilfe schreibt vor, dass eine separate Nasszelle mit WC, Dusche oder Bad Voraussetzung ist. Eine separate Dusche oder ein separates Bad ist aber nicht zwingend. 

Erlaubnis des Vermieters

Falls du kein eigenes Haus besitzt und Mieter bist, kläre ab, ob du jemanden als Untermieter aufnehmen kannst und frage nach entsprechenden Verträgen. 

Offenheit für die Begegnung mit einer eventuell fremden Kultur

Auch wenn du meinst, du weisst alles über anderen Kulturen, solltest du dir bewusst sein, dass du allenfalls Menschen aufnimmst, die ganz anders funktionieren als wir. 

Genügend Zeit

Kurzfristig Flüchtlinge bei Privaten zu platzieren, macht keinen Sinn. Sechs Monate sind das Minimum, im Durchschnitt bleiben Flüchtlinge ein Jahr bei Familien. 

Bereitschaft, dich für die Integration zu engagieren 

Nimmst du Flüchtlinge auf, solltest du diese unterstützen – bei sprachlichen Problemen, bei der Stellensuche, bei Schulfragen und bei der Bewältigung des Alltags. 

Westschweizer Kantone sind, was die Platzierung von Flüchtlingen bei Privaten betrifft, unkomplizierter als Deutschschweizer Kantone. Hier eine Familie aus dem Kanton Waadt. 
Westschweizer Kantone sind, was die Platzierung von Flüchtlingen bei Privaten betrifft, unkomplizierter als Deutschschweizer Kantone. Hier eine Familie aus dem Kanton Waadt. 
bild: Schweizerische flüchtlingshilfe

Nicht nur für Private, die ihr Zuhause anbieten, gibt es Anforderungen; die Flüchtlinge selber müssen ebenfalls Punkte befolgen:

Bekenntnis zur Schweiz

Flüchtlinge müssen sich integrieren wollen. Das bedeutet, dass sie über die Sprache, mit entsprechenden Ausbildungen und der Suche nach einer Stelle ein glaubwürdiges Bekenntnis für die Schweiz abgeben sollten. 

Offenheit für die Schweizer Kultur

Wie für die Anbieter von Plätzen für Flüchtlinge, gilt auch für die Flüchtlinge selber: Offen sein für die Begegnung mit einer eventuell noch fremden Kultur. 

Wann kommt es zum ersten Treffen?
Die Flüchtlingshilfe leitet Angebote von Privaten an die kantonalen Asylbehörden weiter. Diese wählen die geeigneten Flüchtlinge aus. Die Flüchtlinge und die potenziellen Gastgeber treffen sich ein erstes Mal, stellen sich gegenseitig vor und definieren die Hausordnung. Danach bekommen beide Parteien eine Bedenkzeit von zwei Tagen. Sind beide einverstanden, beginnt das gemeinsame Wohnen. Die Schweizerische Flüchtlingshilfe begleitet das Ganze.

Zahlen die Flüchtlinge eine Miete?
Ja. Die Privaten schliessen mit den Flüchtlingen einen Miet- oder Untermietvertrag ab. ​

Wo kannst du dich melden?
​Wer Flüchtlinge aufnehmen will, kann sich online bei der Schweizerischen Flüchtlingshilfe dafür anmelden. Noch ist dies erst für Interessierte aus den Kantonen Aargau, Bern, Genf und Waadt möglich. Bei den anderen geben die kantonalen Asylkoordinationen Auskunft. In Städten sind es die lokalen Sozialämter.

Bis jetzt konnte die Flüchtlingshilfe bei 15 Familien Flüchtlinge unterbringen. Das Projekt ist allerdings erst am Anlaufen. Laut Stefan Frey von der Flüchtlingshilfe könnten in der Schweiz 3000 Flüchtlinge bei Privaten platziert werden

Flüchtlinge kämpfen gegen Grenzen

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Flüchtlinge kämpfen gegen Grenzen
15. September, Istanbul, Esenler Busbahnhof: Die Regierung hält Tickets an die Grenze zurück, Flüchtlinge protestieren.
quelle: getty images europe / ahmet sik
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16 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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stadtzuercher
13.10.2015 21:08registriert Dezember 2014
da scheint ja ziemlicher wohlstand zu herrschen, dass schnell mal eben gästezimmer, extranasszelle etc gleich für mind. 1 jahr zur verfügung gestellt werden kann. viele mitbürger sind schon froh, wenn sie eine wohnung finden, die für sie selbst knapp gross genug und zahlbar ist...
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Angelo C.
13.10.2015 21:57registriert Oktober 2014
Wird wohl gar manchem Gutwilligen schon im Vorfeld ablöschen, wenn er bedenkt, was es da alles zu beachten gilt...

Kommt hinzu, dass solche Lösungen quantitativ eh nur den Tropfen auf dem heissen Stein bilden können, weil diese Angebote Privater kaum massenweise vorhanden sind. Und die komplizierten Anmelde- und Bewilligungsverfahren werden ja offensichtlich der Notsituation auch nur marginal gerecht, sodass der Anbieter gute Nerven haben muss.
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Sash
13.10.2015 23:02registriert Oktober 2014
Grundsätzlich ist es ja eine gute Idee mit dem Integrationsgedanken und so. Ich fürchte nur, dass viele Leute in der Schweiz eine rosa Brille aufhaben und dann plötzlich auf die Welt kommen, wenn die kulturellen Differenzen doch zu gross sind oder der Unterschied zwischen Dein und Mein recht flexibel ausgelegt wird. Ich will die Flüchtlinge nicht pauschalisiert kriminalisieren, aber ich kann mir vorstellen, dass die Versuchung einfach da ist, wenn man plötzlich mit solchem Luxus im Überfluss konfrontiert ist.

Überlegt euch also wirklich gut, ob ihr mit diesen Unterschieden leben könnt!
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