Schweiz
Mobilität

Veloturm am Bahnhof Meilen sorgt für Diskussionen

V-Locker Veloabstellturm Meilen
Der Veloturm am Bahnhof Meilen sorgt für Diskussionen. Bild: v-locker.ch

Seit mehr als einem Jahr steht in Meilen dieser Veloturm – doch (fast) niemand nutzt ihn

Seit April 2023 können Velofahrende in Meilen ihre Fahrräder in einem futuristischen Metallturm sicher und wetterfest abstellen. Doch das Angebot wird kaum genutzt, und das Design erhitzt die Gemüter.
12.12.2024, 15:0812.12.2024, 17:14
Thomas Wey
Thomas Wey
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Mit einer Höhe von neun Metern ist der Veloturm am Bahnhof Meilen unübersehbar. Seit April 2023 bietet die Konstruktion Platz für 20 Fahrräder. Das Konzept: Die Fahrräder werden vertikal gestapelt und brauchen so weniger Platz als herkömmliche Abstellplätze.

Die Reservierung und Bezahlung der Parkbox erfolgt über eine App – 50 Rappen pro Stunde oder 14.90 Franken im Monat. Sogar ein Reifenflickservice lässt sich mit der App buchen.

Ein Lift befördert die einzelnen Abstellboxen. Dadurch braucht der Veloturm nur wenig Platz.
Ein Lift befördert die einzelnen Abstellboxen im Innern des Turms nach oben.Bild: v-locker.ch

Kaum Nutzer, wenig Begeisterung

In Städten ist der Platz bekanntlich knapp, da scheint ein solcher Veloturm auf den ersten Blick eine ideale Lösung zu sein. Doch wie die Zürichsee Zeitung berichtet, wird der Veloturm in Meilen kaum genutzt. Im Schnitt parkieren seit der Inbetriebnahme nur 15 Personen pro Monat ihr Velo im Turm. Im Januar waren es sogar nur zwei Personen.

Auch optisch stösst der Turm bei der Bevölkerung auf Kritik. Schon kurz nach der Eröffnung startete ein Bürger einen Ideenwettbewerb zur Verschönerung der Metallkonstruktion. Und an einer Informationsveranstaltung der Gemeinde fragte diese Woche eine Einwohnerin, ob «das Ding» wieder entfernt werde. Sie trauere der Platane nach, die dafür gefällt worden sei.

V-Locker Veloabstellturm.
Für den Bau des Veloturms musste eine Platane gefällt werden.Bild: v-locker.ch

Ob der Turm auf dem Bahnhofplatz Meilen verschwindet, entscheidet nicht die Gemeinde, sondern die Betreiberin. Das ist die V-Locker AG mit Sitz in Dübendorf. Mit den Türmen möchte das Unternehmen den Veloverkehr fördern und so einen Beitrag zur nachhaltigen Mobilität leisten. Gemäss eigener Website sorgen «simple Technik mit ansprechendem Design» für «maximalen Stauraum» trotz «minimalem Platzanspruch». Pro Turm wird lediglich eine Grundfläche von 4,5 Quadratmetern benötigt.

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V-Locker Velotürme
Der Standort Münchenbuchsee war das erste Veloschliessfach von V-Locker.
quelle: v-locker.ch
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Gemäss V-Locker kann das Äussere der Türme in Holz-, Metall- oder Glasoptik, mit Photovoltaikelementen oder begrünt realisiert werden. In Meilen stand eine Begrünung tatsächlich auch zur Diskussion – wurde dann aber wegen hoher Kosten bis 65'000 Franken nicht umgesetzt.

Insgesamt gibt es in der Schweiz und in Deutschland 13 solche Veloschliessfächer. V-Locker vermeldete im November seine 10'000. Buchung. Wie die Nutzungszahlen an den anderen vier Standorten in der Schweiz aussehen, ist noch nicht bekannt. Eine entsprechende Medienanfrage von watson ist beim Unternehmen hängig.

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119 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Chalbsbratwurst
12.12.2024 15:54registriert Juli 2020
Naja... Meilen ist Goldküste.
Ein SUV-Turm würde da wahrscheinlich häufiger benutzt werden ;-)
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chicadeltren
12.12.2024 15:41registriert Dezember 2015
Das ganze Ding hat nur Platz für 20 Velos? Was für ein Aufwand, das wird sich ja nie im Leben rentieren… Bekommt diese Firma Subventionen?
Dauert vermutlich auch noch 3x so lange sein Velo so zu verstauen, denn auf gratis Aussenparkplätzen…
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Helvetiavia Philipp
12.12.2024 15:50registriert Februar 2018
Eine Dienstleistung die teurer ist (180.- pro Jahr), komplizierter (App-Reservation) und länger dauert als die Alternative, kann nicht funktionieren.
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