«Basel und Genf douze points»: Die Eurovision-Song-Contest-Bewerbungen aus Basel und Genf haben die Verantwortlichen bei der SRG am meisten überzeugt. Aus dem Rennen sind hingegen Zürich und Bern/Biel. Wer den Zuschlag erhält, ist Ende August klar.
Eine Übersicht über die Begründung und die Reaktionen.
Die SRG hat sich für Basel und Genf als mögliche Eurovision-Song-Contest-Austragungsorte entschieden, weil dort mehr Enthusiasmus für den Anlass herrscht. In Zürich und Bern/Biel sei das etwas weniger zu spüren gewesen.
Es seien am Schluss aber Nuancen gewesen, sagte SRG-Sprecher Edi Estermann am Freitag gegenüber dem «Regionaljournal Zürich-Schaffhausen» von Radio SRF1.Die Entscheidung sei nicht einfach gewesen. «Wir hatten vier hervorragende Dossiers auf dem Tisch.» Nicht ausschlaggebend sei jedoch die politische Rahmensituation gewesen, also konkret die Referendumsdrohungen gegen die ESC-Austragung. Estermann sagte dazu:
Tatsächlich zeigten sich sowohl Genf als auch Basel rasch bereit, eine Kandidatur als ESC-Austragungsort einzureichen. In Zürich und Bern/Biel dauerte der Prozess um einiges länger.
Die Stadt Zürich reagiert enttäuscht. Stadtpräsidentin Corine Mauch äussert sich in der Medienmitteilung wie folgt:
Weiter sagt sie, dass sich bereits ganz viele Zürcherinnen und Zürcher mit viel Energie und Herzblut für das Projekt eingesetzt hätten. Dafür möchte sie sich bedanken.
Allerdings war dieser Betrag verglichen mit den anderen Dossiers wohl einfach zu tief: Andere Städte hätten ein Angebot gemacht, welches die SRG stärker entlaste, hiess es bei der Stadt Zürich auf Anfrage. Ein höherer Betrag als 20 Millionen Franken hätte in der Stadt Zürich aber eine Volksabstimmung notwendig gemacht.
Auf X bedauert auch der Präsident der FDP Stadt Zürich den Entscheid der SRG:
Mit Genf und Basel bleibt die Wetschöpfung nicht ausschliesslich in der Schweiz. Für mich unverständlicher und enttäuschender Entscheid des SRG. Zürich mit seiner Grösse hätte die beste Ausgangslage für einen solchen Event geboten. Verpasste Chance! #ESC2025
— Përparim Avdili (@PerparimAvdili) July 19, 2024
Die Co-Präsidentin der Operation Libero und Zürcher GLP-Politikerin Sanija Ameti macht das Referendum der EDU und der SVP für die Absage verantwortlich:
Bedauerlich: Der #ESC soll nicht in Zürich stattfinden. Als SRF hätte ich es auch nicht in Zürich gemacht, wenn die ganze Planungssicherheit durch ein Referendum vernichtet würde. Danke für nichts EDU und SVP.
— Sanija Ameti (@cybersandwich) July 19, 2024
Im Gegensatz dazu freuen sich die Stadtberner ESC-Gegner. Die Grün-Alternative Stadträtin Simone Machado kommentiert den Entscheid mit «wunderbar». Ihre Partei hatte zusammen mit der SVP, der EDU und der Bürgerbewegung Aufrecht Bern das Referendum gegen den Stadtberner Beitrag von 7 Millionen Franken angedroht.
Sie befürchteten wochenlange Unannehmlichkeiten und Einschränkungen für die Bevölkerung wegen der enormen Sicherheitsvorkehrungen. Zudem widerspreche der Anlass den Bestrebungen der Stadt für mehr Klimaschutz.
Enttäuscht haben am Freitag die Stadtpräsidenten von Bern und Biel auf den Vorentscheid zum Eurovision Song Contest reagiert. Sie gehen davon aus, dass ihre Kandidatur an zwei Faktoren scheiterte. Zum einen habe die SRG Risiken bei einer Durchführung in der neuen Berner Festhalle gesehen, sagte der Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried (Grüne Freie Liste) im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Die Festhalle wird erst Ende März 2025 fertiggestellt, wenige Wochen vor dem ESC. Zurzeit ist die Halle noch in Bau.
Offenbar brauche es etwas Fantasie, sich hier einen Grossanlass im Mai 2025 vorzustellen, sagte von Graffenried – während die Infrastruktur in Genf und Basel schon bereit sei. Negativ ins Gewicht gefallen seien auch die Referendumsdrohungen. Eine Volksabstimmung habe die SRG offensichtlich vermeiden wollen. Zwar gebe es auch Gegner in Basel und Genf, doch in Bern und Zürich seien die Referendumsdrohungen am lautesten gewesen.
Bedauern über den Entscheid äusserte auch der Bieler SP-Stadtpräsident Erich Fehr. Die Chance der Kandidatur Bern/Biel sei aber ohnehin nur bei 25 Prozent gelegen, angesichts der vier Bewerbungen. Die Region könne auch so vom Eurovision Song Contest in der Schweiz profitieren, sagte Fehr - insbesondere die Hotellerie und die Gastronomie.
In Basel löste der ESC-Vorentscheid Freude aus. Regierungspräsident Conradin Cramer sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA:
In der zweiten Phase der Bewerbung will Basel nun das Umsetzungskonzept weiter verfeinern. Dieses steht unter dem Motto «Crossing Borders» («Grenzen überwinden»).
Erhält Basel den Zuschlag für den ESC 2025, wird die St. Jakobshalle zum Haupt-Austragungsort. In der benachbarten Eishalle St. Jakob-Arena würde das Pressezentrum eingerichtet und im St.Jakob-Park ein grosses Public-Viewing. Die Kosten schätzt die Regierung auf 30 bis 35 Millionen Franken.
Die Wahl zeige, dass Basel gute Voraussetzungen für die Austragung von internationalen Grossanlässen biete, teilte die Regierung am Freitag mit. Jetzt gehe es darum, das Umsetzungskonzept zu verfeinern.
Auch in Genf löste der SRG-Vorentscheid Jubel aus. «Wir freuen uns sehr, Genf unter den Finalisten zu sehen», teilte die Stadtpräsidentin von Genf, Christina Kitsos (SP), mit. Man werde nun alles daran setzen, das Auswahlkomitee vom Enthusiasmus der Genfer Bewerbung zu überzeugen. «Genf ist am besten geeignet, dieses Grossereignis auszurichten», zeigte sich Kitsos selbstbewusst.
Erhält Genf den Zuschlag, würde das Palexpo-Messegelände direkt neben dem Flughafen zur Austragungsstätte. Die Kosten werden auch hier auf rund 30 Millionen Franken geschätzt.
Der endgültige Entscheid, wer den ESC austragen soll, wird Ende August fallen.
(saw/sel/mit Material der sda)
Ich ahne einen Grund. Die SRG braucht Planungssicherheit. So ein Event lässt sich nicht in wenigen Monaten organisieren. In Basel und Genf ist es sehr unwahrscheinlich, dass ein EDU/SVP-Referendum eine Mehrheit findet.
Hoffentlich werden wir es noch erfahren.
Dass einige Cüpli-Politiker gerne das Rampenlicht in Zürich genossen hätten ist schon klar, aber es gibt ja noch viele andere Gelegenheiten dazu in der little big City.
Dennoch empfinde ich die Einsprachen aus gewissen Kreisen schon bedenklich. Ich bin nun dafür dass wir das Sechseläuten abschaffen und der ZSC soll mit seinem SVP Tempel nach St. Gallen umziehen. 😎
Riesig Party machen wenn die Schweiz in der EM ausnahmsweise nicht in der Vorrunde ausscheidet, aber wenn wir tatsächlich mal was gewinnen alles dafür tun um im Ausland schlecht dazustehen.