Das Programm lässt sich sehen: Stars wie DJ Bobo, Stefanie Heinzmann, Francine Jordi oder Stephan Eicher treten auf, wenn die Post am 18. und 19. August in Zofingen AG unter dem Namen Postfestival ein Mitarbeiterfest abhält. Die Obergrenze des Gesamtbudgets liegt gemäss dem Newsportal «Argovia Today» bei drei Millionen Franken,
Das Fest findet auf dem gleichen Gelände statt wie kurz zuvor das Heitere Open Air. Auf dem Areal finden 12'000 der insgesamt rund 47'000 Post-Mitarbeitenden gleichzeitig Platz. Noch sind für beide Tage Tickets vorhanden. Die Post spendiert den Eintritt, die Anreise im ÖV sowie Essens- und Getränkegutscheine im Wert von 45 Franken pro Person.
Die grosse Feier steigt nur sechs Wochen nachdem die Post eine Erhöhung der Preise für Brief- und Paketpost auf Anfang 2024 kommuniziert hat. Das Unternehmen wollte die Preise angesichts der teuerungsbedingt steigenden Betriebskosten sowie rückläufiger Einnahmen noch stärker erhöhen. Sie einigte sich schliesslich Anfang Juli mit dem Preisüberwacher auf einen Kompromiss.
Deshalb fallen die Mehreinnahmen geringer aus als erhofft. «Entsprechend werden wir auch unseren eigenen Gürtel enger schnallen müssen», kündigte Postchef Roberto Cirillo damals an. Im März hatte er bereits bekannt gegeben, die Post müsse bis Ende Jahr 100 Millionen Franken einsparen.
Ist ein millionenteures Mitarbeiterfest unter diesen Umständen opportun? Das Festival sei ein Dank an die Mitarbeitenden zum 175-Jahr-Jubiläum der Post, sagt Sprecherin Jacqueline Bühlmann. «Die Post drückt damit ihre Dankbarkeit und Wertschätzung für den tagtäglichen Einsatz ihrer Mitarbeitenden für das Unternehmen und die Schweizer Bevölkerung aus.» Wie viel die Feier am Schluss tatsächlich kostet, hängt unter anderem von der Anzahl der Teilnehmenden ab. Pro Person wird mit Kosten zwischen 80 und 125 Franken gerechnet.
Dieses Geld stammt zu grossen Teilen aus dem bisherigen Budget für kleinere Mitarbeiterveranstaltungen für Teams oder Abteilungen wie etwa Weihnachtsessen. Heuer wolle man zum Auftakt des 175-Jahr-Jubiläums der Post ein grosses, gemeinsames Fest statt viele kleinere Anlässe feiern. «Die effektiven Zusatzkosten, die dadurch entstehen, betragen bei weitem nicht drei Millionen Franken, sondern viel weniger», so Bühlmann.
Die eingangs erwähnten Preiserhöhungen stünden in keinem Zusammenhang mit dem Postfestival, betont Bühlmann. «Ein Verzicht auf das Postfestival hätte weder Preis- noch Effizienzmassnahmen vermieden.» Ausserdem hält die Post fest, dass kein einziger Franken Steuergeld in die Ausrichtung des Festivals fliesse.
Den Mitarbeitenden sei klar, dass ausserordentlicher Einsatz auch mal ausserordentlich verdankt werden kann, ohne dass deswegen Sparmassnahmen oder Effizienzprogramme ihre Berechtigung verlieren. Die Rückmeldungen der Mitarbeitenden sind laut Sprecherin Bühlmann sehr positiv: «Viele freuen sich auf die gemeinsame Feier.»
Die Gewerkschaft Syndicom vertritt auch das Postpersonal. Zentralsekretär David Roth sagt: «Zeichen der Wertschätzung an die Mitarbeitenden begrüssen wir grundsätzlich.» Ob das Postfestival die richtige Form sei, sei Geschmackssache. Einige Mitarbeitende finden es toll, andere störe, dass die Konzernleitung verordnet habe, dass das Budget für solche Zeichen der Wertschätzung praktisch vollumfänglich ins Postfestival fliesse. «Und aus der Romandie kam die Klage, das Musikprogramm sei zu stark auf ein Deutschschweizer Publikum ausgerichtet», so Roth.
FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen zeigt sich auf Anfrage überrascht. dass die Post genügend Geld hat «für eine dermassen exorbitant teure Feier». Dies lasse nur den Schluss zu, dass die Post «ein hochprofitabler Konzern sei, der in den nächsten Jahren sicher nicht bei der Politik um Geld nachfragen wird», sagt der Berner sarkastisch. Und fügt ernsthaft an: «Die Post ist ein Staatsbetrieb. Eine solche Party mit teuren Stars sendet in Zeiten von Preiserhöhungen und Sparmassnahmen ein völlig falsches Signal aus.» (aargauerzeitung.ch)