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Endometriose: Nationalrat will Forschung forcieren – Bundesrat dagegen

Nationalrat will Forschung über Endometriose forcieren – Bundesrat ist dagegen

21.09.2023, 01:52
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Der Schweizerische Nationalfonds soll die Endometriose-Forschung verstärken. Das fordert der Nationalrat mit einer Motion. Unter anderem sollen die finanziellen Folgen der Unterleibserkrankung bei Frauen auf die Krankenkassen und die Gesellschaft untersucht werden.

Die grosse Kammer hat am Mittwoch einen entsprechenden Vorstoss von Mitte-Nationalrat Benjamin Roduit (VS) mit 106 zu 76 Stimmen bei 9 Enthaltungen angenommen. Dieser geht nun an den Ständerat.

Benjamin Roduit, Mitte-VS, spricht waehrend der Sommersession der Eidgenoessischen Raete, am Mittwoch, 7. Juni 2023 im Nationalrat in Bern. (KEYSTONE/Anthony Anex)
Benjamin Roduit, Mitte-Nationalrat aus dem Wallis. Bild: keystone

Laut dem Motionär ist eine von zehn Frauen von Endometriose betroffen. Für viele Spezialistinnen und Spezialisten explodiere die Anzahl Fälle seit einigen Jahren buchstäblich.

Endometriose
Der Name der gutartigen chronischen Krankheit leitet sich von der medizinischen Bezeichnung für die Gebärmutterschleimhaut «Endometrium» ab. Bei einer Endometriose kommt die Gebärmutterschleimhaut nicht nur im Innern der Gebärmutter vor, sondern wächst auch an anderen Orten, wie zum Beispiel am Bauchfell im Becken, an den Eierstöcken oder an der Blase. Diese Ansammlungen werden Endometriosenherde genannt. Während der Menstruation löst sich die Gebärmutterschleimhaut ab. Weil sich aber die an anderen Orten gebildeten Endometriosenherde nicht ablösen können und sich Blut und Schleimhaut staut, kann es zu grossen Schmerzen und Komplikationen kommen. Schätzungsweise die Hälfte aller Fälle, in denen die Frau Schwierigkeiten hat, schwanger zu werden, ist auf Endometriose zurückzuführen. Das Risiko für eine Fehlgeburt ist – je nach Quelle – um 50 bis 75 Prozent erhöht.

Roduit begründete seine Motion damit, dass die Früherkennung der Endometriose laut Experten noch in den Kinderschuhen stecke. Dabei wäre eine rasche Diagnose wichtig, um die Krankheit zu stoppen und die Fruchtbarkeit und eine Lebensqualität für die Patientinnen zu erhalten oder wiederzuerlangen. Für die Entwicklung der dafür notwendigen Instrumente bedürfe es umfangreicher Forschung.

Der Bundesrat ist dagegen

Forschungsminister Guy Parmelin beantragte im Namen des Bundesrats die Ablehnung der Motion. Er verwies darauf, dass der Nationalfonds bereits einzelne Forschungsprojekte zur Endometriose oder damit verwandten Themen fördere. Forschende hätten jederzeit die Möglichkeit, weitere Mittel für die Durchführung wissenschaftlicher Projekte zu beantragen. Er erachte es nicht als sinnvoll, das Forschungsthema der Endometriose politisch vorzugeben.

Bereits im Frühjahr hatte das Parlament Verbesserungen bei der gezielten Förderung von Forschung zu spezifischen Frauenkrankheiten und deren Behandlung gefordert. Der Bundesrat erhielt den Auftrag, frauenspezifische Krankheiten und Beschwerden gezielter erforschen zu lassen und für Qualität bei der Behandlung dieser Krankheiten sorgen. (sda)

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106 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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3,2,1... vorbei
21.09.2023 06:32registriert September 2018
Wenn der Herr Parmelin an ein Gerät angeschlossen wird, welches die Schmerzen simuliert, welche diese betroffenen Mädchen / Frauen jeden Monat aushalten müssen, würde er sich sicher anders entscheiden.
Es betrifft ja nicht wenige einzelne Personen, wenn ca. jede 10. Frau betroffen ist!
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Hadock50
21.09.2023 06:23registriert Juli 2020
BR Grund der Ablehnubg;
..
Forschende hätten jederzeit die Möglichkeit, weitere Mittel für die Durchführung wissenschaftlicher Projekte zu beantragen.
..
....beantragen heisst nicht automatisch bekommen.
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2r_music
21.09.2023 06:33registriert April 2020
Diagnose ist der Schlüssel zur Reduktion der Gesundheitskosten; Ist anscheinend bei den bürgerlichen Politikern nicht erwünscht.
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