Die Esche ist ein wichtiger Baum, der aber gefährdet ist. Die Forscher Valentin Queloz und Michael Eisenring von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) beantworten die wichtigsten Fragen zur Esche.
Die Esche ist die zweithäufigste Laubbaumart in der Schweiz. Mehr als 90 Prozent der einheimischen Eschen sind krank.
Die Bäume leiden in der Schweiz am sogenannten Eschentriebsterben. Diese Erkrankung wurde erstmals in den 1990er-Jahren in Polen festgestellt. Dort breitete sich die Krankheit rasch aus. Weil die Sporen des Erregerpilzes (Hymenoscyphus fraxineus) leicht mit dem Wind verfrachtet werden, gab es keine Möglichkeit, die natürliche Ausbreitung der Krankheit zu stoppen. In der Schweiz wurden die ersten befallenen Eschen 2008 beobachtet. Inzwischen ist die Krankheit in allen Regionen, auch auf der Alpensüdseite, verbreitet.
Ursprünglich aus Ostasien, vermutlich gelangte der Pilz mit importierten asiatischen Eschen nach Polen. Genetische Untersuchungen deuten darauf hin, dass nur zwei bis drei Pilz-Genotypen eingeschleppt wurden. Im Gegensatz zum Ursprungsgebiet in Asien ist der Genpool des Pilzes in Europa daher sehr beschränkt.
Neben der natürlichen Sterblichkeit ist das Eschentriebsterben die einzige dominante Ursache für die Mortalität dieser Bäume in der Schweiz, sagt Forscher Valentin Queloz. Die jährliche Sterblichkeitsrate bei Eschen war vor Ankunft des Pilzes bis 2009 bei 0,3 Prozent. Im Jahr 2019 erreichte war sie 1,4 Prozent. Dabei gibt es grosse Unterschiede zwischen jungen und älteren Eschen. Stärker betroffen sind die jungen Eschen, die Eschenverjüngung leidet deshalb stark unter der Krankheit. An gewissen Standorten wachsen gar keine neuen Eschen mehr nach. Junge Eschen können bereits nach ein bis zwei Jahren komplett absterben. Alteschen können der Krankheit viel länger trotzen und überleben 8 bis 15 Jahre, auch wenn sie stark erkrankt sind. Nicht alle Eschen haben ein Problem mit dem Pilz. 5 bis 10 Prozent sind gegen die Krankheit resistent.
Nein. Eine direkte Bekämpfung des Eschentriebsterbens mit Fungiziden ist im Wald nicht erlaubt und auch nicht praktikabel. Die Pharmafirma Syngenta untersucht zurzeit die Möglichkeit, die Krankheit ausserhalb des Waldes mittels Bauminjektionen zu bekämpfen. Gleichzeitig laufen Forschungsprojekte zu möglichen natürlichen Gegenspielern.
Das Eschentriebsterben hat bereits einen spürbaren Einfluss auf den Waldbau in der Schweiz, schreibt das Bundesamt für Umwelt (Bafu) in seiner «Strategie des Bundes und der Kantone zum Eschentriebsterben»: Auf Neupflanzungen von Eschen wird demnach weitgehend verzichtet. Da die Entwicklung der Krankheit und der Gesundheitszustand von Auge zum Teil schlecht einschätzbar sind, werden befallene Eschen im Zweifelsfall eher gefällt. Schwach befallene oder gesund aussehende Exemplare werden aber lokal gefördert. Ansonsten werden in Eschenbeständen kaum Eingriffe gemacht, ausser es sei aus Sicherheitsgründen notwendig. Diese Entwicklungen haben insgesamt zur Folge, dass der Totholzanteil in Eschenbeständen zunimmt, vor allem im Stangenholz. Der Holzmarkt sei zurzeit noch aufnahmefähig, es zeichne sich allerdings ein Überangebot an Eschenholz ab.
Eschenholz zählt zu den beliebtesten heimischen Nutzholzarten. Es gilt als Edellaubholz, hat eine gute Verarbeitbarkeit sowie Eigenschaften, die von einem hohen Brennwert bis zu aussergewöhnlicher Biegsamkeit reichen. Esche ist zu Recht ein beliebtes Holz auch für den Möbel- und Parkettbau. Die Holzfachleute hoffen deshalb sehr, dass sich der Eschenbestand in Europa bald erholen wird.
Es gibt noch viele grosse Eschen im Wald, die immer noch genutzt werden. Die Nutzung hat seit 2009 nicht deutlich abgenommen. Das Landesforstinventar zeigt aber deutlich, dass die Vorräte langsam runtergehen. Die Esche ist eine sehr gute Baumart, was den Klimawandel angeht. Es wird versucht, möglichst viele resistente Eschen im Wald zu behalten, um denen die Chance zu geben, sich zu verjüngen.
Die Schweiz hat eine Strategie zum Erhalt der Esche entwickelt. «Es gibt resistente Eschen und diese sollten gefördert werden», sagt Queloz. Zudem sollen das Einschleppen neuer Erreger verhindert, Ersatzbaumarten geprüft und biologische Kontrollmöglichkeiten gefunden werden.
Nein. «Der Eschenprachtkäfer ist zum Glück noch nicht in der Schweiz angekommen. Er wurde aber nach Russland eingeschleppt und bewegt sich laut aktuellsten Prognosen langsam gegen Zentraleuropa. Der Käfer hat in Nordamerika Millionen von Eschen abgetötet. Ein Eintreffen in Zentraleuropa wäre also verheerend», sagt Michael Eisenring.
Im Fachmagazin «New Phytologist» konnte WSL-Forscher Eisenring aufzeigen, dass Eschen, die eine erhöhte Pilzresistenz aufweisen, auch gegen diesen Käfer resistenter sind. Gezeigt wird auch, dass es sich lohnt, pilzresistente Eschen zu fördern, um auch den Vormarsch des Käfers zu verlangsamen. An resistenten Eschen wird noch geforscht, sie sind noch nicht marktreif.
Dazu wäre es sehr gefährlich, den ganzen schweizerischen Eschenvorrat nur mit wenigen resistenten Genotypen zu ersetzen. Überall verteilt in den Wäldern gibt es gesunde Eschen. «Diese sollten geschützt und gefördert werden, sodass sich eine gesunde Verjüngung einstellen kann. Ergänzend können wir dann mit den von uns entwickelten Eschen arbeiten», sagt Eisenring.
In den USA wurden parasitoide Wespen zur Bekämpfung des Käfers eingesetzt. Dies wäre, nach Abschätzungen der Umweltrisiken, möglicherweise auch für Europa eine Option.
Dies ist äusserst unwahrscheinlich. Ein grossflächiges Spritzen der Bäume nützt nichts, da sich die Käferlarven im Bauminneren entwickeln. (aargauerzeitung.ch)