Die Neuschnee-Mengen der letzten Tage haben die Lawinengefahr in weiten Teilen des Alpenraums auf die zweithöchste Stufe 4 ansteigen lassen. In Graubünden sind die meisten Pässe geschlossen, die östliche Talschaft Samnaun war am Montagmorgen auf der Schweizer Seite wegen des vielen Schnees auf der Strasse nicht erreichbar.
40 bis 70 Zentimeter Neuschnee sind in den letzten drei Tagen in Nord- und Mittelbünden gefallen, ebenfalls im nördlichen Engadin. In den Bündner Südtälern gab es dagegen weniger Schnee, wie es beim Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF am Montag auf Anfrage hiess.
#SLF warnt vor grosser #Lawinengefahr (Stufe4): "Vor allem aus hoch gelegenen Einzugsgebieten muss vermehrt mit spontanen Lawinen gerechnet werden, die bis in die Täler vorstossen." Infos auf https://t.co/SFK8mTMFwK ^chs pic.twitter.com/EL5B1oaHBx
— SRF Meteo (@srfmeteo) 9. Dezember 2018
Auf etwa 2000 Metern über Meer liegen in Graubünden insgesamt überdurchschnittliche 50 bis 80 Zentimeter Schnee. Der Neuschnee der letzten Tage, der Wind durch das Sturmtief «Marielou» sowie die schwächere Schicht haben die Lawinengefahr in weiten Teilen des Alpenbogens auf die zweithöchste Stufe 4 ansteigen lassen.
Gefährlich ist die Situation derzeit für Wintersportler wie Tourengänger oder Variantenfahrer, die abseits der gesicherten Pisten unterwegs sind. Allerdings gehen Prognostiker davon aus, dass die Lawinengefahr am Montag den Höchststand erreichte und dann allmählich sinkt.
Betroffen vom kräftigen Wintereinbruch sind auch die Verkehrswege. Die östliche Talschaft Samnaun war am Montagmorgen von der Schweizer Seite nicht erreichbar. Die Samnaunerstrasse Vinadi - Acla da Fans wurde aus Sicherheitsgründen geschlossen. Offen ist die Zufahrt ins Zollausschlussgebiet Samnaun von Pfunds aus im Tirol.
Dicht gemacht aus Sicherheitsgründen wurde der Lukmanierpass, ebenso der Flüelapass. Weitere Bündner Pässe wie der Oberalp, der San Bernardino, der Splügen oder der Umbrail sind aufgrund der Wintersperre geschlossen. Am Berninapass waren Schneeketten obligatorisch.
Zwei Wanderer, die am Sonntag am Brienzer Rothorn unterwegs waren, haben von der Bergrettung aus dem Neuschnee evakuiert werden müssen. Die beiden Spanier, die auf ihrem Trip eine Lawine ausgelöst hatten, wurden stark unterkühlt in ein Spital gebracht.
Die beiden 47 und 48 Jahre alten Männer seien am Sonntagvormittag trotz dem schlechten Wetter und dem Schneefall zu Fuss von der Talstation der Luftseilbahn in Sörenberg LU Richtung Brienzer Rothorn aufgestiegen, teilte die Staatsanwaltschaft des Kantons Luzern am Montag mit. Kurz nach 16 Uhr habe einer der Männer einen Notruf abgesetzt. Zuvor hätten die Wanderer eine Lawine ausgelöst und hätten deswegen den Weg nicht mehr fortsetzen können.
Die Bergrettung Sörenberg/Entlebuch rückte mit 19 Einsatzkräften aus. Für die Suchaktion wurde eine Wärmebildkamera eingesetzt. Kurz vor 21.30 Uhr konnten die beiden Männer im Gebiet Schongütsch bei einer Aussentemperatur von minus 8 Grad im Neuschnee aufgefunden werden. Die beiden Geretteten seien stark unterkühlt gewesen, teilte die Staatsanwaltschaft mit. (sda)