Was beim PET, dem Glas oder dem Altmetall seit Jahren etabliert ist, das fehlt beim Plastik: ein national einheitliches Sammelsystem. Zwar werden in vielen Regionen Kunststoffsammlungen angeboten. Gemäss Zahlen des Vereins Schweizer Plastikrecycler wird heute bereits in 900 Gemeinden Kunststoff gesammelt und wiederverwertet.
Die Angebote der verschiedenen Sammelfirmen unterscheiden sich allerdings je nach Region und Urheber – einerseits im Preis, andererseits darin, was alles im Sammelsack landen darf.
Wie der Kehrichtanalyse des Bundesamts für Umwelt (Bafu) zu entnehmen ist, würde ein «schweizweit einheitliches System der flächendeckenden Sammlung von Kunststoffen aus Haushalten» dazu beitragen, dass künftig mehr Plastik wiederverwertet werden könnte.
An einem solchen arbeitet Swiss Recycle, die Dachorganisation der Schweizer Recycling- und Kreislaufwirtschaftssysteme, seit geraumer Zeit. Das Bafu begleitet den Prozess mit eigenen Experten, ist aber nicht führend daran beteiligt. Es wird – ausgelöst durch eine Motion von FDP-Nationalrat Marcel Dobler – eine privatwirtschaftliche Lösung angestrebt.
Doch das einst für dieses Jahr angekündigte Sammelsystem verzögert sich. Wie lange sich die Recyclingfans noch gedulden müssen, ist unklar. Branchenkenner rechnen damit, dass das Sammelsystem frühestens 2025 landesweit etabliert sein wird. Swiss Recycle gibt an, über den Zeitpunkt der Einführung des Sackes noch keine genaue Angabe machen zu können. Die Gründung der Branchenorganisation sei aber in Vorbereitung.
Verschiedene Organisationen entlang der ganzen Wertschöpfungskette arbeiten am Projekt «Sammlung 2025», einer Kreislaufwirtschaft für Verpackungen bis 2030. Gemäss Swiss Recycle verfolge das Projekt ambitionierte Ziele wie Recyclingquoten für Kunststoffverpackungen von 55 Prozent, für Getränkekartons gar von 70 Prozent, weiter setzt sich die Branche Ziele zur Senkung des CO2-Verbrauchs und Öko-Effizienz. Ein wichtiges «Puzzleteil» für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft von Kunststoffverpackungen und Getränkekartons fehle aber tatsächlich: Die einheitliche, flächendeckende Sammlung.
Erste Schritte sind auf jeden Fall bereits getan: Dutzende Detailhändler, Lebensmittelhersteller, Verpackungsfirmen und Entsorgungsunternehmen haben diesen Sommer eine Absichtserklärung unterzeichnet. Darin bekennen sie sich zum Ziel, ein nationales Sammelsystem für Verpackungen aus Kunststoff und Getränkekartons aufzubauen.
Festgehalten sind zudem einige Grundsätze: So brauche es etwa eine einheitliche Kommunikation sowie einen identischen Sack, der individuell mit einer Marke versehen werden kann. Finanziert werden soll das Recycling durch eine Sackgebühr, Beiträge der Firmen und Erlöse aus dem Verkauf des Plastikrezyklats. Zudem sollen die Verpackungen künftig so gestaltet werden, dass sie möglichst einfach recycelt werden können.
Doch was bringt es überhaupt, Plastik separat zu sammeln und nicht mit dem restlichen Müll in die Kehrichtverbrennung zu geben? Ob dieser Frage entbrennen immer wieder hitzige Diskussionen. Die Befürworter eines Sammelsystems verweisen darauf, dass pro Kilogramm rezyklierten Kunststoffs rund 2,5 Kilogramm CO2 eingespart werden.
Auch Swiss Recycle zeigt sich in dieser Frage überzeugt: «Die Wiederverwertung schont Ressourcen, spart Energie, reduziert Treibhausgasemissionen und schafft Sekundär-Rohstoffe.» Verschiedene Studien haben gezeigt, dass ein Recycling-System einen ökologischen Mehrwert habe (KuRVe, ETH-Studie oder für Getränkekartons).
Derweil steht etwa Greenpeace dem Ausbau des Plastikrecyclings skeptisch gegenüber. Der ökologische Nutzen einer separaten Plastiksammlung sei gering, es handle sich dabei vielmehr um einen «Etikettenschwindel der Abfallindustrie». Die Umweltschutzorganisation verweist auf eine Studie im Auftrag mehrerer Bundesämter aus dem Jahr 2017.
Darin kommen die Autoren zum Schluss, dass «der potenzielle ökologische Nutzen einer neuen Kunststoffsammlung pro Person und Jahr etwa der Einsparung einer Autofahrt von 30 Kilometern pro Person und Jahr entspricht». Eine neue Sammlung von Kunststoffabfällen stifte zwar einen ökologischen Nutzen – der Betrieb des Systems sei aber aufwendig und teuer. Greenpeace fordert deshalb eine Umstellung auf Mehrwegsysteme und eine allgemeine Reduktion des Plastikverbrauchs.
Aber eine „privatwirtschaftliche Lösung“ à la FDP bedeutet am Ende wahrscheinlich: Die Privatwirtschaft kassiert, die Allgemeinheit zahlt
Was vorallem fehlt (zumindest hier bei uns) ist das Recycling von Grossplastik wie z.B. Eimer, Gieskannen, Regentonnen oder Gartenmöbel. Und zwar gratis (Entsorgungsgebühr beim Kauf einziehen), denn sonst landen sie schlussendlich doch wieder in die Müllverbrennung.