Der Kanton Aargau kämpft mit Verkehrsproblemen. Auf der A1 staut sich der Verkehr nicht nur zu Stosszeiten mit einer beunruhigenden Regelmässigkeit. Pläne, die A1 zwischen Aarau Ost und Birrfeld auf sechs Spuren auszubauen, werden zwar auf Kantonsebene rege diskutiert und finden in den verschiedensten politischen Gremien eine Mehrheit. In Bern will man davon allerdings nichts hören. Ausgerechnet die «eigene» Bundesrätin Doris Leuthard hat der Idee einer sechsspurigen Autobahn eine Absage erteilt.
Eine Alternative zum Spurausbau bringt nun die Astra-Filiale Zofingen, ein Ableger des Bundesamts für Strassen, ins Spiel: die temporäre Umnutzung von Pannenstreifen. Gemäss einer Sprecherin der Filiale ist ein solches Projekt zwischen der Verzweigung Birrfeld und Aarau Ost geplant. Gegenüber der Aargauer Zeitung gibt sich die Astra-Filiale Zofingen zuversichtlich, dass das Umnutzung-Projekt bis 2018 umgesetzt werden kann.
Thomas Rohrbach, Sprecher des Bundesamts für Strassen Astra, relativiert diese Aussagen im Gespräch mit watson. «Die Idee, die Pannenstreifen als dritte Spur zu öffnen, klingt erst einmal bestechend, so einfach ist das aber nicht», gibt er zu bedenken.
Warum der Pannenstreifen noch lange nicht zum normalen Fahrstreifen wird:
«Eine gewöhnliche Autobahnspur ist zwischen 3,7 und 3,8 Meter breit, Pannenstreifen sind teilweise nur 2,5 Meter breit.» Damit die Pannenstreifen als zusätzliche Autobahnspur genutzt werden können, sind bauliche Massnahmen nötig.
«Der Pannenstreifen ist eine Art Mehrzweckstreifen», sagt Thomas Rohrbach. Er wird nicht nur von Pannen- und Rettungsfahrzeugen benutzt. «Er wird auch zu Unterhaltszwecken eingesetzt, wenn beispielsweise Böschungen gemäht oder Schnee geräumt werden muss», erklärt Rohrbach. Diese Wartungsarbeiten würden viel aufwändiger, wenn der Pannenstreifen als Fahrstreifen benutzt wird.
Zudem müssten bei einer Umnutzung des Pannenstreifens zusätzliche Nothaltebuchten gebaut werden, damit die Sicherheit gewährleistet ist. Als Nothalte- oder Ausfallbuchten werden die Ausfahrten bezeichnet, auf denen etwa Unfallfahrzeuge zum Stehen kommen.
Nicht zuletzt müssen die Ein- und Ausfahrten neu gebaut werden, da diese grösstenteils auf dem Pannenstreifen verlaufen. «Die Ausfahrspur ist zum Verlangsamen da. Es ist nicht möglich, von der Autobahn abzufahren, ohne zu verlangsamen», sagt Rohrbach.
Bei Brücken und Tunnels fehlen die Pannenstreifen meistens. Dort müssen andere Lösungen in Betracht gezogen werden – der Stau ist stattdessen bei diesen Engpässen vorprogrammiert.
Die Kosten einer Umnutzung des Pannenstreifens sind hoch, wie ein Pilotversuch auf der A1 zwischen Morges und Ecublens gezeigt hat. Dieser habe Kosten im «zweistelligen Millionenbereich» verursacht, sagt Rohrbach. Ein massgeblicher Kostenfaktor stellen zudem die Verkehrsleitsysteme dar, die «gewährleisten müssen, dass der Pannenstreifen möglichst schnell freigegeben und beispielsweise bei Unfällen wieder gesperrt werden kann», ergänzt der Astra-Sprecher.
Die grössten Hindernisse für eine Umnutzung der Pannenstreifen bestehen aber aus Sicht von Rohrbach nicht in den baulichen oder verkehrstechnischen Bereichen, sondern auf dem politischen Parkett: «Viel schwieriger, als die baulichen Massnahmen zu verwirklichen, ist es, die politischen und juristischen Prozesse abzuschliessen, bis ein Pannenstreifen- oder Vollausbau-Projekt umgesetzt werden kann.»
Ich bin zurzeit in den USA und ein änliches System findet man hier. Ist der Highway frei wird links überholt, wirds voller fährt jede Spur ihr eigenes Tempo und man muss nicht permanent darauf achten, dass man von links kommende Autos überholt.