Ein ehemaliger Schüler der evangelikalen Privatschule «Domino Servite», die heute «Christliche Schule Linth» heisst, sei dabei gewesen, als Jürg Läderach Mitschüler mit einem Gürtel geschlagen habe, wie ein SRF-Dok zeigt. Jürg Läderach bestreitet die Vorwürfe.
Die in den 90er-Jahren in Kaltbrunn SG von Jürg Läderach eröffnete Privatschule mit Internat will ihre Schüler zur «Ehrfurcht vor dem dreieinigen Gott» erziehen, wie es in ihren Statuten geschrieben steht.
Das SRF recherchierte zweieinhalb Jahre lang. Auch die Schule selbst gab einen Bericht in Auftrag. Dort ist die Rede von Schlägen aller Art, von Schlagritualen und dass sich die Kinder dabei nackt oder halbnackt hätten ausziehen müssen. Es sei mutmasslich zu Missbrauch und sexuellen Grenzüberschreitungen gekommen.
Eine Frau, die von 1998 bis 2007 an der Schule war, erzählt gegenüber dem SRF: «Das haben alle gewusst, dass Kinder geschlagen werden. Das wurde auch gepredigt.»
Ein ehemaliger Schüler berichtet: «Man musste sich übers Bett bücken, die Hose herunterlassen und dann gab es Schläge. Ich habe jeweils versucht, mich aus dem Körper zu mogeln, damit man nichts mehr spürt. Denn es hat nicht aufgehört nach zwei, drei Schlägen. Es ging immer weiter und weiter.»
Jürg Läderach liess derweil eidesstattlich erklären, dass er «niemals Schülerinnen oder Schüler geschlagen oder anderweitig misshandelt habe». Er bedaure «aus tiefstem Herzen», was an der Schule passiert sei. «Wir hätten schon vor Jahren entschlossen handeln müssen.» Ein Untersuchungsbericht im Auftrag der Schule bestätigte das Fehlverhalten von «ehemaligen Lehrpersonen und Gemeindemitgliedern».
Läderach sowie die damals hauptsächlich Verantwortlichen hätten sich in Briefen an Betroffene entschuldigt. Im SRF-Dok gab die damalige Internatsleiterin zu, Kinder gezüchtigt zu haben.
Das St.Galler Bildungsdepartement zeigt sich nach schweren Vorwürfen gegen die Schule in Kaltbrunn zurückhaltend. Die Situation sei aus Datenschutzgründen blockiert, schrieben die Behörden am Freitag auf Anfrage.
Das Bildungsdepartement des Kantons St.Gallen kündigte in der Ausstrahlung an, nach den SRF-Recherchen selbst einen Untersuchungsbericht in Auftrag geben zu wollen. Am Freitag hiess es auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, dass «es seit jenem Statement fraglich geworden sei, ob dieser Schritt gemacht werden könne.»
Die Behörden müssten dafür einen Opferruf machen und zu diesem Zweck die Adressen der Betroffenen erhalten. Anfragen dazu seien jedoch von den Datenbesitzern abgelehnt worden. Die Situation sei deshalb blockiert. Das weitere Vorgehen werde nun geprüft. (rbu/sda/jaw)