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Der ehemalige Churer Bischof Vitus Huonder ist tot

ARCHIVBILD ZU DEN AEUSSERUNGEN VON VITUS HUONDER GEGEN DIE VERHUETUNG, AM FREITAG, 29. JUNI 2018 - Der Churer Bischof Vitus Huonder posiert am Mittwoch, 9. Maerz 2011, nach einer Fruehmesse auf dem Ho ...
Vitus Huonder ist im Alter von 81 Jahren gestorben. (Aufnahme aus dem Jahr 2011) Bild: KEYSTONE

Der ehemalige Churer Bischof Vitus Huonder ist tot

03.04.2024, 17:0503.04.2024, 18:36
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Vitus Huonder, emeritierter Bischof von Chur, ist am Mittwoch gestorben. Er erlag einer schweren Krankheit, wie die Priesterbruderschaft St. Pius X. auf ihrer Homepage mitteilte. Huonder lebte bei der Bruderschaft im Institut Sancta Maria in Wangs SG.

Der 81-jährige Huonder war Mitte März in ein Spital eingeliefert worden. Der amtierende Churer Bischof Joseph Maria Bonnemain bestätigte damals gegenüber Medien, Huonder dort besucht zu haben. Details zu Huonders Erkrankung wurden nicht bekannt.

Das Bistum Chur konnte am späteren Mittwochnachmittag noch nichts zu Huonders Hinschied sagen. Das Bistum habe selbst soeben davon erfahren, erklärte der Kommunikationsverantwortliche Nicole Büchel auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Huonder hatte sich nach seiner Emeritierung im Mai 2019 ins Institut Sancta Maria in Wangs im Kanton St. Gallen zurückgezogen, das von der Priesterbruderschaft St. Pius X. geführt wird. Mit dem Bistum Chur hatte er nicht mehr zu tun.

Polarisierender Bischof

Als Bischof hatte Huonder das Bistum von 2007 bis 2019 geleitet. Das Bistum umfasst neben Graubünden, Glarus (GL) und Zürich (ZH) vier Innerschweizer Kantone. Die Gläubigen im Bistum erhofften sich vom gebürtigen Bündner Gesprächsbereitschaft und die Fortsetzung der von seinem Vorgänger Amédée Grab begonnenen Versöhnung zwischen dem Bistum und den Landeskirchen.

Doch der romtreue Huonder umgab sich mit konservativen Amtsträgern und polarisierte mit einer erzkonservativen Haltung während seiner ganzen Amtszeit. Er riskiere eine erneute Spaltung des Bistums wie schon unter Bischof Wolfgang Haas, wurde insbesondere in Graubünden und in Zürich gewarnt. Die Landeskirche Zürich versuchte sich zwischenzeitlich sogar an der Gründung eines eigenen Bistums, allerdings ohne Erfolg.

Für besondere Empörung sorgte Huonder, als er in einem Vortrag im deutschen Fulda Textstellen aus dem Alten Testament zitierte, wonach Homosexualität eine Gräueltat sei, die mit dem Tod bestraft werde. Der Bischof sprach zuerst von einem Missverständnis, später entschuldigte er sich öffentlich. Selbst die Bündner Justiz befasste sich mit den Aussagen, stellte aber kein strafbares Verhalten fest.

Unklar ist, warum sich Huonder nach seiner Emeritierung im April 2019 in das Institut Sancta Maria in Wangs zurückzog, ein Knabeninternat der traditionalistischen Priesterbruderschaft St. Pius X. Diese ist seit 1975 nicht mehr Teil der römisch-katholischen Kirche und stand mit dieser wiederholt in Konflikt. (sda)

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51 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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mute
03.04.2024 17:12registriert März 2021
das war doch der, welcher geprädigt hatte, dass Homosexuelle den Tod verdient haben…

https://www.watson.ch/!214633191
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03.04.2024 17:18registriert Dezember 2018
Oh...und nun zum Wetter
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Schon gegangen
03.04.2024 19:39registriert August 2016
Meine Trauer hält sich schwer in Grenzen, warum bloss…
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