Soll die Elternzeit in der Schweiz verlängert werden oder reichen 16 Wochen? Dazu hat wohl jede Mutter und jeder Vater in der Schweiz eine klare Haltung, egal ob politisch interessiert oder nicht.
In der «Arena» nahmen diese Politikerinnen und Politiker Stellung zu dem Thema, denn die Eidgenössische Kommission für Familienfragen hat eine umfassende Elternzeit mit einem paritätisch aufteilbaren Modell vorgeschlagen. Soll heissen: Mütter und Väter könnten nach einer Geburt zusammen bis zu 38 Wochen Elternzeit beziehen. Die Elternzeit würde somit um 22 Wochen verlängert.
Im Studio debattierten:
Der Moderator Sandro Brotz startete die Sendung so, wie er es am liebsten macht: Er holte einige Stimmen aus dem Publikum ein. Er hat eine gute Auswahl getroffen – die zwei befragten Jugendlichen gaben ihre Statements kurz und verständlich ab. Brotz fragte die beiden, wie sie für die Pro- und Kontra-Seite argumentieren würden.
Die Begründungen der Jugendlichen setzten den Startschuss für eine hitzige Debatte. Brotz war beeindruckt und scherzte, dass doch die beiden eigentlich in der Hauptrunde stehen sollten.
Und der Moderator traf mit seiner scherzhaften Aussage ins Schwarze, denn tatsächlich argumentierten die Politikerinnen und Politiker fast identisch wie die zwei Jugendlichen.
Die linke Seite – Matthias Aebischer von der SP und Melanie Mettler von der GLP – argumentierte, dass eine längere Elternzeit die Familien stützen würde. Diese hätte auch positive Auswirkungen auf die Wirtschaft, weil so beide Elternteile besser in die Arbeitswelt integriert seien.
Die rechte Seite – Diana Gutjahr von der SVP und Josef Dittli von der FDP – wollte nichts von dieser «Planwirtschaft», wie es Gutjahr beschrieb, hören. Sie beide sind überzeugt, dass eine Verlängerung der Elternzeit massive Mehrkosten bedeuten würden und die aktuelle Regelung ausreiche.
Zudem appellierte Gutjahr, dass Menschen sich mit solchen Gegebenheiten auseinandersetzen könnten, bevor sie sich dafür entschieden, Kinder zu bekommen. Sie seien schliesslich das Leben lang Eltern, nicht nur während der Elternzeit.
Dittli unterstütze Gutjahr in ihrer Argumentation und sagte klar, dass die Verlängerung der Elternzeit «etwas Wünschbares, doch nichts Notwendiges» sei.
Die aktuelle Elternzeit sei vertretbar, aber 38 Wochen sind seiner Meinung nach zu viel. Mit dem Ausruf einer alten Redewendung hinterliess er bei den Zuschauern ein Statement mit Nachdruck.
Je länger die Sendung lief, desto öfter fielen sich die Teilnehmer ins Wort.
Wie wild argumentierten beide Seiten mit Daten aus verschiedenen Studien. Befinden wir uns hier in einer Statistik-Vorlesung oder einer Polit-Sendung? Doch auch mit den besten Daten und Zahlen konnte die Gegenseite scheinbar nicht gebodigt werden.
Nur zwei blieben ruhig: Die zwei Jugendlichen, welche die Sendung eröffnet hatten. Brotz ging während der Sendung wieder auf die beiden zu und fragte sie, was der Zwischenstand sei und ob sie neue Erkenntnisse gewonnen hätten.
Die Antwort von Livia Fischer könnte man schon fast als «Arena»-Premiere bezeichnen: Sie räumte ein, dass die Gegenseite auch Argumente präsentiere, die nachvollziehbar seien.
Sie sagte: «Ich habe eine neue Sicht gesehen und das stimmt definitiv.» Eine Kantischülerin schaffte also in einem kurzen Statement, was kaum jemals ein gestandener Politiker oder eine Politikerin in der «Arena» geschafft hat.
Nachdem die Schülerin ihre Gedanken kundgegeben hatte, lenkte auch Dittli ein. Er wünsche sich ebenfalls mehr Flexibilität in der Gestaltung der Elternzeit, aber nicht in diesem Ausmass, wie es von der linken Seite verlangt würde, denn das sei schlicht zu teuer.
Das gegenseitige Verständnis war von kurzer Dauer – das Hickhack ging weiter und hielt bis am Schluss der Sendung an.
Beide Seiten waren fest davon überzeugt, dass ihr Modell am Schluss am kosteneffizientesten sei und der Bevölkerung insgesamt mehr geholfen sei, mit dem, was sie vorschlagen. Verständnis für die Argumente der Gegenseite suchte man von links bis rechts vergebens.
Der Schluss der Sendung war dann nicht mehr ganz so aufgeladen, denn Patti Basler trug ihre humoristische Zusammenfassung vor. Sie konnte den «täubelnden» Politikerinnen und Politiker doch noch ein Lächeln abgewinnen.
Basler beendete die Sendung mit den passenden Worten: «Und für euch Junge hier, auf Tinder ist der geilste Pick-up-Satz: Hey Baby, ich hab’ schon einen reservierten Krippenplatz.»
Wenn wir mehr Eltern zu höheren Arbeitspensen bringen möchten, müssen die Betreuungsmöglichkeiten ausgebaut werden. Das sind aber nicht nur Kitas, Tagesstrukturen während der Schulzeit gehören da genauso dazu.