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Kommission für Familienfragen pocht auf 38 Wochen Elternzeit

Kommission für Familienfragen pocht auf 38 Wochen Elternzeit

14.02.2023, 11:0014.02.2023, 10:40
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Baby (Bild: shutterstock)
Mehr Zeit mit Mama und Papa?

Mütter und Väter sollen nach einer Geburt zusammen bis zu 38 Wochen Elternzeit beziehen können, also 22 Wochen mehr als heute. Dieser Vorschlag ist nicht neu, doch die Kommission für Familienfragen hat ihn mit Rücksicht auf die Gleichstellung angepasst.

Das Modell 2022, das die Eidgenössische Kommission für Familienfragen (EKFF) am Dienstag in Bern den Medien vorstellte, schlägt für die Väter mehr Elternzeit vor. Mindestens 15 der neu 38 Wochen soll der Vater beziehen. Tut er es nicht, verfällt der Anspruch auf die Elternzeit. Auf die Mutter übertragbar ist er nicht.

In Ländern mit Elternzeit habe sich gezeigt, dass mit der freien Wahl Väter zugunsten der Mütter auf Elternzeit verzichteten, schrieb die EKFF zum neuen Modell. Das verhindere eine erhöhte Arbeitsmarktpartizipation der Mütter, mit allen negativen Folgen.

Elternzeit oder Vaterschaftsurlaub: Welches Modell braucht die Schweiz?

Elternzeit unterstütze die Entwicklung und die Gesundheit der Kinder, macht die EKFF zu ihrer Forderung geltend. Für die Mütter sinke mit der Elternzeit das Risiko durch Depressionen und psychische Belastungssituationen, und sie stärke die Vater-Kind-Beziehung.

Vorteile sieht die EKFF auch für die Wirtschaft, sofern die Elternzeit nicht zu lange dauere. Sie steigere die Produktivität und steigere die Erwerbstätigkeit von Frauen. Frauen könnten damit auch ihre Renten verbessern. Und gut ausgebildete Frauen würden sich dank Elternzeit vermehrt für und nicht gegen Kinder entscheiden.

In 18 Monaten beziehen

Die 38 Wochen Elternzeit sollen in den ersten 18 Lebensmonaten des Kindes bezogen werden müssen, zum grössten Teil aber nicht gleichzeitig. Konkret schlägt die EKFF vor, dass Vater und Mutter innerhalb von sechs Monaten nach der Geburt zwei Wochen gemeinsame entschädigte Elternzeit haben - so ist es bereits heute.

Bleiben soll das Arbeitsverbot von acht Wochen für Mütter nach der Geburt. Die Frauen können neu zusätzlich über 15 Wochen Elternzeit verfügen und davon bis zu sieben Wochen dem Vater abtreten. Die übrigen 15 Wochen Elternzeit sind für Väter reserviert. Die Elternzeit soll am Stück oder gestaffelt bezogen werden können.

Mütter können also 16 bis 23 Wochen Elternzeit beziehen und Väter 15 bis 22 Wochen. Auch eine Aufteilung von je 19 Wochen für Mutter und Vater ist möglich. Profitieren sollen alle, die vor der Geburt ihres Kindes eine Erwerbsarbeit hatten, unabhängig vom Zivilstand.

Von der Elternzeit sollen nach Auffassung der EKFF auch Mütter und Väter profitieren, die vor der Niederkunft Anspruch auf Kranken- oder Unfalltaggelder sowie Taggelder der Arbeitslosenversicherung haben. Ebenso bezugsberechtigt sein sollen Eltern in Ausbildung und während dem Studium.

Müttern will die EKFF die Elternzeit schon zwei Wochen vor der Geburt ermöglichen. Etwa vier von fünf Schwangeren seien vor der Geburt ganz oder teilweise krankgeschrieben, schreibt sie. Der frühere Beginn der Elternzeit entlaste Arbeitgeber, da Abwesenheiten von Schwangeren heute als krankheitsbedingtes Fehlen gelten würden.

Bis zu 2,682 Milliarden Franken

Finanzieren will die EKFF die Elternzeit aus Lohnbeiträgen der Arbeitnehmer und Arbeitgeber über die Erwerbsersatzordnung (EO). Mütter sollen während des achtwöchigen Arbeitsverbotes ihr volles Einkommen erhalten. Die übrige Elternzeit würde zu 80 Prozent des Lohns entschädigt, wie heute der Mutterschutz.

Die geschätzten Kosten des neuen Modells liegen laut EKFF-Schätzung bei bis zu 2,682 Milliarden Franken - ohne 100-Prozent-Entschädigung während des Arbeitsverbots für Mütter. Der heutige Mutterschafts- und Vaterschaftsurlaub koste demgegenüber rund 1,008 Milliarden Franken.

Die effektiven Kosten hängen davon ab, wie viel Elternzeit Mütter und Väter beziehen. Die EKFF geht in ihrem Positionspapier davon aus, dass eine um ein Prozent höhere Frauenerwerbsquote genügend Steuereinnahmen finanziere, um 18 bis 20 Wochen Elternzeit zu finanzieren.

Heute haben erwerbstätige Mütter nach der Geburt eines Kindes Anrecht auf 14 Wochen Mutterschaftsurlaub, entschädigt aus der EO. Für Väter gibt es seit 1. Januar 2021 zwei Wochen entschädigten Urlaub bei Geburten. Er kann am Stück oder gestaffelt bezogen werden.

(aeg/sda)

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23 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Skunk42
14.02.2023 12:05registriert Februar 2022
Unterstütze es voll und ganz. Wird wie immer abgelehnt werden mit den Begründungen:

- KMU können das nicht tragen
- Ich habe keine Kinder, was kriege ich?
- Wovon muss sich ein Mann bei der Geburt erholen? (Diana Gutjahr)

Und wie immer sind die Antworten eigentlich einfach:

- Durch die Massnahmen sind die Chancen höher Frauen zurück in den Beruf zu bringen (Fachkräftemangel)
- Die kinderlosen kriegen eine Rente ohne sich Kinder finanzieren zu müssen.
- Männer können mehr Bindung zum Kind aufbauen und sind nicht nur Ernährer.
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lumpensammlerin
14.02.2023 13:12registriert Mai 2019
Gute Sache, es ist wichtig, dass auch die Väter anstãndig Zeit mit ihrem Kindern haben. Nicht nur, indem sie Ferien beziehen.
Vielleicht kommen dann auch mehr Väter auf die Idee, die Elternschaft fair zu teilen und eher Teilzeit zu arbeiten, sobald sie Kinder haben.
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So mies wird das Wetter am Wochenende, aber wir hätten da ein paar Ideen für dich

Die Badehose war schon entstaubt, der Grillplatz gereinigt. Und nun kommt doch der Winter zurück. Die Schweiz hat gerade mit Minimaltemperaturen um den Gefrierpunkt zu kämpfen. Der April zeigt sich also wieder von seiner widerspenstigen Seite.

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