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SRF-Arena zur 13. AHV-Rente: Finanzierungsfrage spaltet Politiker

Arena zur 13. AHV-Rente
«Arena»-Gäste: Diana Gutjahr, Andri Silberschmidt, Moderator Sandro Brotz, Brigitte Häberli-Koller, Cédric Wermuth. Bild: srf/arena
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«Arena» zur Finanzierung der 13. AHV-Rente: Alle gegen die SP-Lösung und die SVP will «Switzerland First»

Nach der Annahme der 13. AHV-Rente bleibt offen, wie sie finanziert werden soll. Darüber wurde in der «Arena» von SRF diskutiert. Ein Patentrezept scheint es nicht zu geben.
08.03.2024, 23:2609.03.2024, 23:07
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Nach dem vergangenen Sonntag ist klar: Die Schweizer Bevölkerung will eine 13. AHV-Rente. Wie diese finanziert werden soll, liessen die Initianten aber offen. Nun liegt es am Parlament, zeitnah eine Lösung zu finden.

SRF-«Arena»-Moderator Sandro Brotz hat es in den letzten Sendeminuten auf den Punkt gebracht, wie unsere Politikerinnen und Politiker in Bern die 13. AHV-Rente umsetzen wollen: «Ich bin mir noch nicht sicher, in welche Richtung die Finanzierung geht.»

Lösungsvorschläge ins Fernsehstudio getragen haben:

  • Diana Gutjahr, SVP-Nationalrätin TG
  • Cédric Wermuth, SP-Nationalrat AG
  • Andri Silberschmidt, FDP-Nationalrat ZH
  • Brigitte Häberli-Koller, Mitte-Ständerätin TG

Geld fürs Ausland streichen

Die wählerstärkste Partei, die SVP, hat bereits einen Vorschlag zur Finanzierung der 13. AHV-Rente gemacht, der ihrem Parteiprogramm treu bleibt: Geld vom Ausland abzuzügeln und es in die Schweizer Altersvorsorge zu stecken. «Switzerland First», bezeichnete das die Thurgauer SVP-Nationalrätin Diana Gutjahr in der «Arena». Sie weist darauf hin, dass die Vorlage nur angenommen worden sei wegen der «bürgerlichen Stimmen der SVP».

Deshalb müsse man nun diese in der Finanzierungsfrage ernst nehmen. «Ich erhalte die Rückmeldung von der Basis, dass offensichtlich zu viel Geld ins Ausland fliesst. Dort müssen wir sparen», sagt Gutjahr.

Diana Gutjahr, SVP-Nationalrätin zur Finanzierung der 13. AHV-Rente. Video: srf/arena

Konkret meint sie damit zwei Punkte: Einerseits die Entwicklungshilfe zu reduzieren und andererseits Rentner ausserhalb der Schweiz zur Kasse zu beten. «Die Rentner im Ausland haben durch die 13. AHV-Rente noch mehr an Kaufkraft gewonnen. Ist das gerechtfertigt, dass jemand im Ausland viel mehr Geld ausgeben kann als in der Schweiz?», fragt die SVP-Frau. Dass viele Pensionierte ins Ausland gehen, weil sie sich mit ihrer Rente ein würdiges Leben in der Schweiz nicht finanzieren können, daran denkt sie offenbar nicht.

SP-Co-Präsident Cédric Wermuth geht nur auf den Vorschlag mit der reduzierten Entwicklungshilfe ein. Er sagt: «Eine ernsthafte Debatte über den Entwicklungsabbau ist nicht vorgesehen, darüber haben wir am Sonntag nicht abgestimmt.»

Höhere Lohnbeiträge

Cédric Wermuth ist unter den vier geladenen «Arena»-Politikern der Einzige, der sich für eine 13. AHV-Rente eingesetzt hatte. Für ihn hat es sich gelohnt: Seit dem Abstimmungssonntag laufe er «mit einem grossen Lächeln durchs Land». Mit optimistischer Überzeugung präsentiert er deshalb auch die SP-Ideen, wie die 13. AHV-Rente finanziert werden soll: Etwa durch eine Erhöhung der Lohnbeiträge. Dadurch müssten «die, die mehr verdienen, auch mehr einzahlen», sagt Wermuth.

Der Aargauer rechnet nicht damit, dass so die Kaufkraft erheblich geschwächt werde: «In den nächsten Jahren kommen die Lohnbeiträge in der Arbeitslosen- und der Unfallversicherung runter.» Diese Reduktion könne man für die AHV nutzen.

Cédric Wermuth, SP-Nationalrat zur Finanzierung der 13. AHV-Rente.Video: srf/arena

FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt ist gegen diesen Vorschlag, die «Beiträge umzuschichten». Er gibt dem SP-Co-Chef eine Lehrstunde und weist darauf hin, dass das Parlament nicht über die Beiträge der Unfallversicherung befinde, sondern dass das die privatwirtschaftlichen Akteure entscheiden würden. Und die Arbeitslosenversicherung habe Geld, weil es keine Rezension im Land gebe. «Ich finde es verantwortungslos, dass ihr das eine Sozialversicherungssystem gegen das andere ausspielt», sagt Silberschmidt.

Für Wermuth zählt das nicht. Er betont, dass es nicht darum gehe, aus dem «Topf der Arbeitslosenversicherung» Geld für die AHV zu nehmen. Aber man könne «flexibel Lohnprozente freimachen» und sie für die AHV einsetzen. Silberschmidt sieht auch darin keine Lösung der Finanzierungsfrage: «Bestenfalls bringt der Vorschlag eine Milliarde Franken, durch die 13. AHV-Rente haben wir Defizite von jährlich vier Milliarden Franken.» Die zwei Politiker werden sich an diesem Abend noch so manchmal nicht einig.

Rentenalter erhöhen

FDP-Nationalrat Silberschmidt zeigt sich dafür kompromissbereit bei der Erhöhung der Mehrwertsteuer, um die 13. AHV-Rente zu finanzieren. «Wir bieten aber nur Hand bei einer strukturellen Veränderung», sagt er. Konkret meine er damit eine Erhöhung des Rentenalters. Von dieser Zukunft ist er überzeugt – trotz deutlichem Flop «seiner» Renteninitiative, die eine Erhöhung des Rentenalters an die Lebenserwartung koppeln wollte.

Für Cédric Wermuth ein rotes Tuch. Er sagt zum FDP-Politiker: «Das Volk hat am Sonntag klar entschieden, dass eine Rentenalter-Erhöhung vom Tisch ist.» Andri Silberschmidt antwortet fast schon gelassen: «Wir beide werden ein höheres Rentenalter noch erleben».

Andri Silberschmidt, FDP-Nationalrat, will das Rentenalter erhöhen. Video: srf/arena

Keine Unterstützung für dieses Vorhaben erhält er zurzeit von der Mitte. Ständerätin Brigitte Häberli-Koller sagt: «Wir würden in den nächsten Jahren das Rentenalter nicht angreifen.» Um eine Erhöhung der Mehrwertsteuer bis 2030 werde man aber «nicht drum herumkommen». Das Volk wolle die 13. AHV-Rente, und eine Lösung werde «alle etwas kosten».

Mix an Lösungen

Diskutiert wurden auch neuere Vorschläge, etwa die Einführung einer nationalen Erbschaftssteuer oder eine Finanztransaktionssteuer beim Aktienhandel. Zu letzterer wurde aus der Mitte ein Postulat eingereicht. Ständerätin Brigitte Häberli-Koller sagt, sie sei auf die Antwort des Bundesrates gespannt. Doch sie relativiert auch: «Eine Finanztransaktionssteuer käme im Mikrobereich von vielleicht 0,1 Prozent – also ohne den Handel und die Wirtschaft abzuwürgen.»

Brigitte Häberli-Koller, Mitte-Ständerätin hält die Finanztransaktionssteuer für keine Lösung. Video: srf/arena

Auch die Erbschaftssteuer hat einen schweren Stand: Sie ist vor allem für die bürgerliche Seite keine Option. SVP-Nationalrätin Diana Gutjahr warnt, dass bei Unternehmen, die vererbt würden, viele Arbeitsplätze durch diese Steuer verloren gehen würden.

SP-Co-Chef Cédric Wermuth ist zwar offen für beide Steuern, doch auch er sagt: «Für die 13. AHV-Rente müssen wir dieses Fass nicht aufmachen. Eine Erbschafts- und Transaktionssteuer ginge zu lange. Aber mittelfristig ist das eine Option.»

SRF-Dompteur Sandro Brotz fasst zusammen, wie die Parlamentarier die 13. AHV-Rente finanzieren sollen: «Wahrscheinlich braucht es einen Mix verschiedener Lösungen.»

Wie sollte die 13. AHV-Rente finanziert werden?
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458 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Andi Weibel
09.03.2024 00:49registriert März 2018
Die FDP hat also keine bessere Idee wie schon wieder mit der Rentenalter-Erhöhung zu kommen. Nachdem am Sonntag 3/4 der Stimmbevölkerung genau das abgelehnt hat.

Das ist schon sehr dreist. Aber das erklärt wohl auch, warum die FDP regelmässig alle Wahlen verliert.
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Wir (M)Ostschweizer*innen nun im Süden
09.03.2024 00:19registriert Juni 2019
Zu den AHV Gelder die ins Ausland fliessen, meine Partnerin hat Zeitsleben in der Schweiz auf den Haushalt und auf die Kinder aufgepasst, sie bekommt auf knapp CHF 1600.00 Rente und jetzt frage ich Sie Frau Gutjahr, wo bitte schön kann eine Person in der Schweiz ein angenehmes Altersleben geniessen? Kommen Sie mir nicht mit der EL,
das ist nur Symptome hin & hergeschoben.
Die Ursache gilt es zu bekämpfen!
Wissen Sie überhaupt was die Schweiz für Normalsterblichen kostet, ihre Arbeiter wahrscheinlich schon, fragen Sie mal nach.
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Pafeld
09.03.2024 01:13registriert August 2014
Ich glaube, Andri Silberschmidt hat noch immer nicht mitbekommen, dass wir letzten Sonntag landesweit demokratisch darüber abgestimmt haben, dass es uns grossmehrheitlich einen feuchten Kehrricht interessiert, wie sich Andri Silberschmidt unser Rentensystem vorstellt. Da waren schon diverse JUSO-Fürze im Volk beliebter, als Andri Silberschmidts Vorstellung davon, wie wir unseren Lebensabend finanzieren...
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