Beim zweiten Wahlgang der Ständeratswahlen im Waadtland ist es zu einer handfesten Überraschung gekommen. Der bisherige Ständerat der Grünen, Luc Recordon, wurde überraschend von FDP-Herausforderer Olivier Français verdrängt. Français erhielt 3000 Stimmen mehr.
Der 60-jährige Nationalrat Français war von seiner eigenen Partei eher als Notnagel für die Ständeratswahl nominiert worden. Als Wunschkandidat galt der Waadtländer Regierungsrat Pascal Broulis, der aber absagte.
Wenig hatten Français zugetraut, das bisherige links-grüne Duo zu schlagen. Er sei aber ein Marathonläufer, sagte Français dazu. Er konnte sich in der Waadt bisher vor allem mit Bauprojekten einen Namen machen. Der ETH-Ingenieur sitzt auch in der Regierung der Stadt Lausanne und verantwortete dort unter anderem den Bau der Métro-Linie M2, welche vom See bis in den Norden der Stadt hoch führt.
Die mit dem besten Resultat wieder gewählte SP-Ständerätin Géraldine Savary gratulierte Olivier Français zum Wahlsieg. Man werde im Ständerat gut zusammenarbeiten und sich für die Anliegen der Waadtländerinnen und Waadtländer einsetzen, hielt Savary fest.
Nach der Wahlniederlage kündigte Recordon an, er werde sich aus der nationalen Politik zurückziehen. Das hat vor allem für Co-Präsidentin der Grünen, Adèle Thorens, Konsequenzen. Recordon war nämlich in den Nationalrat gewählt worden; mit seinem Rückzug bewahrt er Thorens vor der Abwahl. «Wir Ü-60 Elefanten sollten eine junge, dynamische und äusserst engagierte Frau nicht blockieren», sagte Recordon der Nachrichtenagentur sda.
Ebenfalls bangen mussten seit den nationalen Wahlen auch die Nationalräte Jean Christophe Schwaab (SP) und Fathi Derder (FDP). Sie können nach dem Wahlsieg ihrer Parteikollegen Savary und Français ebenfalls in den Nationalrat zurückkehren.
Der Kanton Freiburg wird derweil weiterhin von je einem Vertreter der SP und der CVP im Ständerat vertreten. SP-Präsident Christian Levrat schaffte die Wiederwahl, für die CVP zieht Beat Vonlanthen in die kleine Kammer ein. Der Angriff der SVP scheiterte.
Die Strategie der SVP mit einem Kandidatenwechsel für den zweiten Wahlgang ging nicht auf. Auch SVP-Nationalrat Jean-François Rime konnte weder die CVP noch die SP gefährden. Er landete mit 27'132 Stimmen abgeschlagen auf dem dritten und letzten Platz.
Damit blieb er deutlich hinter dem Präsidenten der SP Schweiz, Christian Levrat, zurück. Der Sozialdemokrat schaffte die Wiederwahl mit dem besten Resultat von 48'680 Stimmen.
Hinter ihm folgte CVP-Regierungsrat Beat Vonlanthen (45'122 Stimmen), der damit die Nachfolge seines abtretenden Parteikollegen Urs Schwaller antritt. Die Wahlbeteiligung lag bei 45,79 Prozent.
#EF2015 @ChristianLevrat et @Beat_Vonlanthen sont élus, résultats définitifs https://t.co/AFFHkjZ8K9 pic.twitter.com/Muq07va5Zz
— Etat de Fribourg (@Etat_Fribourg) 8. November 2015
Die beiden bisherigen Genfer Ständeräte Liliane Maury Pasquier (SP) und Robert Cramer (Grüne) stehen kurz vor ihrer Wiederwahl. Nach der Auszählung von 95 Prozent der Stimmen liegen sie deutlich vor ihren bürgerlichen Herausforderern.
An der Spitze liegt Liliane Maury Pasquier vor Robert Cramer. Als erster Herausforderer liegt Benoît Genecand (FDP) auf dem dritten Platz. Er dürfte den Rückstand von knapp 4000 Stimmen auf Cramer jedoch nicht mehr aufholen können.
Bereits abgeschlagen auf den letzten Plätzen liegen SVP-Nationalrat Yves Nidegger und MCG-Gründer Eric Stauffer. (trs/lhr/kub/sda)