«Es hätte Tote geben können», sagte eine Teilnehmerin der unbewilligten Pro-Palästina-Kundgebung in Lausanne vom letzten Samstag. Etwa um 19 Uhr steuerte ein BMW-Fahrer sein Cabrio in Richtung einer Gruppe Demonstranten.
Er beschleunigte, überholte zwei stillstehende Busse, missachtete die Halteaufforderung von zwei Polizisten, bremste ab und bahnte sich im Zickzack-Kurs den Weg durch die Menschenmenge, die bei der Chauderon-Brücke die Strasse blockierte. Am anderen Ende der Brücke stoppte die Polizei den Irrfahrer. In sozialen Medien kursieren Videos der unfassbaren Szene.
Der 56-jährige Schweizer aus Lausanne wurde vorläufig festgenommen und verbrachte zwei Nächte in Haft. Die Staatsanwaltschaft befragte ihn am Montagnachmittag. Danach kam er auf freien Fuss. Er landete nicht in Untersuchungshaft. Das bedeutet, dass die Staatsanwaltschaft keine Flucht-, Wiederholungs- und Verdunkelungsgefahr sieht. Die Staatsanwaltschaft schliesst zum jetzigen Zeitpunkt politische Motive aus.
Der Mann habe erklärt, er habe die Demonstranten umkurven und die Brücke überqueren wollen, um in einen anderen Stadtteil zu gelangen. Die gefährliche Irrfahrt könnte auch auf gesundheitliche Probleme zurückzuführen sein, die der Mann während der Anhörung erwähnte. Genauere Informationen dazu macht die Staatsanwaltschaft keine.
Die Zeitung «24 heures» hat den BMW-Fahrer nach der Freilassung vor seiner Wohnung getroffen. Auf den Journalisten wirkte er niedergeschlagen und sagte:
Gemäss der Zeitung hielt der Mann die Demonstranten für Klimaaktivisten, die mit einer Sitzblockade den Verkehr lahmlegten. Die Palästina-Fahnen habe er gar nicht gesehen. «Ich handelte im Affekt», sagte der 56-Jährige.
Beim Vorfall wurden zwei Personen leicht verletzt. Die Organisatoren der Demonstration sprechen von einem Auto-Attentat. Bei der Staatsanwaltschaft sind bis jetzt drei Strafanzeigen eingegangen. Noch offen ist, wegen welcher Delikte sie ein Strafverfahren eröffnen wird. Neben Verkehrsregelverletzungen steht die Gefährdung von Leben oder sogar versuchte fahrlässige Tötung im Raum. Der BMW wurde beschlagnahmt. (aargauerzeitung.ch)