Tausende Liter Wasser werden stündlich aus 45 Metern Tiefe des Genfersees gepumpt – konstant kühl bei rund sieben Grad. Über Wärmetauscher wird diese Energie genutzt, um Gebäude zu heizen oder zu kühlen. Seit diesem Monat hängt auch das neue Lombard-Odier-Hauptquartier, «1Roof», an diesem System.
Über 2100 Mitarbeitende arbeiten in dem geschwungenen Glas- und Betonbau, der ohne klassische Heizung oder Klimaanlage auskommt. Das GeniLac-Netzwerk, betrieben von den städtischen Versorgern, spart laut Kanton Genf bis zu 80 Prozent der Energie für Kühlung und senkt die CO₂-Emissionen im Heizbetrieb massiv.
Für Lombard Odier bedeutet das eine um 25 Prozent kleinere CO₂-Bilanz in Genf. «Wir hätten ein traditionelles Bürogebäude bauen können. Stattdessen steht hier unsere Vision von Banking für die Zukunft», sagt Seniorpartner Hubert Keller.
Herzog & de Meuron haben das Gebäude so ausgerichtet, dass es die Alpenwinde einfängt. Tiefe Balkone schützen die Südfassade vor Hitze, 85 Prozent des Dachs sind begrünt, Regenwasser wird in einem Tank gesammelt. Solarzellen liefern zusätzlichen Strom.
Das Ziel: höchste Standards bei drei Nachhaltigkeitslabels – Minergie-P, SNBS und BREEAM. Gelingt das, gehört «1Roof» zur Spitzengruppe nachhaltiger Bürobauten in der Schweiz.
Genf will bis 2050 die Hälfte seines Wärmebedarfs über zentrale, fossilfreie Netze abdecken. Allein ins Thermalnetz investiert der Kanton bis 2030 rund 1,5 Milliarden Franken. Auch andere Städte wie Zürich, Luzern oder Biel setzen schon auf Seewasser-Systeme.
Architekt Pierre de Meuron nennt «1Roof» sein bislang grösstes Projekt mit dieser Technik: «Das ist die Zukunft. Wir alle – Architekten, Unternehmen, Bürger – müssen so denken.»
Obwohl nicht jedes Haus direkt ans See-Netz angeschlossen werden kann, zeigt das Projekt: Mit Kooperation und Investitionen lässt sich klimafreundliches Bauen auch im grossen Massstab umsetzen.
(mke)