Am späten Dienstagvormittag entscheidet der Nationalrat über eine Frage, die eigentlich schon abgehakt schien: Soll die analoge UKW-Verbreitung Ende 2026 definitiv eingestellt werden? Der Bundesrat beschloss es so, und die SRG hat ihre Sender bereits Anfang 2025 abgeschaltet.
Doch Medienpionier Roger Schawinski (Radio 1) und darauf auch mehrere andere Privatradio-Betreiber wehren sich gegen das UKW-Aus. Darunter beispielsweise auch Radio 24 und Argovia, die wie dieses Newsportal zu CH Media gehören. Die Sender warnen vor massiven Hörer- und Werbeverlusten. Die SRG-Stationen haben seit Anfang Jahr deutlich an Reichweite eingebüsst, seit sie nur noch digital empfangbar sind.
Besonders ausgeprägt sind die Befürchtungen in der Westschweiz und im Tessin, wo viele Hörerinnen und Hörer auf ausländische Sender ausweichen könnten. Denn im Ausland denkt man nicht daran, UKW auszuknipsen – man könnte diese Sender weiterhin auch in der Schweiz empfangen. Trägt der Nationalrat heute diesen Bedenken Rechnung?
Eine aktuelle repräsentative Umfrage des unabhängigen Instituts OpinionPlus (siehe Box am Schluss) gibt Aufschluss darüber, wie die Schweizerinnen und Schweizer Radio hören und welche Konsequenzen sie aus der UKW-Abschaltung ziehen würden.
Zunächst zeigt sich: Radiohören ist ungebrochen populär, vor allem zu Hause und im Auto. Drei Viertel der Bevölkerung nutzen dieses Medium. 59 Prozent geben an, Privatradios zu hören, 47 Prozent nutzen SRG-Programme und 9 Prozent ausländische Sender. Dieser Befund bestätigt, was das Forschungsinstitut Mediapulse im Juli berichtet hatte: Landesweit haben die privaten Sender die SRG-Kanäle zum ersten Mal überholt. Die Privaten haben erstmals die klar grössere Reichweite.
Mit welcher Technik wird hierzulande Radio gehört? 53 Prozent nutzen aktuell DAB+, 36 Prozent hören via Internet oder TV. Aber: 31 Prozent der Hörerinnen und Hörer konsumieren die Programme weiterhin über UKW. Somit besteht für die Radiosender ein beträchtliches Verlustpotenzial. Denn längst nicht alle sind bereit, im Fall einer Abschaltung umzusteigen. Auch das wurde in der Umfrage untersucht.
Viele UKW-Nutzer sind nicht gewillt, ihre Geräte aufrüsten zu lassen. Unter ihnen geben nur 11 Prozent an, das Gerät sicher umzurüsten. 14 Prozent würden dies wahrscheinlich tun. 35 Prozent hingegen sagen klar, dass sie nicht umrüsten werden, weitere 21 Prozent wahrscheinlich nicht. Ein Fünftel der Betroffenen ist unentschlossen.
Was würden jene tun, die ihr UKW-Gerät nicht umrüsten wollen? Ein Drittel würde ein neues Radio kaufen. 26 Prozent sagen, dass sie künftig gar kein Radio mehr hören würden. Knapp ein Viertel würde auf ausländische Sender ausweichen, 12 Prozent Radio über das Handy nutzen. Die Befragung zeigt damit, dass ohne UKW ein Teil der Bevölkerung den Kontakt zu Schweizer Radioprogrammen verlieren könnte.
Nun zum Hauptbefund. Interessant ist, dass eine Mehrheit der Befragten gegen die UKW-Abschaltung ist, obwohl nur ein Drittel diese Technologie regelmässig nutzt. Konkret: 56 Prozent aller Befragten sprechen sich dafür aus, die analoge Verbreitung parallel zu DAB+ weiterzuführen. Nur 39 Prozent befürworten eine Abschaltung, 5 Prozent machten keine Angabe.
Die Unterschiede entlang der Parteipräferenzen sind markant: Unter den Sympathisanten der SVP wollen 68 Prozent UKW behalten, nur 18 Prozent sind für die Abschaltung. Bei der Mitte-Partei sprechen sich 62 Prozent gegen das Aus von UKW aus, 24 Prozent dafür. Unter FDP-Wählerinnen und -Wählern würden 49 Prozent UKW beibehalten, 38 Prozent beenden. Bei der SP sind 41 Prozent gegen die Abschaltung und 48 Prozent dafür. Absolute Mehrheiten für die Abschaltung gibt es bei den Grünen (51 Prozent) und den Grünliberalen (57 Prozent).
Dass das Thema emotional aufgeladen ist, zeigt eine weitere Frage: 60 Prozent der Befragten würden eine UKW-Abschaltung bedauern. Nur 31 Prozent hingegen würden das Aus gar nicht oder nur wenig bedauern.
Sollte der Nationalrat heute entgegen dem Bundesrat UKW länger beibehalten wollen, geht das Geschäft in den Ständerat.
Das Ganze ist eine Zwängerei und ein Alleingang in ganz Europa.
Denn der Entscheid wurde bereits längst gefällt (und damals waren alle dafür - auch die Privatradios).
Nun nachdem SRF vorausging und die Privatradios während der Umstellungsphase massiven Zuwachs an Hörern erhalten haben, sind diese auf einmal gegen eine Abschaltung.
So geht's natürlich nicht, meine Damen und Herren.