Die Zürcher Durchmesserlinie (DML) ist komplett. Die abschliessende zweite Etappe des Generationen-Bauwerks – zwei Viadukte vor dem Zürcher Hauptbahnhof – ist heute offiziell eingeweiht worden. Im ordentlichen Verkehr befahren wird sie ab dem 13. Dezember.
Peter Füglistaler, Direktor des Bundesamtes für Verkehr, die Zürcher Regierungsrätin Carmen Walker-Späh und SBB-Chef Andreas Meyer stellten gemeinsam die symbolische Weiche für die neue Bahn-Ära.
Die DML sei wichtig für Zürich, aber auch für die ganze Schweiz, sagte Walker-Späh. Das Projekt DML sei ein Sinnbild dafür, dass man «etwas erreichen kann, wenn man zusammensteht und alle am gleichen Strick ziehen».
Die Strecke führt von Zürich-Oerlikon unter der Stadt Zürich hindurch bis nach Zürich-Altstetten beziehungsweise umgekehrt. Im Juni 2014 wurde die erste Etappe eingeweiht: der Weinberg-Tunnel unter der Stadt hindurch und – Herzstück der DML – der Bahnhof Löwenstrasse unter dem Hauptbahnhof. Er wurde seither von S-Bahnen genutzt.
Mit der zweiten Etappe folgen jetzt zwei Eisenbahnviadukte zwischen HB und Altstetten: Die Kohlendreieck- und die Letzigrabenbrücke. Sie schwingen sich elegant über das Gleisfeld zwischen der Bahnhofsausfahrt zu den Schnellzuggleisen in Altstetten.
Damit ist die DML auch für den Fernverkehr auf der West-Ost-Achse befahrbar. Die Züge müssen nicht mehr in Zickzack-Fahrt übers Gleisfeld in den Sackbahnhof Zürich HB einfädeln und für die Weiterfahrt wieder zurück. Sie können kreuzungsfrei ein- und in gleicher Richtung weiterfahren.
Neu kommen die Fahrgäste zu einer Berg-und-Tal-Fahrt via Tunnel, erstes Viadukt, zweites Viadukt. Bei klarem Wetter gibt's dazu von den Brücken aus einen Panoramablick auf die Alpen.
Mit der DML rückten der Osten und der Westen der Schweiz näher zusammen, sagte die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch. Dies sei auch bedeutsam für den Zusammenhalt des Landes.
Die gesamte DML misst 9,6 Kilometer und kostet laut SBB 2.068 Milliarden Franken. Ein Drittel zahlt der Kanton, für zwei Drittel kommt der Bund auf.
Mit dem Fahrplanwechsel am 13. Dezember wird die zweite Etappe des SBB-Projektes den ordentlichen Betrieb aufnehmen. Bis dahin unternimmt die SBB noch zahlreiche Testfahrten über die Viadukte. Noch bis Herbst 2016 werden zudem letzte Arbeiten im Bahnhof Oerlikon ausgeführt.
Mit der Inbetriebnahme der DML für Fernzüge steht die grösste Fahrplanänderung seit Einführung der Bahn 2000 im Jahr 2004 an. Viele Pendlerinnen und Pendler müssen Gewohnheiten aufgeben und sich an neue Gegebenheiten gewöhnen.
Am Anfang des gigantischen Projekts stand eine 1999 eingereichte Initiative des VCS, die den Bau eines zweiten unterirdischen Durchgangsbahnhofs für die S-Bahn forderte. Zu Gunsten des regierungsrätlichen Gegenvorschlags, der auch den Fernverkehr einbezog, wurde die Initiative 2001 zurückgezogen.
Noch im gleichen Jahr hiessen die Stimmberechtigten des Kantons das Projekt beziehungsweise den dafür nötigen Kredit mit 80-Prozent-Mehrheit gut. Nach aufwändigen Vorarbeiten erfolgte am 20. September 2007 der Spatenstich für die DML.
Am Riesenprojekt arbeiteten bis zu 1000 Personen gleichzeitig acht Jahre lang bei laufendem Bahnverkehr. Sie stellten die DML termingerecht fertig. (sda)