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SUST: Räderrisse verantwortlich für Gotthard-Güterzug-Entgleisung

Entgleisung im Gotthard
Die Entgleisung eines Güterzugs im Gotthardbasistunnel hatte weitreichende Konsequenzen.bild: sbb

SUST-Abschlussbericht zeigt: Räderrisse verantwortlich für Gotthard-Güterzug-Entgleisung

02.06.2025, 11:0002.06.2025, 12:23
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Die Ursache für die Entgleisung eines Güterzuges im Gotthard-Basistunnel im August 2023 ist ein Radscheibenbruch gewesen. Bei den Räderrissen handelt es sich um ein systematisches Problem. Zu diesem Ergebnis kommt die SUST in ihrem Abschlussbericht.

Materialermüdungsrisse zeigten sich demnach in den sogenannten LL-Bremssohlen. Um ähnliche Vorfälle künftig zu verhindern, werden Empfehlungen an die Europäische Sicherheitsagentur und an das Bundesamt für Verkehr gerichtet, wie es am Montag in Bern bei der Präsentation des Abschlussberichtes durch die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (SUST) hiess.

Als am 10. August 2023 ein SBB-Zug mit 30 Güterwagen auf dem Weg von Chiasso nach Basel war, brach im Gotthard-Basistunnel ein Teil einer Radscheibe beim elften Wagen weg. Thermische Überbelastung der Lauffläche führte zu Ermüdungsrissen. Diese entwickelten sich in der Radscheibe weiter, bis diese brach.

Der vordere Teil der Güterwagenformation passierte die Weiche noch in gerader Stellung. Der hintere Teil wurde auf ein Verbindungsgleis geleitet. Dies führte zur Entgleisung von 16 Güterwagen und zum Zusammenprall mit der Tunnelquerwand. Verletzt wurde niemand.

Beträchtlicher Sachschaden

Allerdings waren die Schäden an Infrastruktur und Bahn-Rollmaterial beträchtlich. Die SBB beziffern die Sachschadenssumme der Zugentgleisung, einschliesslich der Ertragsausfälle, auf rund 150 Millionen Franken. Monatelang fuhr zudem wochentags nur ein Personenzug von Süden nach Norden durch den Gotthard-Basistunnel.

In ihrem Abschlussbericht spricht die SUST nun vier Sicherheitsempfehlungen und einen Sicherheitshinweis aus. Drei der Sicherheitsempfehlungen richten sich an die Eisenbahnagentur der Europäischen Union (ERA).

Problematische Bremssohlen

Erstens sollen die bestehenden Regelungen zur Erhöhung des aktuell geltenden minimalen Raddurchmessers auf alle Radsatztypen mit Verbundstoffbremssohlen ausgeweitet werden. Zweitens sollen die Kriterien der Instandhaltungsvorgaben für diese Radsätze angepasst werden, insbesondere bezüglich Wartungsintervalle und Prüfmethoden. Drittens soll eine Studie den Einfluss von Verbundstoffbremssohlen auf die thermische Belastung der Räder untersuchen.

Immerhin wurden seit 2019 europaweit über 70 Radscheibenbrüche wegen Materialüberlastung beobachtet, wie Philippe Thürler, Bereichsleiter Bahn und Schiff bei der SUST, am Montag vor den Medien in Bern sagte.

Die vierte Sicherheitsempfehlung richtet sich an das Bundesamt für Verkehr und betrifft Weichen mit oberhalb der Schwellenoberkante liegenden Verschlussvorrichtungen. Die SUST empfiehlt, das Risiko einer mechanischen Beschädigung dieser Vorrichtungen zu bewerten und zu reduzieren.

Der Sicherheitshinweis, der sich an SBB Cargo richtet, betrifft die Nachweisführung der technischen Kontrolle der Züge. (sda)

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23 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Lukaz84
02.06.2025 11:25registriert Dezember 2016
Zum klarstellen: Der Güterzug wurde durch SBB Cargo geführt, die Wagen gehören aber allesamt einem anderen Unternehmen.
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Knut Knallmann
02.06.2025 11:42registriert Oktober 2015
Sorry wenn ich pedantisch bin, aber könntet ihr den Artikel noch korrigieren? Nicht Risse in den LL-Bremsohlen führten zum Defekt des Rades sondern Radsätze mit LL-Bremssohlen. Im Gegensatz zu Scheibenbremsen führen diese Klotzbremsen die thermische Energie des Bremsvorgangs direkt ins Rad. Diese thermischen Belastungen (häufiges erwärmen und abkühlen) verursachte schlussendlich Risse und somit den Defekt des Rades.
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