Bis vor kurzem gingen die beiden Mädchen Jasmy und Rushana in Reinach AG in die Schule. Doch während eines Schulwegs vergangene Woche veränderte sich ihr Leben schlagartig. Die beiden Schwestern wurden von der Polizei angehalten und mussten kurz darauf nach Sri Lanka ausreisen. Der Grund: Das Migrationsamt hatte entschieden, dass die Mutter der beiden nicht in der Schweiz bleiben darf. Diese hatte den Ausschaffungsentscheid nicht befolgt, weshalb die Polizei eingriff.
Nun leben die drei in Sri Lanka, wo die beiden Schwestern noch nicht viele Menschen kennen, wie sie gegenüber der «Aargauer Zeitung» sagen. «Wir sind noch bei der Freundin meiner Mutter. Aber morgen werden wir zu unserer Tante zügeln», sagt die 11-jährige Jasmy. Eine eigene Wohnung suche die Familie noch. Den beiden macht zudem die Sprache zu schaffen. Während sie laut ihrem ehemaligen Schulleiter Hanspeter Draeyer «praktisch perfekt Deutsch» sprechen, macht ihnen das Singhalesisch Mühe.
Adrian Bieri, Mediensprecher der Kantonspolizei Aargau, erklärte gegenüber «Tele M1» das Vorgehen der Beamten. «In so einem speziellen Fall werden Kinder von gut ausgebildeten Polizisten begleitet», so Bieri. Dabei würden die Kinder jeweils genau informiert, was die Gründe für eine solche Ausschaffung seien. «Zudem werden sie auf die Rückführung in ihr Heimatland vorbereitet.»
Der Schulleiter Hanspeter Draeyer hatte schon im Februar etwas von den Problemen der Familie mitbekommen. Eines der beiden Mädchen, Jasmy, habe eines Tages «ohne sichtbaren Grund» im Unterricht zu weinen begonnen. «Wir haben dann erfahren, dass das Mädchen Angst vor einer drohenden Ausschaffung hatte», sagte Draeyer zu Tele M1.
Die Schule habe anschliessend Kontakt mit der Mutter und den beiden Töchtern aufgenommen und sich dafür eingesetzt, dass sie in der Schweiz bleiben dürfen. Allerdings ohne Erfolg. Das Migrationsamt beschloss, dass die Mutter mit ihren Töchtern zurück nach Sri Lanka muss.
Maya Godarzi, die ehemalige Lehrerin von Jasmy, macht sich Sorgen um die beiden Mädchen. Gegenüber Argovia Today erzählt sie, dass sie kurz vor dem Abflug aus der Schweiz noch mit der Familie telefoniert habe. «Es haben alle drei geweint», schildert sie, «ich habe nichts verstanden».
Auch seit der Ankunft von Jasmy in Sri Lanka steht Maya Godarzi noch in Kontakt mit ihr. So erhielt sie kürzlich Fotos ihrer ehemaligen Schülerin. «Ich erschrak, als ich diese sah», berichtet die Lehrerin. Jasmy sehe auf den Bildern nicht glücklich aus. «Mit so einem Gesicht habe ich sie nie gesehen.»
Auch die ehemaligen Schulgspänli haben Mühe mit der Ausschaffung ihrer beiden Kolleginnen. «Tränen sind geflossen. Es war sehr traurig», so ein Junge gegenüber Tele M1. Er habe es selber kaum glauben können.
Um Jasmy und Rushana bei ihrem neuen Leben zu helfen, hat die Schule in Reinach nun eine Spendenaktion gestartet. Unter anderem backen und verkaufen ihre ehemaligen Mitschülerinnen und Mitschüler Kuchen, um Geld zu sammeln. Mit den Einnahmen soll dafür gesorgt werden, dass Jasmy und Rushana eine englischsprachige Schule besuchen können.
«Jasmy wäre eigentlich in die Bezirksschule gekommen und hätte später Lehrerin werden können», berichtet eine Kollegin gegenüber Argovia Today. «Wir wollen, dass sie an eine gute Schule kommt, damit sie später ihren Traumberuf erlernen kann.» Bislang kamen durch die Spendenaktion rund 3000 Franken zusammen, womit das erste Schuljahr schon sicher finanziert werden kann.
(dab/lst)
Der Ausschaffungsgrund ist nicht bekannt oder wird absichtlich nicht erwähnt/veröffentlicht.
Zudem muss man bedenken, dass Asyl nur als vorübergehender Aufenthalt gedacht ist, bis eine Rückreise wieder möglich ist. Wenn man sein ganzes Leben in der Schweiz verbringen möchte, muss man eine Aufenthaltsbewilligung beantragen oder die Staatsbürgerschaft erlangen.