In der Politik werden fremdsprachige Kinder oft als Problem im Schulunterricht gesehen. Im Bildungspapier der FDP von 2024 hiess es, Fremdsprachige seien «oft überfordert und beanspruchen die erhöhte Aufmerksamkeit der Lehrpersonen, sodass weniger Ressourcen für die anderen Kinder übrig bleiben». Der ehemalige FDP-Chef Thierry Burkhard forderte Deutsch-Intensivkurse, damit «die fremdsprachigen Kinder mithalten können und nicht auch in anderen Fächern scheitern», schreibt der Tagesanzeiger.
Die neuesten Daten zu den Schulleistungen bis ins Jahr 2024 zeigen nun aber ein anderes Bild, denn bei den Fremdsprachigen gibt es grosse Unterschiede. Tamedia hat von den vier Nordwestschweizer Kantonen Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Solothurn und Aargau Einblick in die Ergebnisse der Check-Tests erhalten. Diese Tests absolvieren jedes Jahr über 50’000 Schülerinnen und Schüler in über 3100 Klassen.
Gemäss den Daten werden die Schülerinnen und Schüler im Fach Deutsch in den letzten Jahren immer schlechter – dies liege aber nicht an den Fremdsprachigen, denn auch die Kinder mit vorgängiger Muttersprache Deutsch nehmen in dem Fach ab. Die Fremdsprachigen als Ganzes schneiden in vielen Fächern der Check-Tests zwar klar schlechter ab als Deutsch-Muttersprachler, doch bestimmte Gruppen unter ihnen glänzen mit Topleistungen. Dazu gehören die Mädchen.
Die Geschlechterunterschiede bei den Fremdsprachigen sind beispielsweise bei den 2. Sekundarklassen aus dem Jahr 2024 zu sehen: Die etwa 14-jährigen Mädchen schneiden in Deutsch, Französisch und Englisch besser ab als die Buben. In Deutsch und Französisch beträgt der Vorsprung mehrere Monate. Im Fach Natur und Technik, wo die Jungs früher brillierten, haben bei den Fremdsprachigen die Mädchen die Buben eingeholt. Nur in Mathematik sind die Jungs noch besser.
Laut den Daten sind in einigen Fächern fremdsprachige Mädchen auf dem gleichen Stand wie Buben mit Muttersprache Deutsch. Seit dem Jahr 2019 sind die Mädchen in Englisch und Französisch sogar konstant besser. Gründe könnten die Vorteile sein, die die gesprochene Fremdsprache zu Hause mit sich bringe. Laut einigen Stimmen strengen sich die Mädchen auch mehr an als die Jungs und sind ehrgeiziger.
«Gerade fremdsprachige Mädchen sind häufig angepasst und fleissig», sagt auch Dagmar Rösler, Zentralpräsidentin vom Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH und selbst Primarlehrerin, gegenüber der Zeitung. Sie meint weiter: «Wenn sie ein Potenzial haben, dann packen sie ihre Chance. Bei den Kindern mit Fremdsprachenhintergrund kommt es eher noch vor, dass man von den Mädchen zu Hause besonders viel erwartet.»
Stefan Wolter, Professor für Bildungsökonomie an der Uni Bern, erklärt dem «Tagesanzeiger», dass Mädchen laut Studien besonders gute Leistung zeigten, wenn es eine Ungleichbehandlung der Geschlechter gebe. «Für fremdsprachige Mädchen ist die Schule oft die einzige Möglichkeit, sich aus einer Geschlechterrolle zu befreien», meint Wolter. (kek)
Wie sieht es den innerhalb der Geschlechter aus? Oder geht es dem Artikel nur drum andere Problem weg zu relativieren?
Aus meiner Sicht lässt sich die Situation heute in der Bildung so darstellen:
Wenn Mädchen in der Schule besser abschneiden, seien sie fleissiger und ehrgeiziger.
Wenn Buben in der Schule besser abschneiden, sei es, weil Mädchen diskriminiert werden.
Deshalb werden feminine Eigenschaften eher toleriert, als maskuline.
Das ruhige Mädchen das zuhört ist einfach zu belehren, als der rebellische Junge der sich auflehnt.
Deshalb wird bei Jungen sehr schnell die Bildung entweder vernachlässigt oder ganz verweigert.
Man sollte sich Gedanken machen, wie man das ausgleichen kann.