Schweiz
Schule - Bildung

Schule: Fremd­sprachige Mädchen übertreffen Schweizer Buben

Primarschueler der Klasse 6a der Schule Laubegg strecken nach einer Frage, am ersten Tag des neuen Schuljahres, am Monatg, 11. Augsut 2025, in Bern. (KEYSTONE/Til Buergy).
Die Jungs hinken den Mädchen beim Lernen von Fremdsprachen hinterher.Bild: KEYSTONE

Fremd­sprachige Mädchen übertreffen die Schweizer Buben in Sprachen

Gemäss den neuesten Daten zeigen Mädchen mit Migrations­hintergrund in Sprachen Topleistungen.
18.08.2025, 13:1318.08.2025, 13:39
Mehr «Schweiz»

In der Politik werden fremdsprachige Kinder oft als Problem im Schulunterricht gesehen. Im Bildungspapier der FDP von 2024 hiess es, Fremdsprachige seien «oft überfordert und beanspruchen die erhöhte Aufmerksamkeit der Lehrpersonen, sodass weniger Ressourcen für die anderen Kinder übrig bleiben». Der ehemalige FDP-Chef Thierry Burkhard forderte Deutsch-Intensivkurse, damit «die fremdsprachigen Kinder mithalten können und nicht auch in anderen Fächern scheitern», schreibt der Tagesanzeiger.

Die neuesten Daten zu den Schulleistungen bis ins Jahr 2024 zeigen nun aber ein anderes Bild, denn bei den Fremdsprachigen gibt es grosse Unterschiede. Tamedia hat von den vier Nordwestschweizer Kantonen Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Solothurn und Aargau Einblick in die Ergebnisse der Check-Tests erhalten. Diese Tests absolvieren jedes Jahr über 50’000 Schülerinnen und Schüler in über 3100 Klassen.

Gemäss den Daten werden die Schülerinnen und Schüler im Fach Deutsch in den letzten Jahren immer schlechter – dies liege aber nicht an den Fremdsprachigen, denn auch die Kinder mit vorgängiger Muttersprache Deutsch nehmen in dem Fach ab. Die Fremdsprachigen als Ganzes schneiden in vielen Fächern der Check-Tests zwar klar schlechter ab als Deutsch-Muttersprachler, doch bestimmte Gruppen unter ihnen glänzen mit Topleistungen. Dazu gehören die Mädchen.

Fremdsprachige Mädchen im Fach «Natur und Technik» an der Spitze

Die Geschlechterunterschiede bei den Fremdsprachigen sind beispielsweise bei den 2. Sekundarklassen aus dem Jahr 2024 zu sehen: Die etwa 14-jährigen Mädchen schneiden in Deutsch, Französisch und Englisch besser ab als die Buben. In Deutsch und Französisch beträgt der Vorsprung mehrere Monate. Im Fach Natur und Technik, wo die Jungs früher brillierten, haben bei den Fremdsprachigen die Mädchen die Buben eingeholt. Nur in Mathematik sind die Jungs noch besser.

Im Fach Mathematik sind die Schweizer Schülerinnen und Schüler immer noch gut klassiert, während sie beim Lesen und im Fach Wissenschaft den OECD-Durchschnitt nur noch knapp übertreffen. (Archivbild)
Nur in Mathematik sind die Buben noch an der Spitze.Bild: KEYSTONE

Muttersprachler überholt

Laut den Daten sind in einigen Fächern fremdsprachige Mädchen auf dem gleichen Stand wie Buben mit Muttersprache Deutsch. Seit dem Jahr 2019 sind die Mädchen in Englisch und Französisch sogar konstant besser. Gründe könnten die Vorteile sein, die die gesprochene Fremdsprache zu Hause mit sich bringe. Laut einigen Stimmen strengen sich die Mädchen auch mehr an als die Jungs und sind ehrgeiziger.

Das sagen Experten

«Gerade fremdsprachige Mädchen sind häufig angepasst und fleissig», sagt auch Dagmar Rösler, Zentralpräsidentin vom Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH und selbst Primarlehrerin, gegenüber der Zeitung. Sie meint weiter: «Wenn sie ein Potenzial haben, dann packen sie ihre Chance. Bei den Kindern mit Fremdsprachenhintergrund kommt es eher noch vor, dass man von den Mädchen zu Hause besonders viel erwartet.»

Stefan Wolter, Professor für Bildungsökonomie an der Uni Bern, erklärt dem «Tagesanzeiger», dass Mädchen laut Studien besonders gute Leistung zeigten, wenn es eine Ungleichbehandlung der Geschlechter gebe. «Für fremdsprachige Mädchen ist die Schule oft die einzige Möglichkeit, sich aus einer Geschlechterrolle zu befreien», meint Wolter. (kek)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Diese kreuzfalschen Prüfungsantworten verdienen die Bestnote
1 / 39
Diese kreuzfalschen Prüfungsantworten verdienen die Bestnote
Bild: imgur
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Rektor öffnet die Mülltonne hinter seiner Schule und hat den Schock seines Lebens
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
22 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Mr. Watson
18.08.2025 13:56registriert Oktober 2020
Naja, ist ja jetzt nicht wirklich viel an neuen Erkenntnissen dabei. Das Mädchen generell in der Schule die Buben überflügeln ist altbekannt. Es gab auch zu meiner Zeit genug Buben (wenn nicht gar min die Hälfte oder mehr), die in Mathe schlechtere Noten hatten als einige Mädchen. Die Vorteile des Nativsprechers verliert sich, je weniger im Schulumfeld die native Sprache sprechen. Bei uns in der DE-CH wird schliesslich Schweizerdeutsch und nicht Deutsch gesprochen.
Wie sieht es den innerhalb der Geschlechter aus? Oder geht es dem Artikel nur drum andere Problem weg zu relativieren?
4414
Melden
Zum Kommentar
avatar
Karl33
18.08.2025 14:36registriert April 2015
"Laut einigen Stimmen strengen sich die Mädchen auch mehr an als die Jungs und sind ehrgeiziger."

Aus meiner Sicht lässt sich die Situation heute in der Bildung so darstellen:

Wenn Mädchen in der Schule besser abschneiden, seien sie fleissiger und ehrgeiziger.

Wenn Buben in der Schule besser abschneiden, sei es, weil Mädchen diskriminiert werden.
2213
Melden
Zum Kommentar
avatar
SC90
18.08.2025 14:30registriert Juli 2025
Bildung ist in weiblicher Hand.

Deshalb werden feminine Eigenschaften eher toleriert, als maskuline.

Das ruhige Mädchen das zuhört ist einfach zu belehren, als der rebellische Junge der sich auflehnt.

Deshalb wird bei Jungen sehr schnell die Bildung entweder vernachlässigt oder ganz verweigert.

Man sollte sich Gedanken machen, wie man das ausgleichen kann.
3829
Melden
Zum Kommentar
22
Bye Bye Bargeld: Diese Schweizer Banken wollen nichts mehr davon wissen
Einst der Stolz der Schweizer Banken, jetzt nur noch ein Kostenfaktor: An bedienten Bankschaltern gibt es oft kein Bargeld mehr.
Freundlich sind sie, jedenfalls meistens. Jung auch. Doch weiterhelfen können sie oft nicht, die Mitarbeitenden der Berner Kantonalbank (BEKB) im Zentrum der Stadt, einen Steinwurf vom Bundeshaus entfernt. Sie leiten die Kundschaft einfach weiter – an einen Automaten oder ins Internet.
Zur Story