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Sieben Kinder aus Gaza und Angehörige kommen bald in der Schweiz an

Sieben Kinder aus Gaza werden in Schweizer Spitälern behandelt

24.10.2025, 15:4524.10.2025, 18:15

Sieben kriegsversehrte Kinder aus dem Gazastreifen werden seit Freitagabend in sechs Schweizer Spitälern behandelt. Die Aufnahme von 13 weiteren Kindern und ihren Angehörigen soll im November erfolgen. Die humanitäre Operation ist für die Behörden anspruchsvoll.

Vor einem Monat hatte der Bundesrat angekündigt, dass die Schweiz zwanzig verletzte Kinder aus Gaza aufnehmen will. Nun ist die erste Gruppe von sieben Kindern und 27 Begleitpersonen eingetroffen, wie Vertreterinnen und Vertreter von Bund und Kantonen am Freitagabend in Bern vor den Medien bekanntgaben.

Die teils schwer verwundeten Minderjährigen - viele davon sind unter zehn Jahre alt - werden ab sofort in spezialisierten Kinderspitälern in den Kantonen Genf, Waadt, Tessin, Basel-Stadt, Luzern und St. Gallen behandelt. «Wir versuchen, diesen Kindern wieder eine Perspektive zu geben», sagte Vincenzo Mascioli, Staatssekretär für Migration (SEM). Das menschliche Leid im Gazastreifen sei enorm.

«Ein Tropfen auf den heissen Stein»

Mascioli räumte ein, dass die Aufnahme von wenigen Kindern als wenig erscheinen möge. Für viele Menschen im Kriegsgebiet komme jede Hilfe zu spät. Das Schweizer Engagement sei deshalb «ein Tropfen auf den heissen Stein». Hilfe zu leisten, sei aber eine «menschliche Verantwortung».

Dass nicht mehr Kinder aufgenommen würden, habe verschiedene Gründe. «Die Logistik und Organisation der Operation ist ziemlich komplex und anspruchsvoll», sagte Mascioli.

Die Kinder und ihre Angehörigen hätten zunächst sicher aus dem Gazastreifen evakuiert werden müssen - mit der Zustimmung der israelischen Behörden. Danach sei der Transport nach Jordanien erfolgt, von wo aus am Freitag vier Rega-Flugzeuge und zwei Maschinen der Schweizer Luftwaffe in Richtung Schweiz gestartet seien.

Schwerste Kriegsverletzungen

«Das Wichtigste ist, dass die Kinder nun rasch behandelt werden», sagte Mascioli. Es handle sich um schwerste, aber heilbare Verletzungen. «Die Kinder können hoffentlich wieder gesund werden.»

Valerio Antonucci, der die operative Leitung der Aktion innehat, sagte, dass sich unter den in die Schweiz gebrachten Personen beispielsweise ein fünfjähriges Kind mit Beckenbrüchen und ein anderes mit einem Wadenbein-Durchschuss befänden. «Solche Verletzungen sehen wir in der Schweiz selten.»

Viele der verletzten Kinder sind laut Antonucci unter zehn Jahre alt und auch psychisch versehrt. Sie und auch die teils traumatisierten Angehörigen bräuchten enge Unterstützung.

Viele Eingeflogene sind minderjährig

Die Kinder und ihre Begleitpersonen - von den insgesamt 34 bislang in der Schweiz eingetroffenen Personen sind nur zehn volljährig - durchlaufen ein ordentliches Asylverfahren. Zuständig ist in der Regel der Kanton, in dem die Kinder in einem Spital medizinisch versorgt werden.

Ausnahme ist St. Gallen. Im dortigen Kantonsspital werden zwei Kinder betreut. Der Kanton Appenzell Ausserrhoden nimmt die Verletzten und deren Begleitpersonen in seine Asylstrukturen auf.

Die Kosten für die Behandlungen werden von den Standortkantonen der Spitäler oder den Spitälern übernommen, falls sie nicht durch die obligatorische Krankenpflegeversicherung gedeckt sind. Für die Evakuierung und den Transport zahlt der Bund. Sie belaufen sich laut Silvio Flückiger, dem Leiter humanitäre Hilfe bei der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza), auf mehrere hunderttausend Franken.Mascioli unterstrich die enge Zusammenarbeit zwischen den vier involvierten Departementen und zwischen dem Bund und den Kantonen. Mehrere Kantone seien von sich aus aktiv geworden und hätten Hilfe angeboten. «Der Bund ist froh darüber.» Dass nicht alle Kantone mitmachen wollten, sei kein Problem. Er sei zuversichtlich, dass auch die restlichen 13 Kinder und deren Angehörige auf mehrere Kantone verteilt werden könnten.

Mascioli unterstrich die enge Zusammenarbeit zwischen den vier involvierten Departementen und zwischen dem Bund und den Kantonen. Mehrere Kantone seien von sich aus aktiv geworden und hätten Hilfe angeboten. «Der Bund ist froh darüber.» Dass nicht alle Kantone mitmachen wollten, sei kein Problem. Er sei zuversichtlich, dass auch die restlichen 13 Kinder und deren Angehörige auf mehrere Kantone verteilt werden könnten.

Zweite Evakuierung im November

Die Vorbereitungen für den zweiten Teil der Operation laufen gemäss den Behörden bereits. Voraussichtlich in den nächsten Wochen soll sie vollzogen werden.

Am Donnerstag hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erstmals seit der neuen Waffenruhe im Gazastreifen schwer kranke und verletzte Kinder in Sicherheit gebracht. 41 sind zusammen mit 145 Begleiterinnen und Begleitern aus dem Gazastreifen gebracht worden. Betreut werde diese in mehreren europäischen und arabischen Ländern.

Rund 15'000 weitere Personen - darunter 4000 Kinder - müssten der WHO zufolge zur medizinischen Versorgung ebenfalls aus dem Kriegsgebiet gebracht werden. Für solche Krankentransporte sind Genehmigungen der israelischen Behörden nötig, welche die Zugänge zum Gazastreifen kontrollieren. (sda)

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452 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Luusbueb_
24.10.2025 15:47registriert August 2023
Vier Begleitpersonen pro Kind. Das ist einfach nicht zu rechtfertigen.
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Plusplus
24.10.2025 16:28registriert Dezember 2021
Ganz toll @ Bundesbern. Ich kann den humanitären Gedanken sehr nachvollziehen. Jedoch werden mit den Begleitpersonen wohl direkt Härtefälle geschaffen die uns hier erhalten bleiben.
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Dominik Egloff
24.10.2025 16:51registriert November 2015
Die 7 Kinder und die 28 Begleiter werden sicher nicht zurückkehren in das zerstörte Gaza. Mit dem folgenden Familiennachzug wird dann das ganze potenziert. In Anbetracht davon, dass alle aus einer alles durchdringenden Hamas Kultur kommen, die im aller stärksten Masse als antisemitisch, radikalislamistisch und terrorbejahend eingestuft werden muss, kann man rein statistisch davon ausgehen, dass auch die Hamas in die Schweiz aufgenommen wird. Hilfe? Ja unbedingt, aber nur vor Ort und nicht auf Kosten der Sicherheit in der Schweiz.
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