In der Schweiz ist man stolz auf den guten Ruf der hiesigen Universitäten, allen voran jener der beiden ETHs. Fakt ist, dass diese Exzellenz zu einem guten Teil der Internationalität der Hochschulen geschuldet ist: Sie mischen im Kampf um die besten Talente vorne mit. Der Anteil ausländischer Professoren in der Schweiz belief sich bereits 2010 auf fast 50 Prozent. Im letzten Herbst waren laut Bundesamt für Statistik 29,5 Prozent der Masterstudenten Ausländer, bei den Doktoranden belief sich ihr Anteil auf fast 53 Prozent.
Wenig im Bewusstsein verankert ist indes, dass auch eine Abwanderung von qualifizierten Wissenschaftern ins Ausland stattfindet. Ein Grund dafür dürfte sein, dass dieser «Brain Drain» statistisch nicht erfasst wird. Wenn Forscher die Schweiz verlassen, fallen sie aus dem System. Deshalb laufen beim SNF Diskussionen, wie Personen mit Schweizer Forschungshintergrund besser verfolgt werden können – auch wenn sie im Ausland tätig sind.
Eine erste Massnahme, wie verhindert werden kann, dass Forscher der Schweiz den Rücken kehren, hat der SNF dieses Jahr eingeführt. Neu sind vier Millionen Franken für «Rückkehrbeiträge» vorgesehen. Damit sollen Postdocs in einem fortgeschrittenen Karrierestadium, die mit einem SNF-Stipendium einen Forschungsaufenthalt im Ausland absolvieren, einen Anreiz zur Rückkehr erhalten, wie es beim Nationalfonds heisst. Man schickt die Nachwuchsforscher also nicht nur weg, sondern sorgt auch dafür, dass sie wieder heimkommen. Denn dass ein Forschungsaufenthalt im Ausland für eine akademische Karriere unabdingbar ist, ist unbestritten.
Konkret können Nachwuchsforscher beantragen, dass sie nach ihrer Zeit im Ausland zusätzlich einen Beitrag für einen Forschungsaufenthalt in der Schweiz bekommen. Dieser umfasst Lohn und Sozialleistungen für maximal zwölf Monate. Die Rückkehrbeiträge entsprechen einem Bedürfnis: Im Februar ist die erste Frist zur Gesuchseinreichung abgelaufen. Ein Drittel der 150 Gesuchssteller für ein Stipendium im Ausland hat gleich noch einen Rückkehrbeitrag beantragt.
Ein Problem bleibt jedoch für die Forscher: Zwar sind sie bei der Rückkehr in die Schweiz finanziell abgesichert, ungelöst ist aber, wie ihre akademische Karriere weitergeht. Also ob die Möglichkeit besteht, eine Professur zu erhalten. In der Schweiz ist die akademische Laufbahn klar auf eine ordentliche Professur ausgerichtet. Nur sind diese Stellen rar – das System ist auch im internationalen Vergleich extrem hierarchisch.
Die Situation hat sich in den letzten drei Jahrzehnten verschärft: Die Zahl der Studenten und Professoren hat sich seit 1980 verdoppelt, diejenigen der Doktoranden, Postdocs und weiteren wissenschaftlichen Mitarbeitern verdreifacht. Der sogenannte akademische Mittelbau ist also überproportional gewachsen. Das heisst, der Flaschenhals wurde enger und damit die Unsicherheiten einer akademischen Laufbahn grösser. Abhilfe schaffen könnte die Förderung von Assistenzprofessuren. Der Bundesrat wird voraussichtlich heute einen Bericht zum wissenschaftlichen Nachwuchs verabschieden. Dem Vernehmen nach wird er darin auch ein schweizweites Modell zur Förderung von Assistenzprofessuren vorschlagen und zusätzliche Mittel in Aussicht stellten.
Auch ein Thema wird wohl die Schaffung eines Rückkehrfonds für Schweizer Forscher sein – damit man nicht nur Postdocs, sondern auch Professoren aus dem Ausland heimholen kann.