Einen Horrortrip erlebten am Sonntag vier junge Gummiböötlerinnen. Beim Höngger Wehr in Zürich verpassten sie es trotz zahlreichen Warnschildern, rechtzeitig ans Limmatufer zu paddeln, und wurden über das Wehr gespült. Eine der Frauen landete in der lebensgefährlichen Wasserwalze und konnte in letzter Not gerettet werden.
Eine Woche zuvor gab es in Bern gleiche mehrere ähnliche Vorfälle. Beim Engehalde-Stauwehr gerieten Boote in die Wasserwalze. Passanten und andere Böötler konnten die Verunfallten in letzter Sekunde aus der Aare ziehen. Die Berner Seepolizei musste auch am vergangen Wochenende wegen zahlreichen gekenterten Gummibooten ausrücken, wie Polizeisprecherin Jolanda Egger auf watson-Anfrage erklärt: «Die Leute sind sich oftmals der Risiken einfach nicht bewusst. Es kommt immer wieder zu gefährlichen Situationen».
Ob auf pinken Flamingos, aufgeblasenen Einhörnern, Gummibooten oder Luftmatratzen: Tausende liessen sich in den letzten Tagen die Schweizer Flüsse heruntertreiben. Im Moment ist dies wegen der vergleichsweise hohen Wasserpegel besonders anspruchsvoll. «Man hat wegen der höheren Fliessgeschwindigkeit weniger Zeit zu reagieren. Die Natur verzeiht kaum Fehler. Man kann auf dem Fluss nicht einfach auf die Bremse treten wie im Auto», sagt Bernhard Fleuti von der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft SLRG.
Der Berner ist in der Hochsaison fast jedes Wochenende auf der Aare unterwegs. Was man dort sieht, ist besorgniserregend. Auf manchen Booten fliesst das Bier in Strömen. Das nächste Lied auf der Boom-Boom-Musikbox scheint wichtiger als der nächste Brückenpfeiler. «Das darf nicht sein. Es braucht auf jedem Boot einen Kapitän. Jemand muss Verantwortung übernehmen», so Fleuti weiter.
Wegen dem Tohuwabohu auf den Schweizer Flüssen wurde zuletzt sogar das Gesetz verschärft. Seit diesem Jahr müssten alle Böötler eine Schwimmweste tragen. Sämtliche Boote sollten zudem mit Kontaktangaben versehen sein. Flächendeckende Kontrollen seien nicht verhältnismässig. «Wir appellieren an die Eigenverantwortung», sagt Polizeisprecherin Egger.
Wie in Zürich versuchen auch in Bern Seepolizisten bei den klassischen Einwasserungsstellen die Böötler auf die Gefahren aufmerksam zu machen. Laut Fleuti dringt man mit der Prävention aber längst nicht bei allen Böötlern durch. «Der Fun steht im Zentrum. Die Leute interessieren sich auf der Aare kaum für Warnschilder.»
Dies hat auch damit zu tun, dass sich immer mehr Leute ohne jegliches Vorwissen in die Gewässer stürzen. Früher sei man zuerst mal mit einem Kollegen mitgefahren, habe sich ein Boot ausgeliehen und erst dann ein eigenes Schlauchboot besorgt. «Heute kaufen sich die Leute im Discounter ein billiges Gummiboot und gehen dann ohne Vorbereitung auf die Aare», so der SLRG-Sprecher.
Den Böötler-Neulingen empfiehlt Fleuti, zumindest die Gefahrenkarte von der Aare respektive der Limmat genau zu studieren. Die Zürcher Stadtpolizei hat sogar eigens ein Video produziert, um die Böötler für die Gefahren zu sensibilisieren:
Beim Gummiböötlen genau dasselbe: Zuerst mit jemandem mitgegangen, dann selber gesteuert und später souverän auch über die Uttiger-Schwelle.
Oder bei Vollmond ab Kiesen (Nachts würde ich nie über die Uttiger-Schwelle, btw).
Es braucht Eigenverantwortung, gesunden Respekt und immer vorausschauen. Eigentlich nicht sooo schwierig. Seufz.