Besser hätte es für die Badmintonfans im Zürcher Gemeinderat am Mittwoch kaum laufen können. Der Vorstoss zum Erhalt der Yonex-Badmintonhalle im Zürcher Kreis 5 wurde mit nur 9 Gegenstimmen von 118 an den Stadtrat überwiesen. Trotz des Erfolgs sehen die Zukunftsaussichten aber immer noch düster aus.
Der Stadtrat hat nun zwei Jahre Zeit, um das Postulat zu prüfen. Über den Bau der Brücke, die rund 80 Millionen Franken kosten soll, wird die Bevölkerung an der Urne entscheiden. Mit dem Baustart ist frühestens im Jahr 2030 zu rechnen, schreibt der Tagesanzeiger.
Seit Anfang Juni ist bekannt: Anstelle der kultigen Badmintonhalle auf dem Geroldareal im Kreis 5, soll ein Velo- und Fussgängerviadukt gebaut werden. Die Franca-Magnani-Brücke über das Gleisfeld soll die Kreise 4 und 5 verbinden.
Der Gegenwind kam rasant. Eine Petition auf Seiten der Betreiber wird lanciert. Rund 7000 Unterschriften wurden gesammelt. SVP und FDP reichten ein Postulat ein mit der gleichen Forderung an die zuständige Stadträtin Simone Brander (SP).
Simone Brander spricht im Gemeinderat am Mittwoch von einer «glücklichen Fügung», dass es die Halle überhaupt noch gibt. Das Grundstück sei schon immer als Reservefläche vorgesehen gewesen. Das Tiefbauamt habe zwar geprüft, ob ein Erhalt möglich wäre – kam aber aus zwei Gründen zum Schluss, dass es nicht geht: Zum einen brauche die Rampe zur Velobrücke zu viel Platz, zum anderen werde das Gelände während der vierjährigen Bauzeit für den Baubetrieb benötigt – die Halle müsste also ohnehin weichen.
Die Franca-Magnani-Brücke beginnt zwischen der Badmintonhalle und dem Eisenbahnviadukt. Der Abstand dazwischen beträgt gut zehn Meter – eigentlich genug Platz für die Rampe, die etwa 6,5 Meter breit ist. Erste Visualisierungen zeigen genau diese Lösung.
Damit die Rampe nicht zu steil wird, plant das Tiefbauamt offenbar eine Schlaufe. Diese würde jedoch mit dem hinteren Teil der Halle kollidieren. Im Gemeinderat erklärte Simone Brander, dass der Wunsch nach einem flacheren und breiteren Zugang vom Gemeinderat selbst gekommen sei. «Wenn wir jetzt wieder herumschrauben an dieser wichtigen Verbindung, würden wir sie nur schlechter machen.» Eventuell wäre es möglich, den vorderen Teil der Halle nach dem Brückenbau wieder aufzustellen, sagte Brander weiter.
Die SP schlug vor, den Text des Postulats abzuändern: Die Halle soll nur erhalten bleiben, wenn dadurch «die Funktionstüchtigkeit der Brücke nicht beeinträchtigt» wird. Falls das nicht möglich ist, soll ein neuer Standort für Badminton im Kreis 5 gefunden werden. Damit wird die ursprüngliche Forderung nach dem Erhalt der Halle abgeschwächt, schreibt die Zeitung.
Pascal Lamprecht (SP) sagte, die SP wolle sowohl die Halle als auch die Brücke. «Aber beides zusammen hat vielleicht keinen Platz.» Die SP unterstütze den Breitensport Badminton, deshalb solle der Stadtrat eine Lösung im Quartier finden – falls der Platz nicht für beides reiche.
Postulant Stefan Urech (SVP) stimmt der Änderung nur widerwillig zu. Er sagt, er traue dem Argument nicht, dass die Halle als Bauplatz gebraucht werde – das habe Simone Brander an diesem Abend zum ersten Mal erwähnt. Urech betont, wie wichtig die Yonex-Halle für das Quartier sei: Sie biete ein leicht zugängliches Sportangebot und veranstalte auch kulturelle Anlässe. Die Halle trage zur Belebung der Gegend bei. Deshalb wolle das Quartier sie unbedingt behalten.
Die zweite Postulantin, Deborah Wettstein (FDP), sagt, es sei schade, wenn eine Sportart eine andere verdränge. Rednerinnen von GLP und AL hoben hervor, wie wichtig ein zentrales Sportangebot sei. Benedikt Gerth (Die Mitte) stellte in Frage, ob die zusätzliche Veloverbindung überhaupt nötig sei.
Die Grünen waren die einzige Partei, die dem angepassten Postulat nicht geschlossen zustimmte. «Man kann die Halle nicht erhalten, wenn man die Brücke bauen will. Wir präferieren die Brücke.» Markus Knauss betonte, dass Zürich die Franca-Magnani-Brücke dringend brauche – ihre Planung ziehe sich schon viel zu lange hin. Nur wegen dieser Verzögerung stehe die Yonex-Halle überhaupt noch. (fak)
Ist das zu pragmatisch für die Stadt Zürich?