Nein, definitiv bestätigen will es Peter Howald noch nicht, dass es am nächsten Mittwoch für den Europa-League-Final zwischen dem FC Liverpool und dem FC Sevilla in Basel ein Public Viewing geben wird.
«Wir prüfen im Moment, ob wir aus Sicherheitsgründen ein Public Viewing erstellen», sagt der Leiter der Abteilung Sport und des Sportamtes des Erziehungsdepartements des Kantons Basel-Stadt. Die Abklärungen mit allen Partnern, vor allem der UEFA, seien am Laufen.
Doch die Sicherheit ist genau jener Knackpunkt, der ein Public Viewing nun unumgänglich machen wird. Bisher wurde von den Organisatoren der Standpunkt vertreten, dass ein Public Viewing für diesen Anlass nicht üblich und nicht notwendig sei.
«Die Fans, die kommen, wollen ja ins Stadion. Die kaufen ein Package von der UEFA, die reisen nicht an, um in der Stadt an einem Public Viewing teilzunehmen», sagte Howald im Januar gegenüber der bz.
Doch die Situation hat sich geändert. Damals wusste man noch nicht, dass mit dem FC Liverpool ein Team im Final stehen wird, das auf eine unglaublich zahlreiche Anhängerschaft zählen kann, die auch ohne Tickets gerne an einen Spielort reist. Hinzu kommt, dass die Fans aus Liverpool mit den 11'000 Tickets, die der Club bekommen hat, unzufrieden sind.
Das Joggeli ist in den Augen der Scousers viel zu klein für ein Endspiel. Eine Fan-Gruppierung schrieb in einem Protestbrief an die UEFA: «Es ist ja wohl sonnenklar, dass dieses Ticketkontingent die Nachfrage im St.-Jakob-Park nicht im Entferntesten befriedigen kann.» Ausserdem forderten sie eine Verlegung des Spiels in ein anderes, grösseres Stadion.
Doch weder die Verlegung noch eine grössere Anzahl an Tickets werden die Scousers bekommen. Ohnehin haben sie schon davon profitiert, dass der FC Sevilla auf einen Teil seines Kontingents freiwillig verzichtet hat und «nur» 7000 Tickets benötigt.
Dass die Engländer mit der Situation aber nicht zufrieden sind, hat auch Howald vernommen: «Die 11'000 Tickets sind natürlich wenig für sie. Die könnten locker drei Mal so viele Tickets brauchen. Daher rechnen wir im Moment mit ungefähr doppelt so vielen Fans aus Liverpool, die anreisen werden, also insgesamt mit etwa 20'000 Engländern.» Und genau aus diesem Grund werde nun eben ein Public Viewing geprüft.
Der Standort sei noch nicht fix, so Howald. Da die Engländer ihren von der UEFA angeordneten Fan-Treffpunkt aber ohnehin auf dem Barfi haben werden, wäre jeder andere Standort nicht sinnvoll. Denn so könnten die geschätzten 10'000 englischen Fans, die ohne Ticket anreisen werden, gleich dort bleiben, nachdem jene mit Ticket sich auf den Weg ins Stadion gemacht haben.
Howald verweist darauf, dass «das Public Viewing für den Europa-League-Final mit jenem vom Spiel zwischen dem FC Basel und dem FC Bayern (Champions-League-Achtelfinal 2010, Anm. d. Red.) zu vergleichen sein wird». Womit klar sein dürfte, dass der Barfi der Standort sein wird.
Auf dem Claraplatz, dem Fan-Treffpunkt der Sevilla-Fans, ist hingegen kein Public Viewing geplant. «Dort ist es nicht nötig. Denn bei den Spaniern, die auf dem Claraplatz sein werden, wissen wir, dass sie alle ins Stadion gehen werden.» Dies habe sich auch beim letztjährigen Final in Warschau gezeigt, an dem ebenfalls der FC Sevilla teilnahm und nur spanische Fans angereist waren, die ein Ticket hatten.
Bei Liverpool sei dies komplizierter. «Die UEFA verlangt normalerweise von allen Vereinen, dass sie genaue Angaben zur Anzahl der anreisenden Fans bekommt.» Und bei den Engländern habe dies im Gegensatz zum FC Sevilla nicht geklappt. «Von Liverpool wissen wir nur, dass etwa 3000 Liverpool-Fans organisiert anreisen werden, vom ganzen Rest wissen wir aber nicht, wie und wann sie nach Basel fahren», sagt Howald.
Dass es sich bei diesem «Rest» sogar um mehr als die von Howald erwähnten 17'000 Engländer handeln könnte, darauf lassen die zahlreichen Chartermaschinen schliessen, die nächsten Mittwoch in Basel landen sollen – und der Fakt, dass Liverpool erstmals seit 2007 in einem Final steht.
(bzbasel.ch)