Belinda Bencic ist an den Sports Awards in Zürich als Schweizer Sportlerin des Jahres ausgezeichnet worden. Die Tennis-Olympiasiegerin, die 26,3 Prozent der Stimmen erhielt, setzte sich bei der Wahl vor der Mountainbike-Olympiasiegerin Jolanda Neff (20,2 Prozent) und Lara Gut-Behrami (17,6 Prozent) durch.
Nach Manuela Maleeva (1993) und Martina Hingis (1997) ist Bencic die dritte Tennis-Spielerin, die den Award entgegennehmen kann.
Marco Odermatt hat die Wandlung vom Super-Talent zum Leistungsträger scheinbar mühelos vollzogen. Die Wahl zum Sportler des Jahres ist ein weiterer Beleg für den Aufstieg des Nidwaldners.
Die persönliche Vorgabe in der Karriereplanung war nichts Besonderes. «Schritt für Schritt zu nehmen» hatte sich Odermatt vorgenommen. Die Losung eines aufstrebenden jungen Sportlers halt. Doch der Blondschopf aus Buochs vollzog diese Schritte in enorm hoher Frequenz – und tut dies immer noch.
Knapp zwei Jahre nach seinem fünffachen Gold-Rausch an den Junioren-Weltmeisterschaften in Davos gewann Odermatt erstmals auch im Weltcup. Im vergangenen Winter hatte er schon eine Hand an den Kristallkugeln für den Sieg in der Gesamt-, Riesenslalom- und Super-G-Wertung – und in die laufende Saison startete er als erster Anwärter auf den grossen Glaspokal. Die Fähigkeit, in drei Disziplinen ganz vorne mitmischen zu können, stempelte ihn zwangsläufig zum Favoriten.
Die Schweizer Fussball-Nationalmannschaft spielte sich 2021 mit einem Jahrhundert-Sieg in die Herzen der Menschen und zum Titel «Team des Jahres».
Am 28. Juni um 0.44 Uhr Ortszeit in Bukarest fiel die Entscheidung. Als Yann Sommer im EM-Achtelfinal den Penalty von Kylian Mbappé abwehrte, war das Fussball-Nationalteam im Prinzip schon «Mannschaft des Jahres». Es hatte mit dem Sieg gegen Weltmeister Frankreich geschafft, worauf die Schweiz 67 Jahre hat warten müssen: Der Vorstoss in die Viertelfinals bei einer WM- oder EM-Endrunde war Tatsache.
Der Achtelfinal gegen Frankreich fasste in drei Stunden zusammen, was die Auswahl von Vladimir Petkovic und seinem Nachfolger Murat Yakin so faszinierend macht. Sie zeigte, dass sie brillant spielen kann, denn sie dominierte den Weltmeister eine Halbzeit lang. Und sie zeigte, dass sie sich durch nichts aus der Bahn werfen lässt, denn nach einem verschossenen Penalty und drei Gegentoren in 18 Minuten kam sie zurück und rettete sich dank zwei späten Toren in die Verlängerung.
Und schliesslich die Namen dazu: Haris Seferovic, der gebürtige Bosnier aus dem luzernischen Sursee, avancierte zum Doppeltorschützen. Mario Gavranovic, der gebürtige Kroate aus dem Tessin, erzielte das 3:3. Yann Sommer, der gebürtige Zürcher, aufgewachsen in der Westschweiz, parierte den entscheidenden Penalty. Granit Xhaka, der gebürtige Kosovare aus Basel, führte das Team als Captain zum Triumph.
Bosnien, Kroatien und der Kosovo. Zürich und Basel. Luzern, Tessin und die Westschweiz. Das Fussball-Nationalteam steht für eine moderne Schweiz, für alle ihre Landesteile - und vor allem für ein Einwandererland, in dem verschiedene Sprachen, Kulturen und Ethnien zusammen Erfolg haben können.
Der EM-Achtelfinal gegen Frankreich war historisch – für Yann Sommer gleich in doppelter Hinsicht. Auch dank diesem Spiel ist er der Schweizer «MVP des Jahres».
Es ist noch nicht so lange her, da war Yann Sommer nicht gerade ein Penalty-Held. Nicht im Elfmeterschiessen des EM-Achtelfinals 2016 gegen Polen, nicht in der Nation League 2019 gegen England.
Doch es kamen der Spätherbst 2020 und das Jahr 2021 – und alles wurde anders. Zuerst parierte Sommer in der Nations League gegen den Spanier Sergio Ramos zwei Penaltys innerhalb von 22 Minuten. Dann sicherte er der Schweiz im Penaltyschiessen gegen Frankreich den Jahrhundertsieg im EM-Achtelfinal mit der Parade gegen Kylian Mbappé. Und schliesslich wehrte er in der WM-Qualifikation den Versuch des Italieners Jorginho ab. Es waren durchwegs entscheidende Paraden.
Der 32-jährige Sommer darf allerdings nicht auf diese Penalty-Szenen reduziert werden. Er spielt für die Schweiz mit einer herausragenden Konstanz. Fehler macht er kaum. In schwächeren Phasen hält er sein Team mit Paraden im Spiel und dank seinen fussballerischen Fähigkeiten ist er ein wichtiges Puzzleteil im Spielaufbau.
Diese Vorzüge führten ihn zu zwei Rekordmarken: Kein Schweizer Torhüter erreichte drei Mal in Folge als Nummer 1 bei einer WM- oder EM-Endrunde die K.o.-Phase. Und seit dem 28. Juni ist Sommer auch der Schweizer Torhüter mit den meisten Länderspielen. Gegen Frankreich überflügelte er mit seinem 65. Einsatz den bisherigen Rekordhalter Erich Burgener. Mittlerweile ist Sommer bei 72 Länderspielen angelang
Kein anderer Trainer der Schweizer Olympia-Delegation in Tokio war an so vielen Medaillen beteiligt wie Edmund Telser. Der Höhenflug der Schweizer Radsport-Frauen trägt seine Handschrift. Die Wahl zum Trainer des Jahres war deshalb verdient.
Edmund Telser geniesst den Ruf, ein Medaillenschmied zu sein. Sowohl der historische Dreifach-Triumph der Schweizer Mountainbikerinnen an den Sommerspielen als auch die Silbermedaille im olympischen Zeitfahren durch Marlen Reusser fussten auf der Arbeit des 47-jährigen Südtirolers, den alle «Edi» nennen.
Seit 2013 ist Telser als Frauen-Nationaltrainer bei Swiss Cycling tätig. Zunächst war er ausschliesslich für den Bereich Mountainbike zuständig, seit mittlerweile fünf Jahren zeichnet er auch für den Radsport auf der Strasse verantwortlich. Er half mit, die Strukturen im Verband kontinuierlich zu verbessern, und baute ein schlagkräftiges Rad-Team auf. Unter seinen Fittichen wurde etwa Jolanda Neff zum grossen Star.
Die mehrfache Gesamtweltcup-Siegerin sagte nach ihrem Olympiasieg, Telser habe sie und ihre Teamkolleginnen Sina Frei und Linda Indergand auf ein «komplett neues Level» gebracht. Mit dieser Meinung ist Neff nicht allein. Reusser, die als Quereinsteigerin auf der Strasse mittlerweile zur mehrfachen WM- und EM-Medaillengewinnerin aufgestiegen ist, hebt seine Geduld heraus, «und dass er immer an unsere Stärken glaubt».
Keine Frage, Telser ist ein absoluter Fachmann. Er versteht es ausgezeichnet, auf die Athletinnen einzugehen. Sein Gespür für die richtige Balance im Trainingsalltag, seine Antizipationskunst und seine unermüdliche Leidenschaft für den Sport - all das zeichnet ihn aus. Dabei verfolgt er seine Projekte stets mit letzter Konsequenz und betont, dass hinter all den Erfolgen ein ganzes Team steht. Für die Schweizer Radsport-Frauen ist Edmund Telser ein echter Glücksfall.
Marcel Hug hat sich an den Paralympics in Tokio selbst übertroffen. Der Ostschweizer Rollstuhlsportler kehrte mit vier Goldmedaillen im Gepäck zurück – nun ist seine Trophäen-Sammlung um einen weiteren Award reicher.
Eigentlich hätte Marcel Hug seinen silbernen Helm längst gegen einen goldenen tauschen müssen. Der Weltbehindertensportler von 2017, auch bekannt als «Silver Bullet», hat in diesem Sommer seine ohnehin schon beeindruckende Karriere weiter vergoldet.
Insgesamt stand Hug an den Paralympics in Tokio sieben Mal am Start, gewann alle Vorläufe und holte über 800, 1500 und 5000 Meter sowie im Marathon Gold – einmal sogar in Weltrekordzeit.
Für den Erfolg hatte Hug nichts dem Zufall überlassen. Zwei goldene, vier silberne und zwei bronzene Auszeichnungen an Paralympischen Spielen waren ihm noch nicht genug. Im Wissen, dass seit seinen beiden Paralympics-Siegen 2016 in Rio die internationale Leistungsdichte weiter gestiegen war, feilte der mit einem offenen Rücken (Spina Bifida) geborene Thurgauer weiter an der Perfektion.
Mit dem Ziel, den schnellsten Rollstuhl der Welt zu entwickeln, tat er sich mit dem Sauber Rennstall aus Hinwil zusammen und profitierte dabei auch von der Expertise aus der Formel 1. Entstanden ist nach unzähligen Stunden Arbeit ein Hightech-Gefährt aus Vollcarbon, das nicht nur die Schläge besser abfedert und den Energieverlust vermindert, sondern auch bezüglich Aerodynamik ein echter Trumpf ist.
Mit seinen Siegen in den Städte-Marathons von Berlin, London und Boston stellte Hug auch im Herbst mehrfach seine Klasse als Ausdauer-Athlet unter Beweis. Dazu kamen in diesem Jahr die EM-Titel Nummer 12, 13 und 14 auf der Bahn. Was Hug 2021 anpackte, wurde zu Gold.
(sda)