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Kampf gegen Fangewalt: Personalisierte Tickets stehen vor dem Aus

Kampf gegen Fangewalt: Personalisierte Tickets stehen vor dem Aus

Der Nationalrat erteilt dem Ansinnen der Polizeidirektoren, bald personalisierte Tickets einzuführen, eine deutliche Abfuhr. Bei der Liga sieht man sich bestärkt.
11.09.2025, 06:3211.09.2025, 06:32
Michael Graber / ch media
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Für den Besuch eines Fussball- oder Eishockeyspiels muss wohl auch künftig keine ID am Eingang gezeigt werden: Der Nationalrat hat sich am Mittwoch mit deutlicher Mehrheit gegen einen Vorstoss ausgesprochen, der die Einführung personalisierter Tickets vorantreiben wollte. Bereits beim Online-Kauf sollten die Namen der Käufer mit der Hooligan-Datenbank abgeglichen werden, so die Forderung.

Les deux equipes en action devant une banderole des ultras lausannois contre les scans ID lors du match du championnat suisse de hockey sur glace de National League entre Lausanne HC, LHC, et SC Bern, ...
Fussball- und Eishockeyultras sind sich einig: Sie wollen personalisierte Tickets um jeden Preis verhindern.Bild: keystone

Mit 132 zu 56 Stimmen versenkte die grosse Kammer das Anliegen. Im Ständerat hatte es zuvor noch eine Mehrheit gefunden. Treibende Kraft hinter dem Vorstoss waren die kantonalen Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD). Diese würde lieber heute als morgen und in der ganzen Schweiz auf personalisierte Tickets setzen. Entsprechende Bestrebungen laufen seit längerem – gegen den grossen Widerstand der Fussballclubs und der Liga.

Der Randale-Rückblick von Nationalrat Nause

Reto Nause (Mitte/BE) versuchte mit drastischen Worten das Parlament umzustimmen. Er präsentierte einen Randale-Rückblick, bei dem er geworfene Pyro-Gegenstände im vergangenen Fussballhalbjahr aufzählte. «Wir können von Glück reden, dass wir keine Vorfälle mit schwer verletzten Personen haben», so Nause. Mit der Forderung sollte auch Druck auf Clubs und Liga ausgeübt werden. Nause:

«Ich habe von diesen noch nie gehört, was man gegen die Gewalt tun will. Ich habe immer nur gehört, was eben nicht geht, wenn Massnahmen beschlossen wurden.»

Komplett konträrer Meinung war Jean-Luc Addor (SVP/VS), der sich sonst eher einen Ruf als Hardliner gemacht hat. Er sah im Ansinnen, die Hooligan-Daten an Tickethändler weiterzugeben, einen Dammbruch. Der Persönlichkeitsschutz würde unter dem Deckmantel der Hooliganbekämpfung im Eiltempo über Bord geworfen. Stoppe man den leichtsinnigen Umgang mit solchen Daten nicht, öffne man Tür und Tor für Überwachung und Repression. «Und was kommt als Nächstes? Eine flächendeckende Gesichtserkennung aller Zuschauer?», warnte Addor.

Während die Polizeidirektoren einen Rückschlag erlitten hat, sieht sich die Liga in ihrer Haltung bestärkt. Liga-Präsident Claudius Schäfer sagt auf Anfrage:

«Der vorgeschlagene Abgleich – und damit verbunden ein weiterer Schritt hin zu einem personalisierten Ticket – ist nicht zielführend gegen Gewalt im Umfeld von Fussballspielen.»

Die meisten Vorfälle fänden ausserhalb der Stadien statt, wo auch personalisierte Tickets nichts nützen würden. Er betont auch, dass Clubs und Liga ihre Verantwortung wahrnehmen würden, «beispielsweise mit dem konsequenten Aussprechen von Stadionverboten und präventiven Massnahmen». (aargauerzeitung.ch)

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CuJo
11.09.2025 08:17registriert Mai 2018
Wieso stellt man jetzt mit einem Bild aus einem Eishockeystadion das Thema mit dieser Sportart in Verbindung ? Ich hätte jetzt treffender gefunden, wenn Ihr ein Foto der Zürcher Südkurve oder so verwendet hättet, ist eher irreführend finde ich. Die Gewaltprobleme im Eishockey sind seit den 00er-Jahren eigentlich mehrheitlich minimiert worden.
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kusel
11.09.2025 07:18registriert Januar 2015
Dann sollte die Polizei klar sagen, dass sie an Fussballspielen keine Sicherheitsleistungen mehr anbieten werden. Die Clubs sollen privates Sicherheitspersonal einstellen.
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Nummy33
11.09.2025 07:48registriert April 2022
ist ja nur schon traurig dass es ein Polizeiaufgebot braucht für ein Fussball Spiel. Dann noch Strassen sperren/umleiten, vom Bahnhof zum Stadion alles voller Scherben, versprayt, alle vermummt….🤨
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