In den letzten zwei Jahren hat der Kampfsport Thaiboxen viele Negativ-Schlagzeilen hinnehmen müssen: In Basel überfällt ein Thaibox-Trainer das Gym eines Konkurrenten, der Fall Carlos und nun Valdet Gashi, der zurzeit in Syrien beim IS ist. «Das Thaiboxen hat ein Problem und wir können das nicht länger ignorieren», sagen die beiden Thaibox-Gym-Besitzer Leonardo «Dado» Irmici (Dado Gym) und Oliver Riesen (Strike-Zone).
Probleme gibt es vor allem bei der Organisation von Fight-Nights. Viele Sponsoren scheuen sich davor, mit dem Sport in Verbindung gebracht zu werden. «Wenn du auf Sponsoren-Suche gehst, oder einen Austragungsort suchst, bleibt die Türe so lange offen, bis du sagst, dass es um Thaiboxen geht. Dann knallt sie vor deiner Nase zu», sagt Riesen.
Doch was kann man tun? «Wenn ich sehe, dass jemand aus meinem Gym auf Facebook-Post's von Pier Vogel verbreitet oder gewalttätig wird, gehe ich sofort auf die Person zu und suche das Gespräch. Ich habe einen ganz anderen Zugang zu meinen Schülern als irgendein Sozialarbeiter», sagt Dado. «Religiöser Extremismus hat im Sport nichts zu suchen», ist auch Riesen überzeugt.
Das reicht den beiden aber nicht. «Es bräuchte eine übergeordnete Organisation oder einen Verband, die die wenigen ‹schwarzen Schafe› in der Szene erkennt und diese mit Lizenzentzug oder Sanktionen unter Druck setzen kann», sagt Dado. Zur Zeit gibt es keinen Verband, der die nötigen Strukturen besitzt. «Wir haben nun die ‹Swiss Muay Thai League› (SMTL) gegründet und denken darüber nach, auch auf dieser Eben tätig zu werden.»
Aus dieser Liga soll später ein Verein erwachsen, dem nur Thaibox-Schulen angehören können, die gewisse Auflagen erfüllen. «Momentan kann jeder ein Gym eröffnen. Wir haben sehr viele kleine Kampfsport-Schulen in der ganzen Schweiz und keine davon, auch nicht die Trainer selbst, braucht eine Lizenz», so Riesen.
Ein Verein, der genügend Einfluss hätte und nur lizenzierte Schulen, Trainer und Kämpfer aufnehmen würde, könnte mehr Struktur in die archaisch wirkende Szene bringen, sind sich die beiden Trainer einig. So könnte man zum Beispiel radikalen oder gewalttätigen Strömungen im Thaibox-Sport besser entgegenwirken.
Ein weiterer Vorteil einer nationalen Liga wäre, dass eine Rangliste geschaffen würde. So könnte man den unzähligen, meist wertlosen, Weltmeister-Titeln entgegenwirken. «Ich selbst bin nicht stolz auf meinen Weltmeister-Titel. Ich habe zwar einen, aber ich weiss, dass ich nicht der Beste war», so Dado. «Die Kämpfe, die ich gegen sehr starke Kämpfer in Thailand und in Europa bestritten habe, bedeuten mir mehr. Eine Rangliste würde Transparenz schaffen und ein Schweizermeister wäre auch wirklich Schweizer Meister.» Diese Transparenz soll wieder Medien und vielleicht sogar grössere Sponsoren anlocken.
Auch Calthen Alken, Besitzer des Alken Gym in Baden, würde eine nationale Liga begrüssen: «Ein Ranking würde all den wertlosen Welt- und Schweizermeister-Titeln ein Ende bereiten. So könnte eine Szene wie in Holland geschaffen werden.»
Alken hat selbst in Holland gekämpft und kennt die dortige Szene. «Die Schweiz hinkt den Holländer in dieser Hinsicht noch meilenweit hinterher», sagt er und hofft, dass die Thaibox-Szene auch in der Schweiz den Ausgang aus dem derzeitigen Chaos findet.