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SVP-Politikerin macht nächste Nazi-Anspielung: Nun wirds der Partei zu bunt

Der nächste Missgriff ins Nazi-Vokabular – SVP-Politikerin heisst «Braune willkommen»

Die SVP Stadt St.Gallen hat das Bild des SBB-Doppelstöckers mit der Anti-SVP-Parole auf Facebook hochgeladen. Kantonsrätin Carmen Bruss hinterlässt einen Kommentar, der auf Nazis anspielt.
03.07.2019, 09:0804.07.2019, 09:11
Natascha Arsic
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Unbekannte haben letzte Woche den Spruch «Zu viel Sonne macht braun» neben einem SVP-Sünneli auf einen SBB-Doppelstockzug gesprayt. Anschliessend teilte die SVP Stadt St.Gallen das Bild auf ihrer Facebook-Seite mit der Bemerkung «Bedenklich, dass die SBB diesen Zug drei Tage lang durch die Schweiz fahren liessen.»

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screenshot facebook

Unter den zahlreichen Kommentaren findet sich auch einer von Kantonsrätin Carmen Bruss. «Danke für die Gratiswerbung – war sicher nicht billig – braun ist in – Braune sind willkommen», schreibt sie unter das Foto. Auf die Antwort eines Facebook-Users «Braun sollte die SVP nie werden. Braun gleich NS!» reagiert Bruss nicht.

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screenshot facebook

Extremistische Äusserungen werden nicht toleriert

Die Farbe wird mit Nationalsozialisten assoziiert, denn die Uniformen der NSDAP und der SA waren braun. Deshalb wurden sie auch als «die Braunen» bezeichnet. Die NSDAP benutzte diese Bezeichnung selbst und nannte die 1930 in München errichtete Parteizentrale offiziell «Braunes Haus».

Die Kantonsrätin war für ein Statement nicht erreichbar. Fraktionspräsident Michael Götte sagt auf Anfrage: «Ich wusste von diesem Vorfall bislang noch nichts. Solche Aussagen sind aber absolut nicht tolerierbar.»

Die Fraktion distanziere sich von jeglichen extremistischen Äusserungen, die gemacht werden. «Nun geht es darum, den Kommentar zu überprüfen und das Gespräch mit Frau Bruss zu suchen.» Auch Walter Gartmann, Präsident SVP Kanton St.Gallen, betont: «Rassistische Aussagen werden nicht geduldet.» Grundsätzlich müsse man zuerst abklären, wie der Kommentar gemeint sei. Gartmann glaubt jedoch nicht, dass Bruss ihre Äusserung rassistisch gemeint habe.

Zwei Nazi-Anspielungen der SVP in einer Woche

Ähnliche Schlagzeilen macht derzeit SVP-Präsident Albert Rösti. An der Delegiertenversammlung seiner Partei vom Samstag zitierte er aus dem Nazi-Wortschatz. In der schriftlichen Version seiner Rede steht beispielsweise der Satz:

«Gezielt werden in der Systempresse Ängste geschürt.»

Als «Systempresse» bezeichneten die Nationalsozialisten in der Weimarer Republik die ihnen nicht genehmen Medien. Heute bedienen sich rechte Extremisten gerne dieses Worts. Rösti hat die Passage in seiner Rede aber nicht selbst geschrieben. Sie stammt von einer gewissen «Ingenieurin Isabel Villalon», wie er festhält.

Konfrontiert mit den Nazi-Ausdrücken antwortet die stellvertretende SVP-Generalsekretärin Silvia Bär: «Albert Rösti zitiert den ganzen Artikel aus ‹Inside Paradeplatz› von der ihm und uns nicht bekannten Ingenieurin Isabel Villalon. Er benutzt diese Wörter entsprechend nicht und würde sie auch nicht benutzen.»

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136 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ihr Kommentar hat 20min Niveau
03.07.2019 09:37registriert August 2017
Apropos: denkt dran, Wählen ist wie Unterwäsche wechseln. Wenn man's nicht tut wirds braun.
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ingmarbergman
03.07.2019 09:44registriert August 2017
Nun, da die Büetzer langsam merken, dass die SVP ihre Interessen nie vertreten hat, kommt bei der Partei Panik auf und es zeigt sich ihr wahres Gesicht immer deutlicher.

Es ist wichtig, dass die Medien im Wahljahr aufdecken, welcher Wolf sich da im Schafspelz zu verstecken versucht hat.
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DäPublizischt
03.07.2019 09:43registriert Dezember 2016
"Er benutzt diese Wörter nicht und würde sie auch nicht benutzen."
Ähm.. er HAT sie benutzt. Mit angeblicher Unwissenheit sind solche Aussagen nicht zu entschuldigen. Erst recht nicht als hochrangiger Politiker.
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Benito Mussoli­nis zweifel­haf­te Befreiung durch einen «Schweizer»
Am 12. September 1943 «befreite» ein deutsches Kommando den in einem italienischen Berghotel festgehaltenen, abgesetzten Diktator Benito Mussolini. Die SS beanspruchte die folgenschwere Aktion für sich, in Wahrheit war aber ein deutscher Major mit Schweizer Wurzeln federführend.

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