Schweiz
Frauenstreik

Ständerat entscheidet über Frauenquote

Eine Teilnehmerin haelt ein Plakat mit der Aufschrift “Frauenquote jetzt“, bei einer Kundgebung zum Frauenstreik auf dem Bundesplatz, am Freitag, 14. Juni 2019 in Bern. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Der Nationalrat hatte den Frauenquoten zugestimmt, allerdings mit einer hauchdünnen Mehrheit. Nun ist der Ständerat an der Reihe.Bild: KEYSTONE
Frauenstreik

Ständerat entscheidet über Frauenquote

Unter dem Eindruck des Frauenstreiks entscheidet der Ständerat heute Mittwoch über Frauenquoten: Zur Debatte stehen Geschlechterrichtwerte für Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte grosser börsenkotierter Unternehmen.
19.06.2019, 05:2419.06.2019, 05:42
Mehr «Schweiz»

Die vorberatende Kommission des Ständerates war zunächst dafür. Nun beantragt sie dem Rat, auf einen Geschlechterrichtwert für Geschäftsleitungen zu verzichten. Mit dem Richtwert für Verwaltungsräte ist sie nach wie vor einverstanden. Vor kurzem erklärte sich auch Economiesuisse-Chefin Monika Rühl mit einer Regelung für Verwaltungsräte einverstanden.

Der Nationalrat hatte den Richtwerten für beide Gremien zugestimmt, allerdings mit einer hauchdünnen Mehrheit. Nach seinem Willen soll im Verwaltungsrat jedes Geschlecht zu mindestens 30 Prozent vertreten sein, in der Geschäftsleitung zu mindestens 20 Prozent.

Sanktionen sind nicht vorgesehen: Unternehmen, die diese Werte nicht erreichen, müssten bloss im Vergütungsbericht die Gründe sowie Massnahmen zur Verbesserung darlegen. Aus Sicht der Befürworterinnen und Befürworter ist es deshalb irreführend, von einer Quote zu sprechen.

Befristung auf 10 Jahre

Umstritten ist auch, wie lange Unternehmen zu einer solchen Berichterstattung im Vergütungsbericht verpflichtet werden sollen. Die Mehrheit der Ständeratskommission will die Pflicht auf 10 Jahre befristen, eine Minderheit stellt sich dagegen.

Von der Regelung betroffen wären börsenkotierte Gesellschaften mit mehr als 250 Mitarbeitenden, etwa 200 Unternehmen. Heute sind in den Verwaltungsräten der grössten Unternehmen acht von zehn Mitgliedern Männer, in den Geschäftsleitungen neun von zehn.

Nationalrat sagt Ja zu Frauenquoten in grossen Unternehmen

Video: srf/SDA SRF

Zweiter Anlauf

Der Ständerat beugt sich bereits zum zweiten Mal über die Aktienrechtsrevision. Im Dezember entschied er, die Vorlage zur Überarbeitung an die Kommission zurückzuschicken. Das hing allerdings nicht nur mit den Richtwerten zusammen.

Die Kommission hatte Änderungen angebracht, die auf Kritik stiessen, namentlich beim Wirtschaftsdachverband Economiesuisse. Zur Diskussion stand gar ein Abbruch der Übung.

Bestimmungen gestrichen

Im zweiten Anlauf hat sich die Kommission nun den Beschlüssen des Nationalrates angenähert. So strich sie gewisse von ihr eingefügte Bestimmungen wieder, beispielsweise zur Transparenz der Dienstleistungen von Stimmrechtsberatern.

Mit der Revision soll auch die Abzockerinitiative auf Gesetzesebene umgesetzt werden. Bisher gibt es erst Verordnungsbestimmungen dazu. Die Ständeratskommission will sich darauf beschränken, diese Bestimmungen ins Gesetz aufzunehmen.

Entlastung von Unternehmen

Weiter hat sich die Kommission wie der Nationalrat für die Einführung eines Kapitalbands ausgesprochen. Die betroffenen Unternehmen hätten damit bei einer Änderung des Aktienkapitals während der Dauer von längstens fünf Jahren innerhalb einer bestimmten Bandbreite grössere Flexibilität und könnten von Steuererleichterungen profitieren.

Gleichzeitig hat die Kommission Anträge zur Änderung des Gesetzes über die Stempelabgaben angenommen, die zur steuerlichen Entlastung der Unternehmen führen würden.

Der Ständerat hat auch über verschiedene Rechte und Pflichten der Aktionäre zu entscheiden. Nach dem Willen des Nationalrates soll die Generalversammlung ihre Beschlüsse weiterhin mit der Mehrheit der vertretenen Aktienstimmen fassen. Der Bundesrat möchte dies ändern. Nach seinem Willen soll die Mehrheit der abgegebenen Stimmen massgebend sein. (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
24 Stunden Vollgas: Krasse Bilder aus 96 Jahren Le Mans
1 / 57
24 Stunden Vollgas: Krasse Bilder aus 96 Jahren Le Mans
Seit 1923 messen sich die schnellsten und mutigsten Autofahrer der Welt im ultimativen Ausdauertest: Les 24 Heures du Mans!
quelle: carstyling.ru / carstyling.ru
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Antifeministen: Unter Männer fühlen sie sich am wohlsten
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
12 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Sir Konterbier
19.06.2019 07:38registriert April 2017
Gleichberechtigung JA, Gleichstellung Nein, ich kann mit Frauenquoten nichts anfangen sorry...
498
Melden
Zum Kommentar
avatar
Cosmopolitikus
19.06.2019 07:49registriert August 2018
Frauenquote? Bitte nicht!
Ich habe in meinem Kader einen Frauenanteil von 50%. Die Grundlage dafür liegt darin, dass ich konsequent immer die beste Person für die Funktion wähle, egal ob Mann oder Frau. Das ist eine Einstellungssache und das bringt man nicht mit einer Quote hin.
395
Melden
Zum Kommentar
12
Wunder wiederholen sich selten: Die Prämieninitiative wird es schwer haben
Mit der Prämienentlastungs-Initiative könnte der Linken am 9. Juni ein weiterer Coup gelingen. Der Weg zu einem Ja ist jedoch steiniger als bei der 13. AHV-Rente.

Viele Bürgerliche und Wirtschaftsvertreter erlebten am 3. März ihr blaues – oder rotes – Wunder. Erstmals überhaupt wurde eine von links lancierte Volksinitiative für einen Ausbau des Sozialstaats angenommen. Manche «Verlierer» haben das Ja zur 13. AHV-Rente bis heute nicht verdaut. Und am 9. Juni droht bereits der nächste sozialpolitische Hammer.

Zur Story