Schweiz
St Gallen

117 Entlassungen an den St. Galler Spitälern

117 Entlassungen an den St. Galler Spitälern – noch mindestens weitere 359 sollen folgen

24.11.2023, 13:1224.11.2023, 14:39
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Die vier St. Galler Spitalverbunde haben per Ende November 117 Kündigungen ausgesprochen. Dies entspricht 81 Vollzeitstellen. Der restliche Abbau der total rund 440 Vollzeitstellen soll gemäss einer Mitteilung «weitgehend über natürliche Fluktuation» erfolgen.

Care attendants of the clinic in Flawil in the canton of St. Gallen, Switzerland, hold a meeting, pictured on June 25, 2009. The Clinic Flawil is the acute care hospital of the Cantonal Hospital St. G ...
Pflegemitarbeiterinnen des Krankenhauses in Flawil.Bild: KEYSTONE

Ende September gaben die St. Galler Spitalverbunde umfangreiche Restrukturierungen bekannt. Unter anderem sollen in den kommenden fünf Jahren rund 440 Vollzeitstellen abgebaut werden. Verwaltungsratspräsident Stefan Kuhn sprach von einer «dramatischen finanziellen Lage».

Am Freitag teilten die Spitalverbunde mit, dass per Ende November von den rund 8000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern 117 eine Kündigung erhalten hätten, was 81 Vollzeitstellen entspreche. Der Abbau der restlichen 359 Vollzeitstellen soll gemäss Mitteilung durch Pensenreduktionen, Nicht-Besetzung von Stellen, Funktionswechsel und Frühpensionierungen erfolgen.

Administration und Support am stärksten betroffen

Von Kündigungen sind sämtliche Berufsgruppen betroffen. Am meisten Mitarbeitende treffe es in der Administration und den Supportbereichen. «Im Kerngeschäft mussten in der patientennahen Pflege über die ganze Gruppe der St. Galler Spitäler 37 Mitarbeitenden (21 Vollzeitstellen) und bei der Ärzteschaft 14 Mitarbeitenden (9 Vollzeitstellen) die Kündigung ausgesprochen werden», hiess es in der Mitteilung weiter.

Für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter komme der Sozialplan beziehungsweise Rahmenmassnahmenplan der Regierung zur Anwendung. Dieser sieht gemäss Mitteilung eine Lohnüberbrückung während maximal zwei Jahren in der Höhe von 90 Prozent ohne Unterhaltspflichten beziehungsweise 100 Prozent mit Unterhaltspflichten des bisherigen Nettolohnes vor. Zudem sei eine einmalige Abfindung von einem Monatsgehalt festgelegt worden.

Das Kantonsspital in St. Gallen ist über alle Kliniken und Organisationseinheiten mit einer Reduktion von 260 Stellen vom Abbau betroffen, wie an einer Medienkonferenz Ende September bekanntgegeben wurde. In der Spitalregion «Rheintal Werdenberg Sarganserland» sind es 80 Stellen bis 2024 sowie weitere 45 Stellen bis 2027. Im Spital Linth gibt es eine erste Tranche mit 34 und eine zweite mit 7 Stellen. In Wil geht es bis Ende Jahr um 8 Stellen.

60 Millionen Franken einsparen

Die St. Galler Spitalverbunde mussten in der Vergangenheit wiederholt mit Steuergeldern gestützt werden. Das reichte offensichtlich nicht aus. Um die Situation zu verbessern, sollen die Ausgaben um jährlich 60 Millionen Franken gesenkt werden. Zwei Drittel davon, also rund 40 Millionen, soll der umfangreiche Personalabbau einsparen.

Diese Sparmassnahmen führten zu Protesten. Am 11. November versammelten sich an einer Kundgebung in St. Gallen bis zu 3000 Menschen. Sie forderten, dass die Entlassungen gestoppt werden.

«Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitungen haben Verständnis für die Emotionen und Betroffenheit, die diese einschneidenden Personalmassnahmen ausgelöst haben», hiess es in der Mitteilung vom Freitag. Der Schritt sei schmerzlich gewesen, aufgrund der finanziellen Lage aber unvermeidlich. (saw/sda)

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17 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Dr. Haggis
24.11.2023 14:23registriert August 2018
Fast auf den Tag genau vor zwei Jahren haben die Stimmberechtigten der CH der Pflegeinitiative zugestimmt.
Bund + Kantone werden verpflichtet genügend Pflegepersonal zur Verfügung zu stellen.
Der SG Spitalverbund aber baut 500 Stellen ab. Ist es ihm schlicht egal, was in der Verfassung steht oder ist er der Meinung diese Mitarbeitenden haben zu wenig zu tun? Kann ein Verantwortlicher des Spitalverbundes hierauf antworten?
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Roli_G
24.11.2023 14:27registriert Januar 2021
Krass. Meine Mutter war diesen Herbst im Kantonsspital SG. Und es war recht deutlich, dass es zu wenig Personal hatte. Nochmals 260 Stellen weniger und ich befürchte, dass die Qualität der Pflege ernsthaft leiden wird darunter.
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Grüner Kobold
24.11.2023 14:36registriert Oktober 2018
Aus Klatschen fürs Personal, gibt es Entlassungen fürs Personal, während sich die Bourgeoise weiter die Taschen füllt.

Eine Mehrheit hat aber wieder bürgerlich gewählt, also beklag euch nicht.
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