Mehr als 2000 Menschen haben am Samstagmittag in der Stadt St. Gallen an einer Kundgebung gegen den geplanten Abbau von 440 Stellen in den St. Galler Spitälern protestiert. Die Entlassungen müssten gestoppt werden, hiess es. Die Politik solle Verantwortung übernehmen.
Bisher beschäftigten die vier St. Galler Spitalverbunde 9000 Mitarbeitende in 6700 Vollzeitstellen. Am 28. September hatte der Verwaltungsrat den Abbau von 440 Stellen angekündigt. Kurz darauf wurden die ersten Kündigungen ausgesprochen. Am 23. Oktober fand deswegen bereits eine erste Protestaktion des Personals auf dem Areal des St. Galler Kantonsspitals statt.
Für die Kundgebung am Samstagmittag besammelte sich die Menge auf dem Kornhausplatz und bewegte sich dann in einem langen Demonstrationszug durch die Altstadtgassen. Auf Transparenten hiess es «Wir trauern um unser Spital», «Zu Tode gespart» oder «Weniger Personal – gleich viel Arbeit».
Die eigentliche Veranstaltung mit mehreren Reden fand dann in der Marktgasse statt. Die St. Galler Stadtpolizei schätzte die Menge auf über 2000 Personen, die Veranstalter nannten die Zahl von 3000.
Sie sei überwältigt, «dass wir so viele sind», sagte SP-Nationalrätin Barbara Gysi. Dies bedeute ein starkes Zeichen an die Verantwortlichen. Die Gesprächsverweigerung gegenüber den Sozialpartnern sei inakzeptabel. Mit diesem Stellenabbau werde nicht nur die Qualität, sondern auch der gute Ruf der St. Galler Spitäler gefährdet.
Die St. Galler Politik stehe abseits und fühle sich nicht zuständig, sagte die SP-Politikerin. Die Forderung, die Politik solle Verantwortung übernehmen, war an der Kundgebung immer wieder zu hören. «Wo ist der zuständige Regierungsrat?», hiess es etwa.
«Es sind nicht die Angestellten, die die Defizite in den Spitälern verursacht haben», sagte Cornelia Hartmann, Präsidentin des Pflegeverbandes St. Gallen-Thurgau-Appenzell (SBK). Die Situation sei paradox: Bund und Kantone investierten Millionen von Franken, um mehr Pflegepersonal auszubilden – gleichzeitig würden solche Stellen in den St. Galler Spitälern abgebaut.
«Die Entlassungen müssen gestoppt werden», verlangte sie. Zu den weiteren Forderungen gehört, dass die Anliegen der Basis künftig in die Entscheidungsprozesse integriert werden.
Der Verwaltungsrat der Spitalverbunde will durch mehrere Massnahmen jährlich 60 Millionen Franken einsparen. Der Stellenabbau soll innerhalb von fünf Jahren die Ausgaben um 40 Millionen Franken verringern. Am stärksten trifft es das Kantonsspital mit der Streichung von 260 Stellen.
Der Abbau solle in erster Linie bei Supportfunktionen und in der Administration erfolgen, betroffen sei aber auch der Kernbereich von Medizin und Pflege, hiess es bei der Ankündigung vom Verwaltungsrat. Inzwischen ist bekannt, dass im Kantonsspital in der Pflege Besoldungskosten im Umfang von 120 Vollzeitstellen eingespart werden müssen.
(hah/sda)