Bei Unterhaltsarbeiten auf der Autobahn soll eine mobile Brücke den Verkehrsstau eindämmen. Die Idee des Bundesamts für Strassen (Astra): Die Fahrzeuge rollen über eine 236 Meter lange Brücke. Unter der Rampe laufen die Bauarbeiten. Damit sollen auch Kosten gespart werden.
Die zweispurige Brücke könne mit einer Geschwindigkeit von 60 km/h befahren werden, sagte Astra-Direktor Jürg Röthlisberger am Montag vor den Medien in Zofingen AG. Die Auffahrts- und Abfahrtsrampen weisen je ein Gefälle von 6.1 Prozent auf, wie Projektleiter Jürg Merian erläuterte. Die Brücke ist 7.3 Meter breit und 4.32 Meter hoch.
Unter der Brücke («Astra Bridge») stehen gemäss den Plänen des Bundesamts rund 100 Meter für die eigentlichen Bauarbeiten zur Verfügung. «Alle Baumaschinen haben darunter Platz», sagte Merian. Mit der üblichen Vorsignalisation ergibt sich gemäss Astra eine Baustellenlänge von rund 1500 Metern.
Wenn die Sanierungsarbeiten unter der Brücke beendet sind, so fährt die aus verschiedenen Modulen bestehende Brücke per GPS ferngesteuert 100 Meter weiter für den nächsten Abschnitt. Die Brücke kann auf den dicken Rädern auch seitwärts verschoben werden. Ein Brücke besteht aus insgesamt zwölf, je 33 Tonnen schweren Modulen. Hinzu kommen acht, je 56 Tonnen schwere Module für Auf- und Abfahrt sowie 57 Platten.
Das Astra spricht von einem Pilotprojekt. Astra-Direktor Röthlisberger will jedoch nicht von einer «Weltneuheit» sprechen. Die Ausgestaltung und Grösse der mobilen Brücke sei jedoch «erstmalig». Die öffentliche Hand werde die «Astra-Bridge» nicht patentieren lassen.
Das Bundesamt sieht einzig Vorteile für den Einsatz der 20 Millionen Franken teuren Brücke. Weil die Baustelle von der Fahrbahn getrennt sei, erhöhe sich die Arbeitssicherheit für die Bauarbeiten. Ein Stau auf der Autobahn könne verhindert werden. Unterbinden will das Astra auch den Ausweichverkehr auf andere Strassen. Der Verkehr solle auf der Autobahn bleiben, hielt Röthlisberger fest.
Die ersten produzierten Brückenelemente, die an Hightech-Mondfahrzeuge erinnern, werden derzeit gebaut und auf zum Lagerplatz Rothrist AG geliefert. Die ersten Module wurden am Montag geliefert. Im Spätherbst sollen alle Elemente zusammengebaut sein und die mobile Brücke als Ganzes getestet werden.
Wenn die Tests rund laufen, so soll der Prototyp der «Astra Bridge» im Frühling 2022 erstmals bei Belagsarbeiten auf dem A1-Abschnitt zwischen Recherswil und Kriegstetten im Kanton Solothurn zum Einsatz kommen.
Das Astra reagiert mit dem Brücken-Projekt auf immer schwierigere Situationen. Spurabbauten für Unterhaltsarbeiten seien wegen des hohen Verkehrsaufkommens auf vielen Autobahnabschnitten tagsüber schon länger nicht mehr möglich, erläuterte Röthlisberger.
Nachtarbeit verteuert die Kosten gemäss Astra um bis zu 15 Prozent. Das Astra investiert jedes Jahr 750 Millionen Franken in den Unterhalt der Nationalstrassen mit einer Gesamtlänge von 2200 Kilometern. Die Nachtarbeit, die in der Regel um 23.00 Uhr beginnt und bis höchstens 05.00 Uhr dauert, führt zu viel Aufwand.
Die notwendigen Schutzmassnahmen für die Bauarbeiter müssen jeden Abend montiert und am Morgen nach dem Baueinsatz wieder demontiert werden. Dies ist gemäss Astra aufwändig und verkürze die Zeitfenster für die eigentliche Arbeit. Auch könnten gewisse Arbeiten wegen des Baulärms nicht in den Nachtstunden ausgeführt werden. (sda)