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Flüssigerer Verkehr und mehr Platz – Bundesrat will Rechtsvorbeifahren auf Autobahnen

Flüssigerer Verkehr und mehr Platz – Bundesrat will Rechtsvorbeifahren auf Autobahnen 

02.11.2017, 11:2002.11.2017, 13:32
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Der Bundesrat will das Rechtsvorbeifahren auf Autobahnen erlauben. Das soll für flüssigeren Verkehr und mehr Platz auf der Strasse sorgen.

Die Forderung stammt vom Aargauer FDP-Nationalrat Thierry Burkart. Mit einer Motion verlangt er, das Rechtsvorbeifahren auf Autobahnen und Autostrassen zu erlauben. Das Verbot des Rechtsüberholens soll hingegen beibehalten werden.

Der Bundesrat ist bereit, diesen Auftrag entgegenzunehmen, wie er am Donnerstag bekannt gab. Das ist eine Kehrtwende: Bisher hatte die Regierung eine Lockerung des Regimes aus Sicherheitsbedenken stets abgelehnt. Nun gilt es allerdings noch die Details zu klären, denn der Unterschied zwischen Vorbeifahren und Überholen ist nicht immer offensichtlich.

Verunsicherte Autofahrer

Grundsätzlich wird beim Überholen die Spur gewechselt, beim Vorbeifahren nicht. Für das Rechtsüberholen droht heute der Führerausweisentzug. Nach der neueren Rechtsprechung des Bundesgerichts ist hingegen das Rechtsvorbeifahren unter Umständen zulässig, wenn die Kolonne auf dem linken Fahrstreifen dichter und langsamer ist.

Laut Burkart hält die drohende Strafe und die komplizierte Regelung aber viele Autofahrer davon ab, rechts vorbeizufahren. Dadurch würden wertvolle Kapazitäten auf den Nationalstrassen vergeben. Nach Schätzungen könnte die Kapazität um 5 bis 10 Prozent gesteigert werden, wenn das Rechtsvorbeifahren erlaubt wäre.

Das ist auch der Grund für das Umdenken beim Bund. Es gehe darum, die Kapazität der für viel Geld gebauten Autobahnen besser auszunutzen, sagte Thomas Rohrbach, Sprecher des Bundesamts für Strassen, der Nachrichtenagentur sda. Heute sei der Verkehr auf dem linken Fahrstreifen viel dichter als rechts. Wenn die rechte Fahrbahn besser genutzt werde, lasse sich die Kapazität sicher steigern.

Sichere Autobahnen

Rohrbach geht nicht davon aus, dass die Verkehrssicherheit darunter leiden würde. Die Schweizer Autobahnen seien heute ohnehin sehr sicher, sagte er. Und in der Realität werde heute schon rechts vorbeigefahren. Sicher ist aber, dass die Automobilisten zusätzlich gefordert wären, wenn die Regeln gelockert würden: «Es braucht aufmerksame Autofahrer», sagte Rohrbach.

Nach seinen Angaben wäre die Schweiz eines der ersten europäischen Länder, die das Rechtsvorbeifahren ausdrücklich erlauben würden. Wird die Motion von den Räten angenommen, führt der Bundesrat voraussichtlich 2018 eine Vernehmlassung dazu durch.

Auf Anfrage wollte die Verkehrssicherheits-Stiftung RoadCross Schweiz noch nicht Stellung zum Rechtsüberholen beziehen. Entscheidend sei aber, dass das Verbot des Rechtsüberholens beibehalten werde, sagte RoadCross-Sprecher Stefan Krähenbühl. Die Abgrenzung zum Rechtsvorbeifahren müsse zudem sehr klar geregelt werden. Rechtsunsicherheit könne nämlich dazu führen, dass mehr rechts überholt werde.

Auch der Touring Club Schweiz (TCS) geht davon aus, dass mit der Umsetzung von Burkarts Motion die Rechtssicherheit verbessert und die Kapazität auf den Autobahnen erhöht werden kann. In einer Stellungnahme zeigte er sich überzeugt, dass die Verkehrssicherheit dadurch nicht geschwächt würde. (sda)

Aalglatte Autobahn

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Aalglatte Autobahn
Du hast einen schlechten Tag? Dieser Autofahrer hatte nicht nur einen Unfall mit dem Lastwagen, er kriegte auch eine geballte Ladung Schleim ab.
quelle: ap/oregon state police
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57 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Roaming212
02.11.2017 11:51registriert Juni 2016
Das "Reinquetschen" sollte verboten werden. Abstand nicht respektieren und trotzdem Spur wechseln ist zum kotzen. Es gibt so viele Handorgelnbewegungen auf der Autobahn nur weil gewisse Fahrer so egoisitisch sind und andere auf der linken Spur ausbremsen nur weil sie nicht hinter einem Lastwagen warten wollen.
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Barracuda
02.11.2017 11:47registriert April 2016
Rechtsüberholen ist nicht gefährlicher als rechts vorbeifahren. Konsequenterweise müsste man auch Rechtsüberholen legalisieren, da es sonst wieder den genau gleich unsäglichen Graubereich mit Interpretationsspielraum gibt.
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Huber50
02.11.2017 12:03registriert Mai 2015
Endlich ein vernünftiger Vorschlag, welcher in den USA schon lange Praxis ist. Liebe Leute, die rechte Spur ist wertvoller als nur eine Strasse für Anfänger und Lastwagen. Ebenso sollte die Mindestgeschwindigkeit auf Autobahnen von 60 Km/h auf 80 Km/h erhöht werden und diejenige von PKWs mit Anhänger von 80 Km/h auf 100 Km/h erhöht werden, damit diese nicht mehr von den schneller fahrenden LKWs überholt werden müssen........
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