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Christoph Blocher: «Wir sind bereit, Verantwortung zu tragen»

Christoph Blocher weist der SVP den Weg.
Christoph Blocher weist der SVP den Weg.
Bild: KEYSTONE

Christoph Blocher: «Wir sind bereit, Verantwortung zu tragen»

Christoph Blocher hat der SVP für die neue Legislatur und die Bundesratswahlen die Marschrichtung vorgegeben. Die Partei soll sich nach seinem Willen an der Regierung beteiligen, Verantwortung übernehmen und kompromissfähiger werden. Er zieht aber auch rote Linien.
25.10.2015, 04:25
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In einem Interview mit der «Schweiz am Sonntag» schlägt Blocher konziliante Töne an: Eine SVP mit zwei Bundesratssitzen werde «sicher kompromissfähiger» und übernehme Gesamtverantwortung. Die SVP sei bereit zur Regierungsbeteiligung. Kompromisse seien sogar bei der SVP-Zuwanderungsinitiative möglich, sofern das Hauptziel, die «massive Senkung der Zuwanderung», erreicht werde.

Doch Blocher macht auch klar: Die SVP wird nicht alle Kompromisse mittragen. «‹Einbinden› – ein unglaubliches Wort – lassen wir uns sowieso nicht», sagte er. Für jede Partei gelte das gleiche: Regierungsmitglieder seien an Beschlüsse der Regierung gebunden, «nicht aber die Partei».

Unverhandelbar sind für Blocher der Widerstand gegen ein EU-Rahmenabkommen mit automatischer Rechtsübernahme oder ein EU-Beitritt sowie das Vorhaben der SVP, Schweizer Recht in fast jedem Fall über Völkerrecht stellen zu wollen. «Wir sind bereit Verantwortung zu tragen. Aber wer denkt, wir würden einknicken (...), nur damit wir in den Bundesrat dürfen, täuscht sich.»

Gespräche mit FDP, CVP und SP

Sicher ist für ihn auch, dass ein Bundesratskandidat der SVP linientreu sein muss: «Wir wollen nicht mehr, dass man Alibi-SVPler in den Bundesrat wählt, die dann das Gegenteil der Partei vertreten», sagte er. Er bestätigte, dass ein Bundesrat, der nicht offiziell nominiert wurde, aus der Partei ausgeschlossen würde.

«Wir sind bereit Verantwortung zu tragen. Aber wer denkt, wir würden einknicken (...), nur damit wir in den Bundesrat dürfen, täuscht sich.»

Ob die SVP zu einem zweiten Bundesratssitz kommt, bestimmten die anderen Parteien, stellte Blocher fest. «Deshalb muss sich die SVP mit den Parteien zusammensetzen, um zu sehen, wer noch bürgerlich ist.» «Wir müssen mit den drei grössten Parteien reden.» Auch mit der SP, von der er wissen wolle, «ob sie noch zur Konkordanz steht».

Trotz gemässigteren Tönen teilt Blocher an die bürgerlichen Partner aus: Der FDP wirft er vor, den EU-Beitritt in Kauf zu nehmen. Die CVP kritisiert er für ihren Kurs: «Für die CVP kommt bei den Bundesratswahlen die letzte Gelegenheit, sich endlich – im Sinne ihrer Basis – bürgerlich auszurichten.»

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FDP sucht in EU-Frage Mehrheit ausserhalb der SVP

Nicht nur Blocher, auch FDP-Präsident Philipp Müller betont die Unterschiede zwischen SVP und FDP. Auch wenn die Fraktionen eine absolute Mehrheit im Nationalrat hätten, sei es ein «Trugschluss zu meinen, die FDP werde sich jetzt für eine Blockade-Politik hergeben», sagte Müller. Das komme nicht in Frage.

Gerade beim Verhältnis zur EU – «das wichtigste Thema der kommenden Legislatur – werde die FDP eine Mehrheit ausserhalb der SVP suchen. Dagegen gebe es bei der geplanten Energiewende, der Reform der Altersvorsorge oder auch beim Budget «grosse Schnittmengen».

Für die Bundesratswahlen verlangt Müller – im Falle eines Rücktritts von Eveline Widmer-Schlumpf – ein Zweierticket von der SVP. «Das Parlament soll eine Auswahl haben.» Ein allfälliger Kandidat müsse das Kollegialitätsprinzip respektieren und zwei Landessprachen sprechen. (dwi/sda)

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20 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hephaistos
25.10.2015 07:02registriert September 2014
Da ging der Wolf fort zu einem Krämer und kaufte sich ein grosses Stück Kreide. Die ass er und machte damit seine Stimme fein. Dann kam er zurück, klopfte an die Haustür und rief: «Macht auf, ihr lieben Kinder, eure Mutter ist da und hat jedem von euch etwas mitgebracht!»
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kurt3
25.10.2015 07:40registriert Juni 2014
Wir sind bereit Verantwortung zu tragen . Und ich Idiot habe mir gedacht , die Vereidigung der Parlamentarier schließe sowas ein ? Die SVP ist bereit Verantwortung zu tragen ,unter diesen oder jenen Bedignungen ? Diese Arroganz lassen sich 70 % der Wähler gefallen ?
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stadtzuercher
25.10.2015 09:06registriert Dezember 2014
Am Schluss trägt der Wähler die Verantwortung für die Taten der SVP, und die steuersubventionierten Miliardäre sacken den Profit ein.
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