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Blocher zu Andreas Glarners Handy-Terror:«Er hat nicht unrecht»

«Er hat nicht unrecht» – das sagt Christoph Blocher zu SVP-Glarners Handy-Terror

In der neusten Folge von Teleblocher verteidigt der Alt-Bundesrat die Meinung, nicht aber das Verhalten des SVP-Nationalrates: Andreas Glarner störte sich zurecht daran, dass muslimische Kinder an Feiertagen frei bekommen. Der Aufruf gegen die Lehrerin war aber zu viel.
14.06.2019, 17:07
Jocelyn Daloz / ch media
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Teleblocher

Im Hintergrund das Benediktiner-Kloster Rheinau, das alt Bundesrat und Geschäftsmann Christoph Blocher besitzt und seit fünf Jahren als Hotel betreibt. Ihm gegenüber der Verleger Matthias Ackeret, der ihn schon seit über 600 Folgen und 12 Jahren wohlwollend interviewt.

Dieses Mal erwähnt Ackeret neben dem Frauenstreik und dem Rahmenabkommen den Namen von Andreas Glarner und will Blochers Meinung zur Kritik wissen, die der Aargauer Nationalrat letzte Woche auslöste.

Glarner hatte sich daran gestört, dass eine Lehrerin aus Dietikon ihren muslimischen Schülerinnen und Schüler am letzten Tag des Ramadans ohne Joker frei geben wollte. Sie handelte dabei konform mit dem Schulgesetz. Ohne darüber Bescheid zu wissen oder sich erst darüber zu informieren, hatte Glarner dies als inakzeptable Eigeninitiative der Lehrerin interpretiert.

Er veröffentlichte ihre private Telefonnumer auf Facebook und forderte seine Follower auf, der Lehrerin anzurufen und die Meinung zu sagen. Was Dutzende auch taten. Der folgende Medienaufruhr mit Kritik auch aus den eigenen Reihen brachte den SVP-Nationalrat dazu, sich zu entschuldigen. Sogar die Aargauer SVP-Parteispitze distanzierte sich von seinem Verhalten.

«Er ist auf die Lehrerin los»

Auch alt Bundesrat Christoph Blocher gibt zuerst zu: «Er hat da ein bisschen Mist gemacht, ist klar. Das weiss er auch und er hat sich dafür entschuldigt.»

Gleichzeitig verteidigt er Glarners Ansicht: «Im Grunde genommen hat er ja nicht Unrecht. Ich finde auch, dass man Grenzen setzen muss. Moslems können sich hier aufhalten und ihren Glauben ausleben. Aber sie müssen sich an der staatlichen Ordnung beteiligen und sich an Regeln halten: Wenn Schule ist, ist Schule. Will man an einem religiösen Feiertag teilnehmen, dann sollte man freinehmen müssen.»

Deswegen billigt er aber die Facebook-Aktion von Andreas Glarner nicht. «Er ist auf die Lehrerin los, das ist nicht in Ordnung. Sie kann ja nichts dafür, weil die Rechtsordnung das mit dem freien Tag erlaubt.»

«Es war ein Fehler»: Andreas Glarner bittet diffamierte Lehrerin um Entschuldigung

Video: © Tele Züri

Da will Ackeret wissen, ob sich ein solcher Fall unter der Parteiführung von Blocher ereignet hätte. «Ich weiss auch nicht, wie ich diese Situation gelöst hätte.» Der Parteiübervater soll auch in letzte Zeit nicht mit Glarner gesprochen haben. «Ist ja nicht mehr meine Verantwortung. Im Grunde genommen ist es seine, er ist Nationalrat. Das ist kein Kindergarten.»

Zum Schluss der Diskussion wirft Blocher den Medien vor, die Sache aufzublasen: «Die Geschichte ist ja eigentlich fertig. Aber die Presse pflegt das weiter, ist ja klar: es geht gegen die SVP. Man will wahrscheinlich, dass er zurücktritt oder der Partei schaden.»

Der Fall Glarner im «TalkTäglich»:

«Ich bitte die Lehrerin um Entschuldigung, es tut mir wirklich leid!» Hat der SVP-Nationalrat Andreas Glarner den Eklat provoziert, um davon zu profitieren? Und ist es mit einer Entschuldigung getan? Video: © CH Media Video Unit / TalkTäglich
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Die SVP Aargau steckt in der Krise
Video: srf
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70 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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FrancoL
14.06.2019 17:17registriert November 2015
Würde man alle Religionen in den privaten Bereich zurücknehmen, hätten wir eine klare Grundlage und kein herumeiern rund um die Feiertage.
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Tom T.
14.06.2019 18:10registriert November 2018
Mir platzt der Kragen! Glarner hat durch seinen Aufruf unkontrolliert unbekannte Anhänger auf eine rechtschaffene junge Frau und ihre Schüler gehetzt. Die Lage war nicht abschätzbar.
Auf der Schule herrschte Angst, und die Lehrerin war so klug sich allfälligen Übergreifern zu entziehen.

Glarner ist Parlamentarier und hat viel mehr Mittel als wir, Missstände anzugehen.
Stattdessen wählt er Volksverhetzung und gezielte Gefährdung von Einzelpersonen. Das ist mehr als "Mist", Herr Blocher. Nämlich Terror.
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bruno.zehr
14.06.2019 19:10registriert Juli 2018
Einer, der ein Hotel in einem Kloster betreibt, sollte nicht über Feiertage im Generellen werten und urteilen.
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«Erster wirklicher Stresstest für die Schuldenbremse»: Ökonom ordnet drohendes Defizit ein
Beim Bund drohen Defizite von bis zu vier Milliarden Franken. Wie schlimm ist das? Und wie hat man in der Vergangenheit darauf reagiert? Ökonom Thomas M. Studer, der zur Geschichte der Bundesfinanzen seine Dissertation verfasst hat, gibt Auskunft.

Jahrelang schrieb der Bund Überschüsse. Jetzt drohen Defizite in Milliardenhöhe. Verglichen mit früher: Wie schlecht steht es um die Bundesfinanzen?
Thomas M. Studer:
Um das vergleichen zu können, stellt man das Defizit ins Verhältnis zum Bruttoinlandprodukt (BIP). Bei jährlichen strukturellen Defiziten von 2 bis 4 Milliarden Franken, wie sie der Bund erwartet, sind das gemessen am aktuellen BIP rund 0,25 bis 0,5 Prozent. In der Schuldenkrise der 1970er-Jahre waren es bis zu 0,9 Prozent, in den 1990er-Jahren sogar bis 2 Prozent. So schlimm ist es heute noch nicht. Was die Geschichte aber zeigt: Es ist schwierig, aus einer Defizitphase herauszukommen, wenn man mal drin ist.​

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