Die jüngste Aktion des Aargauer SVP-Politikers zieht weitere Kreise. Nachdem die betroffene Lehrerin dem Unterricht fernblieb, verschafft eine Mutter ihrem Ärger Luft. Und erntet viel Zustimmung ...
08.06.2019, 15:1411.06.2019, 06:26
«Gestern Morgen durfte ich meiner Tochter erklären, warum ihre so sehr geliebte Lehrerin nicht in die Schule kommt. Weil es da einen dummen erwachsenen Mann gibt, welcher dazu aufruft, ihrer Lehrerin die Meinung zu sagen.»
Das schreibt eine Facebook-Nutzerin, die laut ihrer eigenen Schilderung direkt betroffen ist von der jüngsten Aktion des Aargauer SVP-Nationalrates Andreas Glarner.
Sie sei Mutter von zwei Mädchen, heisst es in dem am Freitag veröffentlichten Facebook-Posting. Und weiter schreibt die Verfasserin, ihre ältere Tochter gehe in die 1. Klasse bei der Lehrerin, gegen die der Politiker «eine unglaubliche Hetzjagd» gestartet habe. Und dann wird die Frau deutlich:
«Ich versuche meine Töchter zu toleranten, offenen und positiven kleinen Menschen heranzuziehen. Eigenschaften, von denen Sie und Ihre Anhänger noch nie etwas gehört zu haben scheinen.
Schämen Sie sich, dass Sie bereits Kindern die Hoffnung an das Gute im Menschen nehmen.»
Hinter jedem Namen im Netz stehe ein Mensch, ruft die Facebook-Userin in Erinnerung. Und hinter jedem Menschen stünden Familie, Freunde und in diesem Fall eine ganze Schulklasse, welche ein solches Ereignis ebenfalls mitbelaste.
«Meine einzige Hoffnung ist, dass sich so viel Dummheit spätestens im Oktober rächt.»
Der ganze Facebook-Post

Die Reaktionen
Unter dem am Freitagmorgen veröffentlichten Facebook-Posting stehen mittlerweile hunderte Kommentare. Viele User drücken ihren Dank und Zustimmung aus.

screenshot: facebook
Die junge Zürcher Lehrerin, deren Handynummer der Aargauer SVP-Nationalrat am Dienstag auf Facebook publizierte, unterrichtet laut einem Bericht von Tele M1 bis nächste Woche nicht. Die Frau hatte muslimische Eltern korrekt darauf hingewiesen, dass ihre Kinder für das Bayram-Fest am Ende des Fastenmonats Ramadan schulfrei erhalten.
Der Facebook-Beitrag könnte für Glarner Folgen haben: Die Lehrerin beabsichtigt, rechtliche Schritte gegen ihn einzuleiten. Die Zürcher Bildungsdirektorin Silvia Steiner (CVP) will sie dabei unterstützen. Sie warf dem SVP-Politiker vor, dass er jeglichen politischen Anstand überschritten und die persönliche Integrität der Lehrperson verletzt habe.
Facebook erklärt seine Spielregeln
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Facebook erklärt seine Spielregeln
Facebook schreibt in den Spielregeln: «Wir entfernen Fotos von Personen, auf denen Genitalien oder vollständig entblösste Pobacken zu sehen sind.»
quelle: epa/dpa / maurizio gambarini
Dieser Journalist ging durch die Social-Media-Hölle
Video: srf
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Damit hat Glarner klar gezeigt, wes Geistes Kind er ist. Er und seine Wähler - nein, ich scheue nicht mehr davor zurück, sie als rechtsradikales, antidemokratisches Gesindel zu bezeichnen.