Ein Start-Ziel-Sieg: Albert Rösti ging als Favorit ins Bundesrats-Rennen – und beendete es als strahlender Sieger. Der Berner wurde im ersten Wahlgang mit 131 Stimmen gewählt.
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In seiner Antrittsrede gab sich Rösti durchaus emotional. Er bedankte sich bei seinem Umfeld, seiner Familie und bei seiner Frau. Zwischendurch ging ihm die Stimme aus, doch ein Glas Wasser war schnell zur Stelle.
Er wolle die Erhaltung der Errungenschaften der Schweiz in den Mittelpunkt seiner Tätigkeit stellen, so Rösti in seiner Rede. Auch künftige Generationen sollten auf das starke Fundament der Demokratie und des Rechtsstaats bauen können. Besonders hob er in seiner kurzen Ansprache die Bedeutung der Freiheit hervor: Ohne diese sei jede offene Diskussion unmöglich.
Zu Beginn und zum Schluss seiner mehrsprachigen Rede verwies der bisherige Berner Nationalrat auf das Motto «Einer für alle, alle für einen». Es gehe darum, in gegenseitiger Rücksichtnahme Einheit in Vielfalt zu leben.
In seiner Tätigkeit als Bundesrat wolle er seine ganze Lebenserfahrung einbringen, so Rösti. Das Parlament bat er um Unterstützung bei der Regierungstätigkeit. Die Tür seines Büros werde für die Parlamentarierinnen und Parlamentarier immer offen stehen, versicherte er der Bundesversammlung.
Wie Viola Amherd und Karin Keller-Sutter vor vier Jahren ist auch Albert Rösti am Mittwoch schon im ersten Wahlgang zum Bundesrat gewählt worden. Und das mit neun Stimmen über dem absoluten Mehr.
Vor Rösti, Amherd und Keller-Sutter war Bundesrätin Doris Leuthard 2006 die letzte Kandidatin, der eine Wahl im ersten Wahlgang gelang. Sie kam im ersten Wahlgang auf 15 Stimmen über dem absoluten Mehr. Keller-Sutter erhielt 2018 gar 35 Stimmen über dem absoluten Mehr, Amherd 27 Stimmen über dem absoluten Mehr.
Im zwanzigsten Jahrhundert war dagegen nur selten mehr als ein Wahlgang nötig. Und die Kandidaten erreichten zum Teil markante Vorsprünge. Den Rekord hält Arthur Hoffmann, der 1911 im ersten Wahlgang mit 89 Stimmen über dem absoluten Mehr gewählt wurde. Ähnlich imposante Ergebnisse erzielten 1977 Fritz Honegger mit 68 Stimmen über dem absoluten Mehr und 1979 Pierre Aubert mit 73.
Am anderen Ende der Skala stehen vier Bundesräte, die sechs Wahlgänge benötigten: Jakob Stämpfli 1855, Jean-Jacques Challet-Venel 1866, Samuel Schmid 2000 und Joseph Deiss 1999. Letzterer sorgte für das knappste Wahlergebnis in der Geschichte: Er legte im sechsten Wahlgang eine Punktlandung aufs absolute Mehr hin.
Ebenfalls zäh waren in den letzten dreissig Jahren die Wahlen von Johann Schneider-Ammann (2010), Micheline Calmy-Rey (2002), Pascal Couchepin (1998) und Moritz Leuenberger (1995): Sie alle benötigten fünf Wahlgänge.
Schon bei der zweiten Ausmarchung schafften die Wahl dagegen in den letzten dreissig Jahren Ignazio Cassis, Alain Berset, Eveline Widmer-Schlumpf, Hans-Rudolf Merz und Adolf Ogi. (sda)