Die SVP, die grösste Partei der Schweiz, wird am Samstag gegen 15 Uhr einen neuen Präsidenten haben. Er wird wahrscheinlich Marco Chiesa oder Alfred Heer heissen – Betonung auf «wahrscheinlich». Denn bis am Freitagmittag war unklar, ob der Zürcher SVP-Nationalrat Heer wirklich noch an seiner Kandidatur festhält.
Alfred Heer hat bei der Basis die besseren Chancen. Dieser Eindruck wird in mehreren Gespräch mit SVP-Mitgliedern und -Spitzenpolitikern bestätigt. Unter vorgehaltener Hand erwähnen mehrere Nationalräte die Qualitäten von Heer. Notiert haben wollen sie aber nur Allgemeinsätze, etwa, dass man froh über eine Kampfwahl sei und beide Kandidaten die Partei gut führen könnten.
Der Berner Altnationalrat Thomas Fuchs ist der einzige, der sich gegenüber watson klar für Heer aussprechen will. «Fredi Heer hat sich als fleissiger Schaffer einen sehr guten Ruf als Aussenpolitiker gemacht. Er beherrscht die Landessprachen und bei seinen Auftritten wirkt er authentisch», sagt Fuchs.
Doch dafür müsste Heer zu seiner Kandidatur weiterhin stehen. Die Tatsache, dass sich kaum ein Spitzenpolitiker öffentlich zu Heer bekennen möchte, erklären Mitglieder der Bundeshausfraktion mit Chiesas Nähe zum SVP-«Übervater» Christoph Blocher. «Er ist klar der Kandidat, den man in Herrliberg will», sagt ein Nationalrat und guter Freund von Heer, der mit dieser Aussage nicht namentlich genannt werden möchte.
Seine Vermutung: Komme es zur «öffentlichen Wahl», so wie es bei den SVP-Versammlungen üblich ist, würde Chiesa gewinnen. «Gegen Blochers Wunschkandidat zu stimmen, kommt nicht bei allen gut an», sagt er. Seine Hoffnung sei deshalb, dass die Delegierten geheim und per Stimmzettel ihre Wahl abgeben können. Klappen könnte das, wenn ein Mitglied dies verlangt. Von gut informierten Parteikadern heisst es, die Versammlungsleitung sei auf eine «geheime Wahl» vorbereitet. Die Stimmzettel seien bereits gedruckt.
Damit es wirklich zu einer Kampfwahl kommt, müsste Heer Stellung beziehen. Der Zürcher ist aber untergetaucht, beantwortet keine Anfragen per Mail und ist telefonisch nicht erreichbar. Das sorgte gestern für «Verwirrung»: Die Tamedia-Zeitungen berichteten, dass Heer an seiner Kandidatur festhalte. Im «Blick» sagt er jedoch, er habe nie mit dem «Tages-Anzeiger» gesprochen.
Klärung könnte es im Verlauf des Tages noch geben. Der Parteivorstand trifft sich heute, um die Delegiertenversammlung vorzuberaten. Chiesa ist dort als Vizepräsident mit dabei, von Heer wird erwartet, dass er zumindest gegenüber dem Vorstand seine Ambitionen fürs Parteipräsidium kundtut.
Ein Präsident mit EU-Pass würde doch das wahre Gesicht dieser Opportunistenpartei repräsentieren.
Oder ein Co-Präsidium der beiden, denn mezzo Italiano plus mezzo Italiano gibt ganzen Italiano.
😂
" Komme es zur «öffentlichen Wahl», so wie es bei den SVP-Versammlungen üblich ist, würde Chiesa gewinnen. «Gegen Blochers Wunschkandidat zu stimmen kommt nicht bei allen gut an», sagt er. Seine Hoffnung sei deshalb, dass die Delegierten geheim [...] ihre Wahl abgeben können."
à la: 'Also wenn wir abstimmen können, ohne befürchten zu müssen, dass es Blocher mitkriegt, könnte es sogar demokratisch werden!'
Und das von den selbsternannten Hütern des Volkswillens...