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SVP-Dettling schimpft über Viola Amherd – und lobpreist Elon Musk

Parteipraesident Marcel Dettling an der Delegiertenversammlung der SVP Schweiz in der Sporthalle Schachen in Aarau am Samstag, 12. Oktober 2024. KEYSTONE/Walter Bieri )
SVP-Präsident und Scharfmacher: Marcel Dettling geht zum Frontalangriff auf Bundespräsidentin Viola Amherd.Bild: keystone

SVP-Dettling schimpft wüst über Amherd: «Foto mit von der Leyen war eine Schweinerei»

SVP-Präsident Marcel Dettling holt in einem Interview zum Rundumschlag aus. Im Fokus seiner Angriffe steht besonders Bundespräsidentin Viola Amherd. Mitte-Politiker bezeichnen Dettlings Äusserungen als niveau- und respektlos.
29.12.2024, 08:0729.12.2024, 14:19
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Um scharfzüngige Kritik an so ziemlich allem, was nicht seiner Meinung entspricht, war SVP-Präsident Marcel Dettling in seiner bisherigen, einjährigen Amtszeit selten verlegen. Nun lanciert er in einem Interview mit dem «SonntagsBlick» einen Frontalangriff gegen Bundespräsidentin Viola Amherd – und geht dabei auch auf die persönliche Ebene über.

Dettlings Kritik dreht sich insbesondere um das Verhalten Amherds bei der Aushandlung der neuen Bilateralen zwischen der Schweiz und der EU. Er sehe kein Bundesratsmitglied, das Feuer und Flamme wäre für das neue Abkommen – ausser Amherd. Allerdings sei das nicht wegen des Inhalts:

«Es ist offensichtlich, dass es ihr nur um das Foto mit Ursula von der Leyen ging. Der Inhalt spielt für Viola Amherd keine Rolle.»
Swiss Federal President Viola Amherd, right, shakes hands with European Commission President Ursula von der Leyen, left, after a press conference on Friday, December 20, 2024 in Bern, Switzerland. Van ...
Auf dieses und weitere Fotos von Amherd mit EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen spielt Dettling an.Bild: keystone

Die Mitte-Bundesrätin habe «den grossen Zampano» gemacht und dann ihre Kollegen Cassis, Parmelin und Jans vorgeschickt, um Stellung zu nehmen. Er hätte erwartet, dass sie als Bundespräsidentin sich selbst den Medien und ihren Fragen stellt. Dettling feuert:

«Der Fototermin war im Grunde eine Schweinerei.»

Er selbst kritisiert am Inhalt des Übereinkommens insbesondere die Kohäsionszahlungen von künftig 350 Millionen Franken, die die Schweiz jährlich an die EU entrichten muss, um Zugang zum Binnenmarkt zu erhalten.

Doch noch war der SVP-Scharfmacher nicht fertig mit seinen Attacken gegen Amherd. Gefragt nach seiner Wahrnehmung der Walliserin als Bundespräsidentin warf der 43-Jährige Amherd vor, sie habe bisher vor allem «Steuergeld verbrannt». Die Bürgenstock-Konferenz zum Ukraine-Krieg, bei der Amherd eine zentrale Rolle als Gastgeberin spielte (und für die sie notabene viel Lob erhielt), sei ein Desaster geworden. Amherd habe dabei nur ihr Ego gesteigert, so ein weiterer Vorwurf des Schwyzers auf persönlicher Ebene.

Das Mitte-Lager liess Dettlings Giftpfeile nicht auf sich sitzen. Mehrere Parteikolleginnen und -kollegen äusserten sich im Verlaufe des Sonntags und nahmen ihre Bundesrätin in Schutz. So schrieb die Aargauer Ständerätin Marianne Binder-Keller auf X, Dettling bringe «kein einziges plausibles Argument» hervor, sondern stattdessen nur «Beschimpfungen und Grobheiten». Ironisch attestiert sie ihm zudem ein «super Niveau».

Auch Marc Rüdisüli, Präsident der Jungen Mitte, bezeichnete Dettlings Äusserungen als «billige Stimmungsmache». Was der SVP-Präsident von sich gebe, sei «niveaulos» und «respektlos» gegenüber der Bundesrätin.

Amherd selbst hat sich nicht bisher nicht geäussert. In der Vergangenheit hatte sich die Walliserin im Umgang mit Kritik aus Populistenkreisen jedoch jeweils gelassen gezeigt.

Nebst seinen Angriffen gegen Amherd sprach Dettling auch über die Zuwanderung in die Schweiz, die er ein weiteres Mal als zu viel zu hoch taxierte, auch hinsichtlich Fachkräften für den Arbeitsmarkt. Bezüglich Asylwesen «koche» zudem die Volkseele, so Dettling. Er fordert, dass nur noch Menschen aufgenommen werden, die «wirklich einen Asylgrund» haben.

Ausserdem forderte er – wohl beflügelt von den Entwicklungen in den USA – ein «Moratorium für das Staatswachstum» und damit einen Einstellungsstopp für Staatsangestellte.

In den USA weibelt insbesondere Elon Musk als enger Vertrauter von Donald Trump für Staatsabbau. Trump spielt munter mit und sicherte dem Tech-Mogul und reichsten Mann der Welt gar eine eigene Behörde zu, um Vorschläge zur Reduktion der Staatsausgaben auszuarbeiten.

(con)

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466 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Haarspalter
29.12.2024 08:44registriert Oktober 2020
„In der Vergangenheit zeigte sich Amherd im Umgang mit Kritik aus Populistenkreisen gelassen.“

Richtig.

Dettlings Gepolter ist ja nicht für die Ohren der Bundesrätin gedacht, sondern für die SVP-Basis:

Pour la galerie.
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Philboe
29.12.2024 08:52registriert Juli 2015
Was auch eine Schweinerei war ist die Tatsache dass man Gesetze gebrochen hat auf dem Bundesplatz mit Hellebarde als stärkste Partei. Wenn Herr Dettling auch nur ansatzweise das Gefühl hat ohne EU geht es der CH gut dann rate ich dem Herr Dettling einmal über den Tellerrand zu schauen und vielleicht statt der Bote der Urschweiz und Nebelspalter ein bildendes Buch zu lesen
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Jacques #23
29.12.2024 08:24registriert Oktober 2018
Für die einen sind es Partner in der Zusammenarbeit. Für die anderen sind es zutiefst bösartige Wesen, beinahe Außerirdische.

Sowas nennt man überholte Überzeugungen aus der Kindheit.

Die Europäer sind freundlich, ganz nett und möchten wie Erwachsene gemeinsam sprechen und zusammen arbeiten.

Man stelle sich etwas Sendung mit der Maus Musik im Hintergrund vor.
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