«Beschämend!», «Lohndumping!»: So lauteten die Vorwürfe kurz nachdem die Swiss vor zwei Wochen angekündigt hatte, im Winter zahlreiche Flüge an Air Baltic auszulagern. Damit will die Lufthansa-Tochter den Flugplan stabilisieren. Denn diesen Sommer musste sie zahlreiche geplanten Flüge stornieren, wegen Personalmangel in den eigenen Reihen sowie an internationalen Flughäfen.
Die Kabinengewerkschaft Kapers nannte diesen Schritt beschämend für eine Premium-Airline. Und weil die Flight Attendants von Air Baltic nur zwischen 900 und 1500 Euro pro Monat verdienen würden, sei diese Massnahme Lohndumping. Und der Cockpit-Personalverband Aeropers monierte, dass nun noch mehr Passagiere zwar ein Swiss-Ticket kaufen würden, dann aber zu ihrem Verdruss an Bord einer fremden Airline Platz nehmen und von einer fremden Crew bedient würden. Denn seit mehreren Jahren betreibt die Swiss auch mit Helvetic Airways eine so genannte Wetlease-Partnerschaft, so wie im Fall von air Baltic, für die Auslagerung von Flügen.
Bei dieser Kritik bleibt es nicht. CH Media liegt eine «Protestnote» vor, dass das Swiss-Management unter der Führung von CEO Dieter Vranckx, Finanzchef Markus Binkert und Kommerzchef Tamur Goudarzi Pour am Dienstag erhalten hat. Absender sind Kapers und Aeropers, sowie der Kaufmännische Verband Schweiz und die Bodenpersonal-Gewerkschaft VPOD SEV-GATA.
Im Schreiben kritisieren die Personalorganisationen, dass sie bei der so genannten Wetlease-Kooperation mit Air Baltic nicht angehört worden sind: «Wir wurden von Ihnen über diese Entscheidung kurz vor der Pressemitteilung informiert und vor vollendete Tatsachen gestellt.» Dieses Vorgehen sei befremdlich.
Das Problem aus Personalsicht: In zahlreichen Bereichen herrscht Unterbestand, nicht zuletzt an Bord nach den Entlassungen und Fluktuationen der vergangenen Monate. Entsprechend habe es zahlreiche Gespräche mit den Gewerkschaften und Arbeitnehmerverbänden gegeben, um diese Situation zu entschärfen. «Von einer Wetlease-Partnerin aus dem EU-Ausland war niemals die Rede.»
Wie im Intranet allerdings zu lesen sei, sei diese Kooperation schon seit längerem geplant gewesen. Dies verurteile man auf das Schärfste, schreiben die Verbände.
«Die Personalplanung der Swiss, welche gegensteuernde Massnahmen zu spät ergriffen hat, hat die Swiss nun in eine Lage gebracht, in der sie nicht fähig ist, die geplante Produktion zu bewerkstelligen», heisst es im Schreiben. Nun würden Flugzeuge und Besatzungen von Air Baltic eingesetzt, welche die eigene Kostenstruktur deutlich unterbieten würden. «Dieses Lohndumping ist für uns inakzeptabel.»
Man fordere deshalb das Management auf, die Entscheidung zu Air Baltic zu revidieren - sprich: rückgängig zu machen. Denn diese Kooperation untergrabe die Sozialpartnerschaft.
Die Swiss sieht hingegen kein Problem, wie sie gegenüber CH Media kürzlich sagte. Ein Lohndumping gebe es nicht. Die befristete Zusammenarbeit mit Air Baltic habe die Stabilisierung des Flugplans und die Erhöhung der Planungssicherheit für die Kundschaft zum Ziel.
«Darüber hinaus soll damit eine zusätzliche Entlastung für die Kabinenmitarbeitenden einhergehen», sagt Sprecher Michael Stief. Die Air-Baltic-Crews würden Spesen für ihre Einsätze von und nach Zürich erhalten. Zudem würden die Angestellten für ihre Auslagen vor Ort, wie die Hotelübernachtung oder Uniformreinigung, von der Swiss entschädigt. (aargauerzeitung.ch)
Als wäre das ein Verdruss! Ich bin schon mehrmals mit Air Baltic geflogen und finde jetzt nicht, dass sie Swiss in Puncto Qualität und Service in irgendeiner Weise nachstehen würde.
Den Verdruss hätte ich höchstens, wenn ich feststelle würde, dass Baltic den gleichen Flug auf der eigenen Website viel günstiger anbietet. Aber den hätte ich auch dann, wenn ich in einer Swiss-Maschine sitze und den Preis vergleiche.