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Abschuss ganzer Wolfrudel: Bundesamt für Umwelt zieht Bilanz

HANDOUT - Zwei Woelfe des im Augstbordgebiet im Oberwallis ansaessigen Rudel, aufgenommen im November 2016 durch eine Fotofalle der Gruppe Wolf Schweiz. In einem abgelegenen Teil des Augstbordgebietes ...
Glück gehabt: Diese beiden Wölfe im Walliser Augstbordgebiet tappten bloss in eine Fotofalle der Gruppe Wolf Schweiz.Bild: GRUPPE WOLF SCHWEIZ

147 Wölfe abgeschossen: Was bringt die präventive Wolfsjagd?

Seit zwei Jahren ist der vorsorgliche Abschuss von Wölfen möglich. Vier Rudel wurden ganz abgeschossen. Auch ein Herdenschutzhund und drei Luchse fielen der Wolfsjagd zum Opfer. In einer Analyse zieht der Bund Bilanz. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
29.05.2025, 22:2929.05.2025, 22:29
Stefan Bühler / ch media
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Zeitweise war es die umstrittenste Frage in der Schweiz: Dürfen Wölfe abgeschossen werden, bevor sie Schaden anrichten – obwohl die Art als geschützt gilt? Seit Ende 2023 ist das erlaubt, zum Schutz der Berglandwirtschaft.

Während zweier Perioden hatten die Kantone seither die Möglichkeit, die Wolfspopulation zu dezimieren: Im Winter 2023/2024 und vom 1. September 2024 bis 31. Januar 2025. Am Dienstag präsentierte das Bundesamt für Umwelt (Bafu) eine Analyse, was das gebracht hat.

Wie hat sich der Wolfsbestand entwickelt?

Ende Dezember 2023 lebten 36 Wolfsrudel in der Schweiz, 122 Welpen wurden in jenem Jahr geboren. Der Bund gab zwischen Dezember 2023 und 31. Januar 2024 den Abschuss von 100 Wölfen frei, erlegt wurden 55, ein Rudel wurde ausgemerzt. Nach der ersten Regulierungsperiode lebten in der Schweiz nachweislich 314 Wölfe in 35 Rudeln.

Im 2024 bildeten sich neue Rudel, sodass deren Zahl bis Ende Jahr auf 39 stieg. Es kamen mindestens 139 Welpen zur Welt. Für die Abschussperiode von Herbst 2024-2025 gab das Bafu 125 Wölfe frei. Effektiv abgeschossen wurden 92, darunter drei ganze Rudel. Aktuell sind laut Bafu in der Schweiz 320 Wölfe nachgewiesen, 12 Rudel gelten als unproblematisch: «Das schnelle Wachstum der Wolfspopulation wurde gebremst.»

Warum wurden nicht alle bewilligten Abschüsse realisiert?

Die Wolfsjagd ist sehr aufwendig. «Es handelt sich um Nachtarbeit bei jeder Witterung, das Terrain ist häufig schwierig», schreibt das Bafu. Wölfe halten sich nicht an Landesgrenzen, Einzeltiere und Rudel können vor der Jagd ins Ausland flüchten. Bei der Eliminierung ganzer Rudel sei es zudem schwer möglich, alle Individuen zu schiessen, schreibt das Bafu.

Wie schwierig die Jagd ist, zeigen auch die laut Bafu wenigen Fehlschüsse. So wurden irrtümlich ein Herdenschutzhund und drei Luchse getötet. Mehrheitlich wurden aber junge Wölfe eliminiert, wie das beabsichtigt war. «Die Kantone gehen mit der gebotenen Sorgfalt vor», so das Bafu.

Können die Schafe jetzt aufatmen?

Sofern sie von gutem Herdenschutz profitieren: Ja. Der Bund zahlt Millionen, damit Nutztiere vor dem Wolf geschützt werden können. Im 2022 fielen knapp 1800 Nutztiere dem Wolf zum Opfer, im 2024 waren es noch 926. Das ist fast eine Halbierung. Laut Bafu ist das auf die beiden Säulen des Wolfsmanagements zurückzuführen: die Schutzmassnahmen und die Abschüsse. Wobei sich noch nicht sagen lässt, ob die Wölfe wegen der Abschüsse wieder mehr Scheu vor dem Menschen entwickeln.

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Auge in Auge mit einem Wolf
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Auge in Auge mit einem Wolf
Der «böse Blick»: Ein grosser männlicher Wolf merkt auf. Der Filmer ist unsichtbar versteckt und unter dem Wind, macht aber durch Imitation des Heulens auf sich aufmerksam. Die bersteinfarbene Iris der Wölfe war den Menschen so unheimlich, dass Hunde mit heller Iris getötet wurden.
quelle: videostill/stefano polliotto
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«Ich bin total gegen Wolfsabschüsse » – Jäger hat klare Meinung
Video: watson
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83 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Geröllhaldenprofi
29.05.2025 23:02registriert September 2020
2020 verendeten während der Sömmerung 30'000 Schafe. 2024 waren es bereits 56’838. Wussten Sie das? Kaum, das interessiert ja auch niemanden, es werden keine Massnahmen ergriffen. Wenn der Wolf 926 (1.6%) Schafe frisst: ein riesen Theater. Müsste man sich nicht zuerst mal um die 55'912 (ja über 55 Tausend) Schaf kümmern für dessen Tod der Wolf nichts kann?
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TrueSherlock
29.05.2025 23:16registriert Juli 2024
Albert Rösti hat mit seiner Anweisung, das Nationalpark-Rudel "präventiv" - also ohne zuvor eingetretenen Schaden durch die Wölfe - auszurotten, gegen Art. 1 im Nationalparkgesetz verstossen : "Der Schweizerische Nationalpark im Engadin und Münstertal im Kanton Graubünden ist ein Reservat, in dem die Natur vor allen menschlichen Eingriffen ge-
schützt und namentlich die gesamte Tier- und Pflanzenwelt ihrer natürlichen Ent-
wicklung überlassen wird. Es sind nur Eingriffe gestattet, die unmittelbar der Erhal-
tung des Parks dienen." Er gehört angezeigt!
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James McNew
29.05.2025 23:14registriert Februar 2014
Sie bringt jedenfalls Wählerstimmen für die SVP und schürt den Stadt-Land-Graben. Ziel erreicht.

Echter Schutz der Nutztiere wäre halt bei der eigenen Klientel massiv weniger populär 🤷🏻‍♂️
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