Ich hasse Navigationsgeräte. Im Auto würde ich so ein Ding niemals benutzen. Ich finde, die Geräte erleichtern uns nicht das Leben, sondern sorgen für unsere Verdummung. Ich freue mich jeweils diebisch, wenn zum Beispiel jemand – dessen Name mir gerade entfallen ist – statt nach Stein AR nach Stein SG fährt, weil er nur auf das Navi schaute. Oder jemand anderes – gopf, auch dieser Name ist gerade weg – in den Ferien in Italien erst eine Stunde in die falsche Richtung fährt, weil das Navi sagt: Du musst dahin.
Nun, auf der Tour dur d'Schwiiz verzichte ich bei meinem Tracking auf das Eingeben der Route. Wenn immer möglich fahre ich nach Wegweisern. Oder Gefühl. Aber wenn ich unsicher bin, checke ich auf dem Handy Google Maps. Zugegeben: Ich mache dies öfter, als mir lieb ist. So auch heute, als ich in Villars-le-Comte erst noch die Pferde beneide, welche einfach den ganzen Tag in der Sonne liegen können, mich dann aber frage: Wie komme ich jetzt in meine nächste Gemeinde (Prévondavaux)?
Man muss dazusagen: Ich staune auch nach vier Tagen in der ländlichen Gegend der Kantone Fribourg und Waadt, wie unglaublich provinziell und verträumt das hier alles ist. Von Fribourg wusste ich vorher eigentlich nur, dass Gottéron grossartig, der Greyerzersee wunderschön und in Freiburg ein Studentenschlaraffenland ist.
Natürlich kannte ich Murten (wusste aber nie recht, ob das jetzt noch Bern ist oder vielleicht doch schon Waadt oder eben Fribourg) und hörte schon von Düdingen, Plaffeien, Bulle (die waren mal in der Nati A im Fussball, so ca. 1993, zusammen mit Chiasso aufgestiegen. Das war cool) und Co. Aber wie es dort aussieht: keine Ahnung. Nachdem ich jetzt Fribourg als neunten Kanton komplettiert habe, weiss ich: Es ist unfassbar ländlich. Eigentlich noch krasser als in Graubünden. Viele Dörfchen bestehen eigentlich nur aus Bauernhöfen. Und dem Gemeindehaus.
Ich suche also nach dem schnellsten Weg. Google sagt: «Das ist er.»
Ich fahre fröhlich los, doch am Waldrand plötzlich dieses Bild:
Ich weiss, das wäre der Moment zum umkehren gewesen. Es wären vielleicht nur drei bis fünf Kilometer Umweg gewesen. Aber ich wollte nicht. Ich kann es nicht erklären, vielleicht war ich mental einfach zu müde, um umzudrehen. Ich sagte mir: Da muss bald wieder ein Weg kommen. Ich schieb mal durch die Wiese. Nach 50 Metern:
Ich weiss, allerspätestens jetzt hätte ich drehen sollen. Aber ihr wisst sicher selbst, wie das ist. Man steht da, ahnt in 100 Metern Entfernung ein Strässchen und – zack! – schon ist das Velo mit Gepäck über den Zaun gehoben. Ich schiebe also weiter. Mitten durch die Kuhweide.
Ein zweiter Zaun, ein dritter folgt. Immerhin sehe ich unten das rettende Strässchen. Nach weiteren 100 Metern ist dieses erreicht:
Kaum auf der Strasse tue ich so, also ob nichts gewesen wäre und radle weiter. Schnell erreiche ich Denezy und stelle erfreut fest: Das gehört zur Gemeinde Montanaire und hatte ich so nicht auf dem Plan. Manchmal lohnt es sich eben nicht gleich umzudrehen, sondern 200 Meter über Stock und Stein zu gehen.