Schweiz
Tour dur dSchwiiz

Wie man ungeliebte und ungewollte Gäste los wird? Man zeigt ihnen einen Geheimweg, um die Österreicher zu besiegen

Tour dur d'Schwiiz, 38. Etappe: Göschenen – Guttannen

1 / 33
Tour dur d'Schwiiz, 38. Etappe: Göschenen - Guttannen
Das Highlight des Tages: Der Sustenpass. Allerdings macht der bei knapp sechs Grad, Nebel und Nieselregen nur bedingt Spass.
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Tour dur dSchwiiz

Wie man ungeliebte und ungewollte Gäste los wird? Man zeigt ihnen einen Geheimweg, um die Österreicher zu besiegen

Ich hätte vor meiner Tour dur d'Schwiiz ja nicht gedacht, dass ich so oft mit Napoleon in Kontakt komme. Aber ja, in Guttannen ist es wieder so weit. Hier wollte man seine Streitkraft loswerden. Und tat dies mit einem Tipp, der womöglich die Schweiz in ihrer heutigen Form überhaupt entstehen liess.
18.08.2015, 10:4518.08.2015, 11:27
Reto Fehr
Mehr «Schweiz»
Mit dem Velo durch die ganze Schweiz
In den kommenden knapp vier Monaten bereise ich mit dem Velo die ganze Schweiz. Auf meiner Tour dur d'Schwiiz besuche ich alle 2324 Gemeinden der Nation und werde eine Strecke von 11'000 Kilometern mit dem Velo hinter mich bringen. Dies entspricht der Distanz von Zürich nach Peking. Folge mir im Liveticker, auf Facebook und Twitter

Viel ist nicht los in Guttannen, dem 350-Seelendorf auf dem Weg zum Grimselpass. Es ist der erste Ort an der Aare. Ich finde ein nettes B&B, Käthi's B&B. Sonst gibt's hier noch Regula's Dorfladen (man beachte bei beidem den Apostroph. Der ist bekanntlich falsch. Zumindest im Deutschen. Aber für bisschen englisches Flair kann man's ja machen). Und dann steht hier noch das Hotel Bären an der Hauptstrasse. Dort esse ich. Es gibt wunderbare Rösti:

Bild
Bild: watson

Ich sitze also da in der Gaststube. Es ist der Treffpunkt im Ort. Die Arbeiter kommen hierher, man kennt sich, es ist einiges los. Heimelig wirkt der Raum mit seinem hellen Holz. Der Bären steht schon ewig hier. Auch 1799 war hier Betrieb. Damals aber von eher ungebetenen Gästen: der französischen Armee Napoleons. Vielleicht sass der Anführer der Streitmacht, General Charles-Etienne Gudin, genau an meinem Platz.

Das Hotel Bären in Guttannen. Hier erhielten die Franzosen 1799 wohl den entscheidenden Tipp.
Das Hotel Bären in Guttannen. Hier erhielten die Franzosen 1799 wohl den entscheidenden Tipp.Bild: watson

Die Franzosen belagerten seit 1798 das Dörfchen. Zu essen gab es wenig. So plünderten sie halt immer wieder die Vorräte der Dorfbewohner. Grund für die Anwesenheit der gut 4000-köpfigen Streitmacht waren die Österreicher von Erzherzog Carl auf dem Grimselpass. Die hatten sich dort verschanzt und glaubten, eine uneinnehmbare Position errichtet zu haben. Doch die Franzosen mussten den Pass erobern. Sie wollten den Zusammenschluss der österreichischen und der von Italien kommenden russischen Alliierten von General Alexander Suworow verhindern.

Die Bewohner von Guttannen hatten ebenfalls ein Ziel: Die Franzosen los werden. So versprach der damalige Bärenwirt Niklaus Fahner ihnen einen geheimen Weg zu zeigen, um die Österreicher auszutricksen und ihnen in den Rücken zu fallen. 

Guttannen: 1723 und 1803 vernichteten Feuer das ganze Dorf.
Guttannen: 1723 und 1803 vernichteten Feuer das ganze Dorf.Bild: watson

Fahner führte am 13. August 1799 Gebirgsjäger vom oberen Bögli über die Felsen, Schneefelder und Gletscher der Gerstenhörner sowie das Nägelisgrätli hinter die Österreicher. Der Rest der Franzosen Griff auf dem normalen Weg an. Gudin schrieb über den Kampftag am 14. August: «Erst nach unglaublichen Schwierigkeiten und einem während sechs Stunden andauernden Schusswechsel ist es uns gelungen, diese Grimselstellung zu gewinnen.» Am Ende waren die Österreicher aber besiegt.

In Guttannen wird seit 1999 mit einem Schiesswettbewerb jährlich an die Schlacht erinnert. Die Organisatoren sind sich sicher: «Hätten die Franzosen damals nicht gewonnen, die Schweiz in ihrer heutigen Form würde nicht existieren. Der Bärenwirt von Guttannen hat die Weltgeschichte beeinflusst.»

Die Franzosen zogen nach dem Sieg schnell weiter zum Gotthard, wo sie dann auf die Truppen Surowows trafen. Den Talbewohnern hier in Guttannen war das egal, sie waren froh, die Franzosen endlich los geworden zu sein.

Tour dur d'Schwiiz, 37. Etappe

1 / 48
Tour dur d'Schwiiz, 37. Etappe: Mollis - Göschenen
Kurz nach dem Start der Etappe: Ein kurzer Stopp, weil vor Glarus gerade das Vieh die Weide wechselt.
Auf Facebook teilenAuf X teilen
No Components found for watson.appWerbebox.
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Nach Sanija Ametis Interview: Das sind die Reaktionen
Wie reagieren die Grünliberalen auf die Aussagen von Sanija Ameti? Hinter den Kulissen tut sich was. Bereits einen Entscheid getroffen hat die Operation Libero, deren Co-Präsidentin Ameti ist.

«Ich schäme mich für diesen Fehler.» Es sind deutliche Worte, die Sanija Ameti im Exklusiv-Interview mit der «Schweiz am Wochenende» über ihre Schiessübungen auf ein Bild von Maria und Jesus findet. Seit die Co-Präsidentin der Operation Libero Bilder dieser Aktion auf Social Media geteilt hatte, entlud sich ein grosser Sturm der Empörung gegen die ambitionierte Jungpolitikern. Sie hat sich entschieden, sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Drei Monate lang. Bis jetzt.

Zur Story