Ich staune nicht schlecht, als ich auf der 67. Etappe durch den Jura kurz nach dem Ortsschild von Cornol diesen Willkommensgruss erblicke:
Fragend lässt mich dabei das Wappen zurück. Warum hat es da drei schwarze Köpfe drauf? Das ist doch sehr unüblich für die Schweiz. Und bei der Darstellung der Männer schiesst es mir durch den Kopf: Hier würden heute einige Rassismus schreien. Auf jeden Fall würde in der Schweiz 2015 kaum mehr jemand auf die Idee kommen, so ein Wappen zu gestalten.
Ich frage bei der Gemeindeverwaltung nach dem Ursprung des Wappens: «Wir wissen es nicht genau», sagt Selxhane Sofra, «vermutlich gedenkt es den vielen Schwarzen, die früher hier den Römer dienten.» Sie erhalten immer wieder Anfragen, ob das Wappen noch «haltbar» sei. Aber das nimmt sie gelassen: «Wir haben nie daran gedacht, es zu ändern.»
Ich suche bisschen nach ähnlichen Wappen und werde in der Schweiz schnell fündig. Auch Mandach AG, Möriken AG, Avenches VD und Oberweningen ZH präsentieren auf ihren Wappen einen schwarzen Kopf.
Auch dort frage ich überall nach der Herkunft und ob es schon Diskussionen zum Wappen gab. Die Antworten sind eindeutig: Man ist stolz auf das Wappen, Änderungen wurden zwar schon diskutiert, aber man ist sich einig, dass das Wappen bestehen bleiben soll. Kaspar Zbinden, Gemeindeschreiber von Oberweningen schreibt: «Für die Bewohner ist es ganz klar: das Wappen ist weder anstössig noch gibt es einen Grund das zu ändern. Es ist einfach normal, es ist unser Wappen.»
Nicht ganz eindeutig ist überall die Herkunft. In Mandach und Oberweningen wird auf den heiligen Mauritius verwiesen. Dieser war römischer Offizier in der Gegend von Ägypten. Seine Legion bestand praktisch nur aus Christen. Er weigerte sich dabei den kaiserlichen Befehl auszuführen, der besagte: alten Götter huldigen, Christen verfolgen und hinrichten. Die Folge davon: Seine ganze Legion wurde massakriert.
In Möriken sei um 1200 Antonius der Grosse zum Schutzpatron einer kleinen Kapelle erkoren. Dieser war als Nubier dunkler Hautfarbe. Vereinfacht wurde er schwarz gezeichnet.
Der heutigen, politischen Korrektheit nicht genug: In Mandach gibt es ein Süssgebäck mit dem Namen «Negerschnitte». Ein passenderer Name sei noch niemandem eingefallen, lässt die Gemeinde mitteilen und schreibt weiter: «Die ‹Negerschnitte› können Sie an jedem Mandacher Festanlass selber geniessen. Aber seien Sie schnell: sie ist weitherum sehr beliebt und darum jeweils rasch ausverkauft.»