Dies soll laut «Wall Street Journal» die «traurigste Flughafenlounge» der Vereinigten Staaten sein. Obwohl sie eigentlich der Crème de la Crème der Reisenden vorbehalten ist – First- und Business-Class-Passagieren mehrerer internationaler Fluggesellschaften, darunter Swiss, Qatar und Emirates, sowie Priority-Pass-Mitgliedern –, scheint dieser Ruhebereich die Gesetze des gesunden Menschenverstands (oder zumindest die der Google-Bewertungen) zu verhöhnen.
In Online-Foren fehlt es nicht an drastischen Worten und blumigen Beschreibungen, um die schlimmen Erlebnisse der Besucher dieser «winzigen Lounge ohne Fenster» im Terminal 5 zu schildern, die die inoffizielle Rangliste der schlimmsten Flughafenlounges der USA anführt. «Erbärmliche Essensauswahl», «eng und laut», «traurig», «düster», «feucht», «eine feindliche Müllkippe», «ein Kellerloch» oder, um es einmal ganz offen zu sagen: «eine Arrestzelle» …
Die von den Gästen veröffentlichten Fotos vermitteln vielmehr den Eindruck abgenutzter Möbel, eines muffigen Teppichs und einer mickrigen Snackauswahl wie aus dem Selecta-Automaten, statt einer VIP-Lounge, für die man tief in die Tasche greifen muss. Winzige Sandwiches, vorverpackte Pastasalate und Instantnudeln – das ist meilenweit vom Flair eines First-Class-Fluges entfernt.
Die Rezensionen sind mehr als deutlich:
Der einzige Pluspunkt laut vielen Besuchern: Es gibt keinen Barkeeper – man kann sich seine Drinks an der Selbstbedienungsbar also ganz nach Belieben selbst mixen. Mehrere Passagiere empfehlen sogar ausdrücklich, ordentlich zu bechern, um es sich in dem Raum halbwegs bequem zu machen.
Vom «Wall Street Journal» darauf angesprochen, unternimmt Swissport International – das in Zürich ansässige Unternehmen, das zahlreichen Fluggesellschaften und Flughäfen weltweit Dienstleistungen bietet – nicht einmal den Versuch, den schlechten Ruf seiner Lounge schönzureden.
Ein Verantwortlicher für Nordamerika bestätigte dem Wirtschaftsblatt sogar, dass die O’Hare-Lounge weit hinter den eigenen Standards zurückbleibe und dringend renoviert sowie erweitert werden müsse. Ein mehrere Millionen Dollar schweres Projekt sei bereits im vergangenen Jahr vorgelegt worden, warte jedoch noch immer auf die Genehmigung des Flughafens O’Hare. Dieser wiederum bestätigt, dass das Projekt weiterhin geprüft werde.
Trotz allem hat auch diese traurige Lounge ein paar eifrige Anhänger. Nehmen wir nur das Beispiel des tapferen Dan Bircher, der im vergangenen März bei Google schrieb: «Okay, klar, das ist wahrscheinlich die schlimmste Lounge aller Zeiten! Aber … es gibt eine offene Bar und gratis Snacks, also ist das für mich eine super Lounge.»
«Die meisten Leute, die dieser Lounge eine schlechte Bewertung geben, sind Menschen, die ihr Leben lang komfortabel gelebt und kaum Schwierigkeiten gehabt haben. Wenn ich hereinkomme und acht kostenlose Premium-Spirituosenflaschen sowie Snacks nach Belieben sehe, ist das für mich das Paradies! Danke, Swissport Lounge», fährt Dan fort.
Erst vergangene Woche freute sich eine weitere Online-Rezensentin namens Kelly über die Instantnudeln und Gummibärchen: «Das ist besser, als am Kiosk sieben Dollar für eine Tüte Süssigkeiten zu bezahlen. Die Leute sollten aufhören zu haten.» Andere lobten wiederum den Chardonnay.
Ich war noch nie in einer Lounge am Flughafen, gehöre wohl nicht zu dieser Fluggastgruppe.
Ich hatte auch noch nie das Gefühl, etwas zu verpassen. Und der Artikel bestätigt genau dies.