Sie nannten sich «Wolfsrudel» und begingen eine Reihe von Straftaten: Eine Jugendbande machte den Kanton Aargau unsicher. Unter Pseudonymen wie «Heisenberg», «Smarts» und «Anvivos» verübten sie Einbrüche in Militärbunker und Unternehmen und klauten unter anderem eine Kalaschnikow.
Sie begingen zudem Cyberattacken auf Firmen und erpressten diese. Eine davon war der Lehrbetrieb eines der Beschuldigten, er war dort als Informatik-Lernender angestellt. Sie forderten drei Bitcoins. In der Region durchtrennte die Bande Glasfaserkabel und legte damit Internet- und Telefonverbindungen still, womit Tausende Menschen über die Feiertage 2023 ohne Internet, Festnetz und zeitversetztes Fernsehen auskommen mussten. Sie versuchten gar, einen Zug entgleisen zu lassen. Die missglückte Aktion filmten sie.
Doch die Liste der Straftaten geht noch weiter. Dokumentenfälschung, Brandstiftung, Verkauf von Kinderpornografie, dies alles wird der Jugendbande vorgeworfen. Es kommen damit über 40 Delikte zusammen – alle zwischen Februar 2022 und Mai 2024 verübt. Sachschaden? 400’000 Franken. Dazu kommt eine Deliktsumme von 50’000 Franken, berichtet der Tages-Anzeiger.
Zu den über 29 Geschädigten gehören Grossunternehmen wie SBB, Sunrise und Swisscom sowie die Stadt Rheinfelden und die Armee. Die Staatsanwaltschaft setzt für die Hauptbeschuldigten Freiheitsstrafen zwischen sechs und zehn Jahren an. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Das «Wolfsrudel» bestand aus fünf Jugendlichen, die heute alle zwischen 19 und 20 Jahre alt sind. Es handelt sich um Schweizer. Mindestens zwei von ihnen kommen aus einem gutbürgerlichen Elternhaus. Zwei Hauptbeschuldigte absolvieren eine Lehre, ein Mitbeschuldigter engagiert sich in der Politik, einige der Beschuldigten sind Hobbyschützen. Was ihre Motive für die Taten waren, ist zurzeit unbekannt. Gemäss der Staatsanwaltschaft handelte es sich um eine «sich selbst verstärkende Gruppendynamik».
Fabian Ilg, Geschäftsleiter der Schweizerischen Kriminalprävention, die sich auch mit Jugendgewalt beschäftigt, meint gegenüber der Zeitung: «Dass Jugendliche oder junge Erwachsene Sabotageakte auf kritische Infrastrukturen verüben, und dies wiederholt und über einen längeren Zeitraum, ist meiner Erfahrung nach selten.»
Bei früheren Gerichtsfällen der Jugendbande sei die Bande als «kriminelle ‹coole› Gruppe» aufgeführt worden. Laut Ilg sei dies typisch. Er meint: «Häufig geht es darum, innerhalb einer Gruppe Anerkennung zu erlangen.» Die sozialen Medien verstärken dies noch. Auch Langeweile oder eine Wohlstandsverwahrlosung könnten Gründe für die Taten sein.
Erwischt wurde die Bande bei einem Einbruch im Januar 2024, bei dem wegen des Lärms die Polizei gerufen wurde. Ein Polizeihund erschnüffelte einige der Beschuldigten in einem Gebüsch. Die zwei jungen Männer befinden sich bis heute in Haft. Ein Gesuch auf Entlassung einer der Männer wurde abgewiesen. (kek)
"Zwar fand man nach einem Einbruch in eine Liegenschaft Begriffe wie «NSDAP», «Fuck SP» und «88» an den Wänden, trotzdem schliessen die Ermittlungen eine politische oder extremistische Motivation aus."