Ende Mai war ein Team des Schweizer Fernsehens in Minneapolis, um über die Demonstrationen gegen Rassismus und Polizeigewalt zu berichten. Die Stimmung war angeheizt. Das Reporterteam, bestehend aus dem Westschweizer RTS-Journalisten Gaspard Kühn, RSI-Mann Max Huber und Kameramann Jean-Pascal Azaïs, geriet zwischen die Fronten.
Die Journalisten wollten sich aus der unangenehmen Lage befreien. Sie liefen mit Presseausweis auf die Polizei zu und riefen «Press!». Dass sich die Medienschaffenden bloss aus der gefährlichen Position befreien wollten, erkannten die Polizisten nicht. Sie schossen mit Gummischrot auf das TV-Team. Das Geschoss verfehlte die Schweizer nur knapp – verletzt wurde niemand.
Die Attacke der US-Polizei auf Schweizer Medienschaffende hatte Anfang Juni diplomatische Folgen. Die Schweiz brachte die Diskriminierung von Minderheiten sowie die Gewalt gegen Journalisten mit einer Erklärung bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) ein. Nicht nur das: Am 4. Juni bestellte der Bund den US-Botschafter ein.
Das Thema sei angesprochen worden, schreibt das Eidgenössische Aussendepartement (EDA) in der Antwort auf eine Reihe von parlamentarischen Anfragen. Eingereicht wurden sie von Nationalrätin Stefania Prezioso Batou (Grüne/GE) und Nationalräten Nicolas Walder (Grüne/GE) und Cédric Wermuth (SP/AG).
Über die Gespräche zwischen dem EDA und der US-Botschaft waren weder das Westschweizer Radio und Fernsehen, noch die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) informiert. Dies erklärt RTS-Sprecher Christophe Minder auf eine Anfrage von watson. Die SRG habe unabhängig davon am 10. Juni selbst bei der Botschaft interveniert, den Vorfall in Minneapolis angesprochen. Dabei wurde auch gefordert, dass Journalisten ihre Arbeit auf amerikanischem Boden «unabhängig» ausüben können.
Minder verweist darauf, dass sich der US-amerikanische Aussenminister Mike Pompeo generell zur Gewalt gegen Medienschaffenden geäussert hat. «Viele Journalisten wurden Opfer von Gewalt, wobei diese Fälle noch schwerwiegender waren als jener, in dem unser Team verwickelt war», sagt Minder weiter.
Ich sag ja nur.
Aber so bringt das nichts