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Schweizer Journalisten attackiert – US-Botschafter einbestellt

US-Polizei schiesst mit Gummischrot auf Schweizer Journalisten – Botschafter einbestellt

Die Schweiz hat beim US-Botschafter interveniert, nachdem ein Schweizer Journalisten-Team in Minneapolis von der Polizei mit Gummischrot angegriffen wurde.
17.06.2020, 15:3718.06.2020, 05:57
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Ende Mai war ein Team des Schweizer Fernsehens in Minneapolis, um über die Demonstrationen gegen Rassismus und Polizeigewalt zu berichten. Die Stimmung war angeheizt. Das Reporterteam, bestehend aus dem Westschweizer RTS-Journalisten Gaspard Kühn, RSI-Mann Max Huber und Kameramann Jean-Pascal Azaïs, geriet zwischen die Fronten.

Video: srf

Die Journalisten wollten sich aus der unangenehmen Lage befreien. Sie liefen mit Presseausweis auf die Polizei zu und riefen «Press!». Dass sich die Medienschaffenden bloss aus der gefährlichen Position befreien wollten, erkannten die Polizisten nicht. Sie schossen mit Gummischrot auf das TV-Team. Das Geschoss verfehlte die Schweizer nur knapp – verletzt wurde niemand.

EDA sprach mit US-Botschafter über Vorfall in Minneapolis

Die Attacke der US-Polizei auf Schweizer Medienschaffende hatte Anfang Juni diplomatische Folgen. Die Schweiz brachte die Diskriminierung von Minderheiten sowie die Gewalt gegen Journalisten mit einer Erklärung bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) ein. Nicht nur das: Am 4. Juni bestellte der Bund den US-Botschafter ein.

Das Thema sei angesprochen worden, schreibt das Eidgenössische Aussendepartement (EDA) in der Antwort auf eine Reihe von parlamentarischen Anfragen. Eingereicht wurden sie von Nationalrätin Stefania Prezioso Batou (Grüne/GE) und Nationalräten Nicolas Walder (Grüne/GE) und Cédric Wermuth (SP/AG).

Bundesrat zur Anfrage aus dem Parlament betreffend Polizeigewalt in den USA:
«Das EDA hat dieses Thema auch mit dem US-Botschafter in der Schweiz am 4. Juni angesprochen.»Bild: parlament

SRG fordert, Medienfreiheit zu respektieren

Über die Gespräche zwischen dem EDA und der US-Botschaft waren weder das Westschweizer Radio und Fernsehen, noch die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) informiert. Dies erklärt RTS-Sprecher Christophe Minder auf eine Anfrage von watson. Die SRG habe unabhängig davon am 10. Juni selbst bei der Botschaft interveniert, den Vorfall in Minneapolis angesprochen. Dabei wurde auch gefordert, dass Journalisten ihre Arbeit auf amerikanischem Boden «unabhängig» ausüben können.

Minder verweist darauf, dass sich der US-amerikanische Aussenminister Mike Pompeo generell zur Gewalt gegen Medienschaffenden geäussert hat. «Viele Journalisten wurden Opfer von Gewalt, wobei diese Fälle noch schwerwiegender waren als jener, in dem unser Team verwickelt war», sagt Minder weiter.

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Gewalt an Schwarzen-Protesten in Minneapolis
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Gewalt an Schwarzen-Protesten in Minneapolis
Seit Mitte November gehen Aktivisten der Bewegung "Black Lives Matter" in Minnessota auf die Strasse.
quelle: x00628 / craig lassig
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Dieses Video zeigt die Ausschreitungen in den Strassen von Minneapolis
Video: watson
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15 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Therealmonti
17.06.2020 17:26registriert April 2016
Dem erklārten Trump-Fan; der in der US -Botschaft in Bern hockt; geht die Demarche der Schweiz aber sowas von am Arsch vorbei und sollte er es dennoch nach dem Washingon weiterleiten, wird dies Pompeo und Konsorten auch nicht kratzen.
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Pidemitspinat
17.06.2020 17:43registriert März 2018
vlt. muss man mal ein paar Handelsabkommen auf Eis legen, um den Ernst der Lage zu unterstreichen.
Ich sag ja nur.
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Victor Paulsen
17.06.2020 21:25registriert April 2019
Ist zwar nett, dass man das probiert hat. Doch bei soeinem Partner wird man nicht ernstgenommen, solange man nicht mit handelstechnischen oder wirtschaftlichen konsequenzen droht. In der Schweiz werden solche Drohungen aber nur ungern ausgesprochen.
Aber so bringt das nichts
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